Mateeee!

Mate-Reklame in San Ignacio. Mein Garagentor soll schöner werden!

San Ignacio/Argentina, 8.1.2017

Uruguaybesuch im Schnelldurchgang! Fähre namens Buquebus von Buenos Aires nach Colonia del Sacramento für ein möglichst ruhiges Weihnachtsfest, damit ging es los, über den Rio de la Plata, einen wirklich sehr breiten Fluss. Von Sacramento aus ahnt man nichts, aber überhaupt nichts von einem gegenüberliegenden Ufer. Buenos Aires war beeindruckend, klasse, ich frage mich dann oft, wie sehr ich doch Stadtpflanze bin; aber wie schön ist es, in einem alten Kolonialstädtchen im kleinen Bistro am plätschernden Ufer zu sitzen, einen Kaffee zu schlürfen und einer wilden Vogelmischung aus Reihern, Watvögeln und Papageien zuzuschauen.

Portugiesisches Erbe

Sacramento ist zwar uruguayisch, aber es hat portugiesische Wurzeln, was sich vor allem an den Azules, den blauen Kacheln festmachen lässt. Der Kampf um diesen exponierten Punkt ging über Jahrhunderte zwischen den Spaniern und den Portugiesen hin und her, denn über den Rio de la Plata und die Flüsse Paranà¡ und Uruguay gelangt man weit die inneramerikanischen Siedlungssgebiete. Eine alte Befestigung mit Zugbrücke darf nicht fehlen. Die gepflasterten

Nachtspaziergang in Colonia

Straßen sind wirklich noch ursprünglich und von großen Platanen überkront, sehr kuschelig und angenehm ruhig. Sehr ruhig – schwierig, am Weihnachtstag ein Lokal für den Nachmittag zu finden! AKKAnaut spaziert am Wasser entlang, bewundert die vielen alten Fahrzeuge am Straßenrand. Und ein paar Yachten, die im Hafenbereich liegen. Leider ist es überraschend teuer – vielleicht nicht für argentinische Verhältnisse, denn Ferienlustige von der anderen Seite gibt es zuhauf.

Montevideo … in unserem Barrio

Wir kehren also zur Hostel-Picknick-Taktik zurück und wenden uns bald vom kleinstädtischen Weltkulturerbe ab und der nächsten Großstadt zu. Montevideo! Wir wohnen nahe der Haupteinkaufsstraße in der Altstadt, nettes Billighotel, schöne, von Platanen beschattete Straßen ringsum, leicht angemoderte Belle Epoque-Villen – aber viel übersichtlicher als die große Schwester auf der anderen Seite des Plata. Einzig das Zwillingsgebäude des Palacio

Feuer und Fleisch. Das nennt man Parilla…

Barolo in Buenos Aires ist um ein paar Zentimeter höher, dafür ist es nicht renoviert. Und es fehlt ihm die Glaskuppel… der Plan war gewesen, auf beide Gebäude ein Leuchtfeuer zu setzen, so dass man sich gegenseitig sehen könne. Warum weiß der Geier und rein geografisch/physikalisch ein Unding, mit 120 nautischen Meilen Abstand. Dafür speisen wir in der alten Markthalle, die ein Konglomerat von riesigen Grillfeuern ist, der Lust am Fleisch sind hier kaum Grenzen gesetzt.

