Nervig

25.10.2010, 15 sm vor Niue

… nach so viel Friede, Freude, Kokosnusskuchen ist das hier auch mal wieder dran: Es nervt. Der Eigner liegt mit Hexenschuss flach (im wahrsten Sinne des Wortes „nervig“), wenn er nicht flach liegt, geht er krumm oder sitzt still. Das Wetter ist bescheiden und auf unerklärliche Weise habe wir es hingekriegt, uns zum ersten Mal auf dieser Reise eine Tageslichtankunft erkämpfen zu müssen. Meist sind wir ja „Bremser“, nicht weil wir so schnell segeln, sondern weil wir uns die Ziele erschleichen, indem wir einfach eine Nacht dranhängen. Leider kommt morgen „Wetter“ für die nächsten Tage, also möchten wir gern heute abend in Alofi sein. Noch 15 Meilen, es sollte eigentlich machbar sein, aber dieses Achterbahnfahren ist wirklich eine Karikatur des „Stillen Ozeans“. Wir laufen ganz platt vor den Laken, eher DEM Laken, denn außer der Genua haben wir alles weggepackt, dafür schlägt die manchmal wie wild, und dazu läuft seit 3 Stunden der Motor mit; das Gerappel trägt noch zusätzlich zur frohen Bordstimmung bei. Immerhin: vor mir taucht gerade Niue – gesprochen N-i-u-e, gern auch genannt „The Rock“ – aus den Regenschwaden auf, wie ein langer, graugrüner Pfannkuchen liegt die Insel da, wie mit dem Planerlineal gezogen. Niue hat eine tolle Unterwasserwelt, mit giftigen Seeschlangen und allem, was sonst dazu gehört. Die Seeschlangen müssen fürchterliche Wesen sein: 1. soll man angeblich ihnen den Finger ins Maul stecken und „Fass!“ rufen müssen, ehe sie zubeißen, 2. sind die Mäuler nur für Kinderfinger geeignet. Ansonsten taucht man in Höhlen oder spaziert in ihnen umher – die Insel ist eines der wenigen großen, sich hebenden Korallenatolle, und wer ein Weilchen Zeit hat, kann erleben, dass es sich von derzeit 50 m demnächst auf 100 bis 120 m über den Meeresspiegel erhebt. In etwa 500 Millionen Jahren. Der Eigner lässt dazu fragen, wie das dann mit der Lage der Moorings sein wird. Wenn ich das bloß wüsste…

Nachsatz: es hat sich hier alles ein bisschen beruhigt – ein „Nervig“-Blog hilft offensichtlich, der Seegang hat abgenommen. Und die Insel ist auch schon in Reichweite. Damit wir nicht gleich aus der Nerv-Übung kommen, habe ich rasch zum Motor den Wassermacher dazugeschaltet. Schönes Geräusch, aber wenn’s aufhört ist es umso schöner! Nachher schlafen wir unseren Schlafdefizit-Rausch aus und müssen dann noch sehen, wie wir die Hexe wieder von Bord kriegen. Alles halb so wild!

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