Noch 3 Stromausfälle…

2 x First Class nach Dar, bitte

2 x First Class nach Dar, bitte

Lusaka, 13.3.2016

Das war eine faule Woche: Halspflege, Rumliegerei. Und ein bisschen Planen. Vor allem Planen, wann man die diversen Akkus laden kann, denn für mindestens 8 Stunden am Tag verschwindet der Strom. Load shedding nennt man das, eine landesweite (Un)sitte der Netzentlastung.

Großstadt ohne Licht...

Großstadt ohne Licht…

Falls der Stromausfall abends ist, schmeißt unsere Wirtin Anita einen Generator an, der für eine Elektropfanne in der Backpackerküche und spärliche Beleuchtung  ausreicht. Auch jetzt brummelt es in einem der benachbarten Gärten – wahrscheinlich wird irgendwo der Sonntagslunch vorbereitet. Ein Fall für Solarstrom, finden wir. Findet auch ein junger Holländer, der hier wohnt und für eine europäische Solarfirma kleine und große Solaranlagen an den Mann bringen möchte. Er arbeitet meist aus gut mit Strom versorgten Coffeshops heraus, ein Büro gibt es nicht, klar, denn er ist Verteter für Subsaharan Africa. Heute Lusaka, morgen Kampala, und er ist nicht der einzige seiner Art: ein zappeliger Jungchinese wohnt hier ebenfalls, auch in Sachen Solarstrom für Afrika. Merkwürdig. Eine neue Art von Handlungsreisenden-Elend?!

Ich unternehme einen schönen, langen Gang von unserem Viertel namens Olympia Park zur Busstation unten in der Stadt, während der Rest der Mannschaft das Rattansofa auf der Terasse drückt. Lusaka fühlt sich sehr friedlich an und ruhig, was einem auch von lokalen Gesprächspartnern stets bestätigt wird. „There is no harm here…“. Insofern läßt es sich prima durch die Straßen laufen, die Seitenstraßen allermeist unbefestigt, also pflügt man durch den roten Sand. Die Asphaltstraßen sind von Betongräben begrenzt, mindestens knietief. Ganz schlecht, wenn man sich da beim Rückwärtssetzen vertut – wie der Kleinbus mit aufgeregten Kindergartenkindern, dem ich mich näherte: ein Rad steckt in der Betonrinne. Erst hatte ich nur das Gewusel und Gestikulieren gesehen, aber bis ich angekommen war, bildete sich langsam eine schreiende und lachendes Schubs-Team, da kann ich natürlich a. nicht tatenlos vorbeigehen und b. nicht von guten Tipps lassen: „… ein paar von uns müssen in die Rinne steigen und versuchen, die Hinterkante anzuheben!“ Hmm. Zögerliche Zustimmung. In dem Moment hält ein Minibus. Es quellen vielleicht 7, 8 junge Männer heraus, Stimmengewirr, mehr Gelächter. Im Nu ist der Graben voller Helfer:  „…uuaaah! “ Wir schieben. Eine Minute später winken wir hinter den Kindern im Bus her und klopfen uns gegenseitig auf die Schultern. Der Minibus muss weiter – wer nicht als erster an der nächsten Haltestelle ist, verliert Fahrgäste; das altbekannte, afrikanische Nahverkehrsprinzip. Und schon sind sie weg. Der Rest des Teams zerstreut sich, die Kindergärtnerin dankt nochmal artig. Nett hier!

Ziel meines Spaziergangs, der sich doch ziemlich in die Länge zieht, war das TAZARA-HOUSE gewesen, das Verwaltungsgebäude für die Tansanisch-Zambische Eisenbahngesellschaft. Das Haus ist so, wie wir viele Geschäftshäuser in Afrika kennegelernt haben: bisschen ramponiert, dunkel, Diagnose: „needs minor touch-up“ Ist der Fahrstuhl in den 2. Stock sicher? Immerhin sind die Stromausfälle überall. Ich wag’s – und komme an. Die Dame in Zimmer 211, „Passenger Operations“,  mit der ich vorher telefoniert hatte, ist natürlich mittlerweile zum Lunch entschwunden und soll nicht vor 2 zurück sein. Wat nu? Ich hinterlasse Namen und Telefonnummer und unsere Wünsche nochmals bei der Vorzimmerdame; wirklich zuvorkommend! Und trete den Rückzug an.

Das Ende der Geschichte dann am Freitag: der Eigner, halbwegs genesen, kommt mit, wir nehmen ein Taxi, und siehe da, man ist vorbereitet: alles haarklein notiert, und nach ein paar Formalitäten halten wir 4 altmodische, kleine Pappkärtchen in den Händen: 1st class-Tickets für ein Abteil von Kapiri Mposhi nach Dar es Salaam, auf einem neuen Zug mit dem alten Namen: Mukuba, das ist oder war des Landes Reichtum, das Kupfer (der Gegenzug ist der tansanische und heißt Kilimanjaro). 4 Tickets, weil auf den Tazarazügen die Abteile nach Geschlechtern getrennt belegt werden und wir doch ganz gern gemeinsam gereist wären, also bucht man 4 Plätze. Angeblich, so liest man auf dem „Man in Seat 61“, wird es unterwegs für die freien Betten Angebote geben. Werden wir sehen. Am Dienstag um 8:30 geht der Bus nach Kapiri Mposhi, um 16 Uhr dampfen wir weiter, 45 Stunden bis Dar es Salaam. Oder mehr. Oder sehr viel mehr…

Noch 3 Stromausfälle in Lusaka bis zur Abreise. Wenn wir Schwein haben.

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