Typische Körperhaltung

Zwischen den Steaks tut der Uruguayo eines: nuckeln, und das fasziniert uns nach wie vor. Schon in Argentinien oft zu sehen, hat hier jeder 3. Passant eine Thermosflasche im Armwinkel, in der Hand eine Calabaza und nuckelt an der Bombilla, dem silbernen Trinkröhrchen. Ein soziales Ereignis zumeist, denn das Gefäß wird dem jeweiligen Gesprächspartner weitergereicht, nachdem der Spender ein bisschen heißes Wasser in die grüne Matsche gekippt hat. Man zieht kurz an der Bombilla (die unten ein Sieb hat), reicht das Gefäß zurück – der nächste, bitte. Unseren ersten Mate hatten wir im Bus in Puerto Madryn genossen – von Ugo, dem Guide, und auch gleich erfahren, was man NICHT tut, wenn man Mate angeboten bekommt: ablehnen. Hatten wir leider schon getan, bei Francisco in El Calafate, so sorry! Der hatte erzählt, dass er den Mate seiner Mutter scheußlich finde, weil gesüßt. Dass Mate anregend sei, aber nicht wie Kaffee. Dass man auch kleine Kinder schon daran saugen lasse, und dass man in ihren Kreisen sage, dass ein Junge dann ein Mann wird, wenn er seinen ersten, eigenen Mate aufgieße. Hm. Interessant, das Letztere, sagte uns aber nichts, bis uns Ugo auf den Trichter brachte: das ist der Zeitpunkt, wenn das mit den Mädchen losgeht! Kannst Du mir bei den Matheaufgaben helfen? Magst Du vielleicht einen Mate mit mir… Also, egal ob zarte Bande oder Tourist mit Guide – eine Matecalabaza kann man nicht ablehnen, denn das Angebot ist ein Vertrauens- und Freundschaftsbeweis. Und wenn es noch so bitter ist… Mate trinkt man überall und man bereitet ihn überall, es wird also nichts zu Hause vorgefertigtes herumgeschleppt, nur heißes Wasser, das Trinkgefäß, das Trinkröhrchen und gegebenenfalls einen Vorrat an Mateblättern. Kurze Abwesenheit von der Matequelle? Calabaza füllen und unterwegs auffüllen – das ist der „Thermos unterm Arm“-Klassiker. Gefahr im Verzug, dass man ganz neu ansetzen muss? Im Bus, egal ob Fahrer oder Fahrgast zum Beispiel? Im Büro, Labor? Wenn der Shoppi gtrip länger dauert? Am Strand oder im Straßenkiosk? Dann braucht es einen „matero“, die es in vielerlei Ausführungen gibt. Von der Palmblattkonstruktion über eine rustikale Holztablettvorrichtung zum Lederkoffer, auch als allerfeinste Kalbsleder-Damenversion in Modefarben. Super Sache. Im Matero befindet sich die Mate-Vorratsdose und die Thermoskanne – die Calabaza hat man ja gewöhnlicherweise ja in der Hand, aber die passt natürlich auch hinein. Der Besitzer des Gefäßes gibt sich zuerst der Kunst der richtigen Dosierung der Blätter (kleingehäckselte Blättchen vom Ilex paraguayensis) hin, sodann der Abschätzung der richtigen Wassertemperatur, über 80°C, aber nicht zu heiß. Dann lässt er den sich bildenen Matsch kurz ziehen, saugt die ersten Schlucke selbst – weil richtig bitter! – füllt mit Wasser auf und lässt die Calabaza kreisen. Anerkennendes Nicken – gut gemischt! Aber ja nicht mit der Bombilla rühren, das obliegt, wenn überhaupt, dem Gastgeber und wird erst gemacht, wenn der Geschmack nachlässt – durch vorsichtiges Rühren werden noch nicht ausgelaugte Regionen der Matematsche dem Wasser nähergebracht. Wenn die Mischung zum Schluss dünner wird, sieht man allerdings häufig, dass man aufgießt und die Bombilla kurz um einen halben Zentimeter hebt. Dann schmeckt’s wieder, jedenfalls eine Weile… Den Abschluss bildet nach langer Saugezeit das beherzte Auskippen der Mateschweinerei. Im Blumenbeet, im Mülleimer oder daneben. Ist ja biologisch abbaubar und sieht ein bisschen nach grüner Kotze aus.
Und drum kommt hier unsere Mategalerie. Mate in allen Lebenslagen! Wohl bekomm’s!

Auf zum Strand!

Strandidyll mit Tattoo

Holz-Leder-Matero

Der Leder-Köcher

José Luis‘ Matesatz

Hafenmauertreff mit José Luis

Baah. Kuhfüße.

Die Damenversion

Der Juwelier bietet’s auch

Rauchen, Surfen, Schlürfen

Serviettenfalten, Buchführung, Mate

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