Ein Fest!

13°46 Süd, 13°36 W
6.7.2016

Ich starre auf den Plotter: gleich werden wir ein Längen- und Breitengraddoppel erreichen, irgendwo hier in den „Dreizehnern“, ungefähr 13 Grad 40 Minuten Süd, 13 Grad 40 Minuten West. Lustig. Ein Grund zu Feiern.
Wir werden das Ereignis mit Paté auf finnischem Brot begehen – richtig gelesen, in Jamestown gab es am letzten Tag außer einem unerwarteten Eierregen auch noch kleine Stücke Pilzleberpastete, außerdem grüne Bohnen, Zucchini und auch Tomaten unterschiedlichen Reifegrades (wichtig, damit sie nicht alle gleichzeitig rot-matschig werden!). Man darf nur nicht aufgeben: offensichtlich lohnt sich der Gang in den Star-Supermarkt auch kurz vor Geschäftsschluss (und es lohnt sich, wie der Eigner meint, bei dieser Versorgungslage sich alter DDR-Sitten zu entsinnen und stets einen Einkaufsbeutel dabei zu haben!). Erst die Eierüberraschung, dann plötzlich grüne Bohnen und Paté. Wir sind also gut versorgt – heute Mittag gab es schon ein kleines Festessen, selbst gemachter Kartoffelbrei, gebratenen Tunfisch, Schmorzwiebeln und grünen Salat. Salat und Fisch aus der Kategorie: das Letzte.
Ich werfe ansonsten ein nettes „Eid Mubarak“ in die Runde, oder ein „Hari Raya“ an die Malaysier – ich denke, heute ist Ramadan zu Ende, oder? Verrückt, wenn ich denke, dass es nur ein Jahr her ist, das Ros mir ein Hari Raya-Brot in die Hand drückte, im heißen Pangkor, „on the hard“. Wir sind ziemlich weit gekommen in diesem Jahr, und es hätte gern ein bisschen langsamer sein dürfen. Auf den von den Ramadanfeierern ersehnten Mond warten wir übrigens auch – als schlichte Himmelslaterne, aber bis der sich zu unserer Zufriedenheit zeigt, dauert es noch ein paar Tage; für die nächsten Abende beschränkt er sich auf einen Kurzauftritt, und das heißt, dass unsere Nächte hier stockduster sind. Noch dazu haben wir stark wechselnde Bewölkung, also prescht AKKA im Blindflug durch die Nacht – der Mangel an Schiffsverkehr ist klar von Vorteil. 2 magere Radarechos waren bislang die Ausbeute, Schiffe wohl auf dem Weg von den USA zum Kap der Guten Hoffnung. Gesamturteil der Fahrt: es geht voran, und wir müssen nicht mal große Anstrengungen mit unserer Segelgarderobe machen. Der Windpilot steuert unermüdlich, wir schlafen, wachen, lesen. Und überlegen schon mal, was wir in Südamerika anstellen werden. Gut! Bis demnächst mal wieder! —

Ein Gedanke zu „Ein Fest!

  1. „alter DDR-Sitten zu entsinnen.“ Finde ich eine gute Bemerkung. Wir sind zwar erst 2007 von Braunschweig nach Sachsen-Anhalt übergesiedelt, aber ich weiß von Besuchen bei meinem Onkel und Kusine in Kölleda (Thüringen) das man auch immer genügend Bargeld in der Tasche haben musste wenn man sich in die „sozialistische Wartegemeinschaft“ einreihte. Denn nicht immer wusste man vor her was es gerade gab.
    Ein anderes Beispiel für Geld in der Tasche: Bei einem Stadtbummel in Erfurt mit Kusine und ihrem Mann, war da ein schöner Anzug im Schaufenster einer Verkaufsstelle eines Bekleidungskombinats ausgestellt. Sofort gingen wir in den Laden und fragten nach. Aber es war nur ein Ausstellungsstück und auch nicht in der richtigen Größe von Helmut vorhanden.
    Auf meine Frage: Habt ihr denn so viel Geld dabei? Guckten mich beide fragend an und meinten dann: Aber selbstverständlich stecken wir genügend Geld ein, wenn wir in die Stadt fahren!

    Aber vieles war auch gleich in der englischen und der russischen Besatzungszone. Das behauptete immer mein Onkel (Geschäftsführer in einer Gaststätte der III Preisstufe in der klassenlosen Gesellschaft) wenn er sagte:
    Kapitalist ohne Geld ist das gleiche wie Kommunist ohne Beziehungen! Und davon hatte er als Kneiper mit dem Handwerker-Stammtisch im Hause, genug.
    Mein Onkel war eigentlich Berliner mit der Ausbildung zum Kellner im Vorgänger des heutigen Alton-Hotels am Brandenburger Tor und war 1938 auf seinen Wanderjahren durch die Welt. Bei Kriegsausbruch war er in einem heute noch bestehenden ***** Hotel in Nizza, sodass die Dienstjahre auf einem Kreuzfahrer entfielen und er ins Funkwerk Kölleda dienstverpflichtet wurde und dort in Kölleda seine Familie gründete. Seine Tochter ist heute meine Postbevollmächtigte wenn wir auf Reisen sind.

    Euch wünschen wir weiterhin eine ruhige Überquerung und verschlaft die Ankunft auf Brasilien nicht.

    LG Gerolf

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