Das Schiff

 Jamestown, St. Helena, 1.7.2016

Die „no onions, no potatoes“-Angelegenheit wurde nahtlos durch „no eggs“ abgelöst, und während ersteres heilbar war – das Postschiff ist da! – scheint es für unsere Überfahrt nach Brasilien nur noch Eier rationiert zu geben. Diese Insel€¦ Oder: ich hätte ja auch ein bisschen aufpassen können. Jedenfalls scheint RMS St. Helena keine an Bord gehabt zu haben.

Heute ist in Jamestown so richtig was los, als wir nach unserem Funkgespräch mit der Lop To an Land gehen („Sked“ nennt man das übrigens, und die beiden sind schon so weit nach Westen vorgedrungen, dass sie um Zeitverschiebung baten!). Seit Dienstagnachmittag wurde die St. Helena entladen. Wir sprachen kurz mit dem Willkommensaufgebot an der Wharf – Madam Governor, Mr. Harbourmaster und die versammelte Zollmannschaft. Steve, der Hafenkapitän meinte, dass es jetzt 2 sei und es wohl dunkel würde, bis die 130 Passagiere an Land seien.  Hm, hm€¦ da wundern die AKKAnauten sich und trollen sich dann, aber richtig, als wir gegen 18:00 zurückkommen, schwebt gerade etwas ein, was wir zuvor und von Ferne als Gepäckkäfig identifiziert hatte. Mitnichten, oder wenigstens nicht nur Gepäck, denn in dem Käfig sitzen, mit Schwimmwesten versehen, die Passagiere. Das ist vielleicht ein Ast hier! Der Käfig wird beladen, mit was auch immer, vom Ladekran ins Wasser gelassen, auf einem Schwimmponton abgesetzt, dann tuckert das Gefährt, von einem kräftigen Baumaschinenmotor getrieben dem Kai zu. Unnötig zu erwähnen, dass die „RMS“ weit draußen ankert€¦ Am Kai dann das umgekehrte Spiel, der Käfig wird vom Kran an Land gehievt, aussteigen, ein paar Hundert Meter an der Wasserkante entlang zum Zoll und Immigration marschieren. Den Kai hat man mit einer Schranke und Plastik-Bollwerk abgesperrt, als Yachtie läuft man da einfach durch (gibt ja nicht so viele von uns€¦) Hinter der Absperrung die erwartungsfrohen Familien. Geduld muss man da schon haben, und wenn man sich dieses Procedere anschaut, weiß man warum.  Am zweiten Tag: die Container. Viele Container, alles mühsam auf Schwimmponton und ein altes Landungsboot umgekrant. Am dritten Tag die Laderaumlast: AUTOS! Die (vor allem) Jungs hier scheinen ein Faible für Sportliches zu haben und so manches Auto, das ankam, musste erst einmal mit ein bisschen mehr Bodenfreiheit versehen werden – die Landstraßen hier sind halt nicht die Londoner M5. Und vierter Gang hat hier sicher Seltenheitswert, von 5- oder 6-Ganggetriebe wollen wir gar nicht sprechen.

Heute gucken wir ein bisschen traurig  – dieses sollte die letzte Fahrt der RMS werden, bevor sie außer Dienst gestellt wird, und darum kam sie aus London via Ascension hierher, und die Weiterreise nach Kapstadt führt wieder via Ascension und St. Helena. Nächste Woche wäre sie wieder hier – die Gelegenheit, auf einer Mini-Kreuzfahrt mal kurz nach Ascension zu stechen. Andererseits ist es zur Zeit sehr böig, und AKKA allein an der Mooring – ach, wir trösten uns mit dem Gedanken, dass das Schiff mit den letzten  Passagiertransport vor und zurück ohnehin ausgebucht gewesen wäre.

Ach ja – Brexit. Es wird eigentlich immer unglaublicher, wenn man die überaus gemeinnützigen Verlautbarungen der „Kandidaten“ hört. Vielen Dank für die Kommentare übrigens, lieber Bruder, Neffe etc (ja wir können manchmal eMails an Land abrufen!). Nur zu und mehr. Wir haben ja „Freunde“ in Brexitland, und eigentlich bin ich gespannt auf weitere Verlautbarungen auf Facebook und Co. Lieber aber die anderen, die direkten und differenzierten.  Was aktuelle Informationen betrifft waren wir nie so am Arxx der Welt€¦

Ich will mal schnell gucken, ob nicht irgendwo noch ein Ei aufzutreiben ist. Oder 10, vielleicht? Unser Passagefrühstücksritual muss bleiben.