Der Witz der Woche!

Natal, 4.4.2017

Das Schiff macht Witze! Nicht die alten abgedroschenen (z.B. Bilgepumpe springt an, aber wenn man gucken will, hört sie auf zu pumpen.  Haha, AKKA!), nein, ein neuer, Ihr werdet sehen!

Ein- oder Ausklarieren ist ein längeres Geschäft in Cabedelo, was nicht zuletzt an André, dem pathologisch pingeligen Immigration-Officer, liegt. Normalerweise legt man seinen Pass vor und „bumm“ hat man den Ausreisestempel. Nicht so bei der Policia Federal in Cabedelo .
An einem schönen Freitag, als wir noch hoffen, Immigration, Zoll und Marinha an einem Tag abzuarbeiten, radeln wir zu Policia, nicht so weit von der Marina entfernt. 09:30 – wenn André pünktlich um 10 Uhr anfängt, ist alles drin – aber wir hatten schon verloren, denn vor uns sitzt ein junges französisches Paar mit gleichem Anliegen. Um 11 Uhr sind wir dran, es ist nicht zu fassen: Stempel vergleichen, Bild vergleichen, Pass ans Licht heben, nochmals Stempel vergleichen, Computersystem auf Konsistenz prüfen, Formular – gut Ausreisestempel will Weile haben. Dabei wir haben schon den Tagesrekord gebrochen, nur 45 Minuten für die AKKA-Crew. Sensationell. Einklarierende Mitlieger aus der Marina kommen um 15:00 völlig erledigt zurück – und dabei kann alles so einfach sein und fix gehen, wenn nur André mal einen Tag frei hat. Hatte er aber nicht, also muss am Montag weitergemacht werden.

FlipFlops all überall. Die fehlenden Beine sind auf die Bank gezogen…

Leider sind die Dinge in Cabedelo nicht mehr so einfach, seit sich die drei Behörden nicht mehr zusammen im Hafenareal befinden, Policia am Nordrand von Intermares, die Receita am alten Platz, die Marinha, der das Haus abgebrannt ist, in Joao Pessoa. Diese langwierige  Reiserei bietet aber einen würdigen Abschied von den Attraktivitäten und Merkwürdigkeiten im Nordosten Brasiliens – das bietet Ein- und Ausreise in Iguassu nicht,  so ein 20-Sekunden-Stempelding. Der Zug rumpelt einen nochmals hin und her, mit all den netten, flipfloptragenden Leuten an Bord, die Snacks und Wasser verkaufen oder frisch geborene Babys nach Hause tragen, oder mit den Schülern, die einen auf der Suche nach Sparringspartnern für ihre Englischkenntnisse anquatschen…

Im Zug nach Joao Pessoa. Agua? Pipoca?

Ein kleines Mädchen ist ganz aus dem Häuschen: „…o novo, o novo!“  Der neue Zug, was für ein Abenteuer. Neuer Zug auf alten Gleisen macht aber in Sachen Geschwindigkeit und Schlangenbewegungen (man guckt von vorn bis hinten durch, sehr spannend!) wenig Unterschied, wobei die Anzahl der unbeschrankten Bahnübergänge auf dieser Strecke sowieso keine hohe Geschwindigkeit erlaubt.
‚Mein Heimatgeräusch für Jacaré ist daher auch weniger der ewig Ravel-blasende Saxofonist, sondern: „trööt-trööööööt-trööt-trööt!“ Der Zug am Bahnnübergang.

Aber dann sind wir ausklariert, wir nutzen die 72 Stunden Karenz weidlich, überweidlich aus, lösen uns am Freitag (da sind es schon 84 Stunden) vom Ponton und gehen in der Flussmitte vor Anker, und am Sonnabend geht es endlich raus – hurrah! Wir segeln – ein bisschen, in der Flussmündung schmeißen wir kurz den Anker, um den Loggeimpeller nochmals vom Bewuchs zu befreien – in der trüben Flussbrühe vor der Marina war ich etwas eilig gewesen – und erwecken den Wassermacher zum Leben. Aber dann. Raus auf den Atlantik! Nordwärts! Hinein… in die Regenwolken, die sich am Abend am Horizont türmen. Es wird schon fast dunkel, als wir angesichts der schwachen achterlichen Winde noch schnell den Spibaum riggen (und der Eigner sich vom Relingsdraht auf die Stirn küssen lässt, schöne Schmarre das!) – aber leider, leider kein Wind ab 23 Uhr,  dafür sturzbachartiger Regen, über Stunden. Pottenschwärze ringsum – genau die Kombination, die man sich für die erste Nacht auf See wünscht, und der Motor rappelt dazu. Um 7 komme ich drömelig aus dem Bad, huch, der Motor ist aus! „Ja“, sagt der Eigner in seinem „Gefahr-im-Verzug“-Tonfall, „hab‘ ihn gerade mal ausgemacht. Die Stirling-Ladekontrolle meldet hohe Batterietemperatur.“ So ein Kack! Die neuen, teuren Batterien…  Was tun? Noch 1200 Meilen weiter nach Französisch-Guyana, wo sich gerade die Bevölkerung einen Generalstreik gibt? Oder nach Fortaleza? … warte mal… Richtig weit dürfte Natal nicht sein, die Hauptstadt des Staates Rio Grande do Norte. Ist sie auch nicht. 20 Meilen west-süd-west, da sind wir gerade dran vorbeigegurkt. Am Mittag sind wir da und liegen nun vor dem verschlafenen Iate Clube do Natal mit ein paar unbelebten Yachten vor Anker. Vom Strand aus erfreuen uns die hiesigen Sängerknaben mit ihren fröhlichen Liedern: wir liegen vor einem Militärstützpunkt, und es wird den ganzen Tag exerziert. Jawoll, Herr Ka’Leu. DIIIE Augeeen rechts.  „OOOs olhos…“. Um 05:30. Abmarsch  zum Frühstück! EIIN Lied, zwo, drei!  In dieser Art…
Gestern war neben ein bisschen Rumpfreinigung der große Batterie-Testtag in allen Konfigurationen – hochladende Lichtmaschine, normal, mit/ohne Solarpaneleintrag, Spannungsmessung überall… Mal schauen, was sich für eine Lösung ergibt; eigentlich sind wir ja ein Segelschiff.

AKKA, Du machst Witze!

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