Das 192er Etmal

Unterwegs – 15.4 2017 .. noch 50 Meilen bis zu den Iles du Salut. Werden, wie der Bruder schreibt, nicht auf Winlink gezeigt, aber man kann ja einfach nach „Teufelsinsel“ googeln, oder nach Dreyfuss oder gar „Papillon“. Genau, da wollen wir hin. War schön dort, Weihnachten 2008, und das wird sicher jetzt nicht anders sein. In jedem Falle eine angenehme Unterbrechung unserer Passage. Die war insgesamt prima, und für alle Elektrowitze hat sich AKKA heute Nacht rehabilitiert: als ich vorhin zur letzten Nachtwache antrete, sehe ich im Logbuch ein kleines Schild gemalt: „192!“ Ein Etmal von 192 Meilen. Premiere! 192 Meilen über 24 Stunden, das macht nach Adam AKKA 8 pro Stunde. Und sie musste sich nicht mal anstrengen, die alte Dame, denn der Eigner schreibt zum Schildchen dazu: „Wir segeln gemütlich mit 5,5 Knoten durch’s Wasser und rauschen mit 9 über Grund“. So isses. Dieser Strom ist unermüdlich, und deswegen geht der Satz auch weiter „… hier möchte ich nicht nach Süden segeln!“ Versöhnlicher Abschluss der Passage also. Der kurzweiligste Tag war der vor und am Äquator. Da schläft einem abends schon der Wind vollends ein, alle Mühen, alles Zuppeln hilft nichts. Die Wahl ist: Drift oder Maschinenhilfe. Am Äquator gibt es da für mich keine Alternative als „Maschine an!“, denn hier muss ich weg. Äquator ist eben Windstille, fiese Gewitter und wenn doch Wind, dann in Form von Squalls. Und das Ganze kann dauern, die alten Rahsegler wussten ein Lied davon zu singen. Rossbreiten. Wir hätte zwar anstatt der schweren Rösser ein paar überzählige Bleibatterien über Bord gehen lassen können, aber das wäre nicht umweltgerecht, also: Maschine an. Was in diesem Fall eine schöne, neue Versuchsanordnung in der Achterkammer erzeugt, denn mit ladender Lichtmaschine geraten die doofen, neuen, alten Batterien in Schweiß. Die Kojenbretter sind schon seit Natal hochgeklappt und es ist stündliche Temperaturkontrolle (mit meinem guuten Joghurt- und Milchschaumthermom eter! Das elektronische hat schon lange das Zeitliche gesegnet) angesagt. Wir tragen treulich ein. Zeit, Temperatur, Spannung sm Controller und an der Batterie, Ladung… Das hält einen munter! Der Eigner sagt: „bei 40 hören wir auf!“ und die 40 Grad sind dann auch am Morgen erreicht. Motor aus. Draußen ist es eklig grau und dunkel bewölkt, die See schwubbelt vor sich hin – aber immerhin treibt uns ein kleiner Strom in die richtige Richtung. Und dann wird der Tag doch ganz schön, denn der übliche Eiertanz entfällt, es rollt bur ein bisschen. Zeit für Rindercurry mit Ananas, Entspannung und eine große Portion German Engineering – der Eigner baut eine Batteriekühlanlage. Hatten wir die in Singapur angelegten Vorräte an PC-Lüftern bislang zur Fächelung im Cockpit, an den Kojen oder an der Nähmaschine benutzt, schlägt heute ihre Stunde als Batterieretter, und tatsächlich, am Nachmittag können wir nochmals ein paar Stunden motoren, und dann ist er auch schon da, der Nord ostpassat. Wir sind zurück auf der Nordhalbkugel, der fette Strom setzt wieder ein. Off we go! Das Wetter bleibt gemischt, Strahlesonne, dicke Bewölkung, Wolkenbruch und Pieselregen wechseln sich ab. Und die Kühlung kühlt dazu. Prima! Der Rest war „normal“. Normal ermüdend, normal routineerzeugend. Gewitter hatten wir überhaupt keine, nur 5 Mal Wetterleuchten in der Ferne – keine Elektronik-in-den-BAckofen-Aktionen, sehr gut. Dass wir den genauen Zeitpunkt dss Äquatorübertritts versäumt haben, ist doof, ich wäre gern ins Wasser gesprungen und hätte mich rübertragen lassen. Mit Taufe hatten wir ja bei diesem 6. Mal nichts am Hut, und Herr Neptun und Kollegen (von Arielle bis Käptn Blaubär haben alle Anteile am Äquatortaufgeschehen) waren es zufrieden. Was mich auf das Stichwort Aberglaube bringt. Da bei uns nichts getrunken wird außer selbst gemachtem Wasser, entfallen die obligatorischen Opfergaben an Rasmus. Schlecht. Nun gut – wir sind nicht am Freitag losgefahren, das bringt uns in die Nähe abergläubischen Handelns, obwohl es eigentlich nur unsere Trägheit war. Aber für die Batterieprobleme lässt sich ganz klar eine Ursache feststellen: Bananen an Bord! Geht überhaupt nicht! Allen Ernstes: e s fragt mich in Jacaré der Mitsegler eines anderen Schiffes, ob wir denn Bananen an Bord hätten, und ich antworte so wahrheitsgemäß wie fröhlich: „…sure! Sollte für eine Woche reichen!“ Nicht wissend, dass dieser Mann soeben einen Spaziergang wegen einer schwarzen Katze (von links, rechts oben? ich weiß es nicht…) abgebrochen hatte, wie man mir später zutrug. Und ich kriege einen Anti-Bananen-Einlauf – Bananen an Bord sind ganz schlecht! Wir haben’s gemerkt. Die gute AKKA segelt gerade mit 9 Knoten in den Sonnenaufgang hinein, sie würde gern noch einmal 192 Meilen an einem Tag für uns hinlegen – aber dafür reichen die Meilen nicht mehr. Frohe Ostern dann! —

2 Gedanken zu „Das 192er Etmal

  1. Willkommen auf der Nordhalbkugel! Wir sind aus der Westsahara raus und standen eine gute Woche auf 1120m üNN im Antiatlas-Gebirge. Als nächstes ist die fällige Inspektion bei MAN in Agadir angesagt. Aber alles Normal. Nur Ventile einstellen und Ölwechsel: Motor, beide Getriebe und beide Achsen. Eventuell lassen wir einen Simmerring am Verstellgetriebe wechseln. Der schwitzte schon in Deutschland ein klein wenig und wir haben ihn deshalb dabei.
    Mit den vier Bordbatterien GEL 220Ah haben wir mehr Glück als Ihr mit den AGM. Die haben wir 2002 eingebaut und laden sie ausschließlich mit der Fotovoltaikanlage und nur in Ausnahmefällen, bei vorhandenem Landstrom über ein Ladegerät.
    Weiterhin guten Wind und trockenes Wetter. Gruß Gerolf

  2. Hi!
    Gestern von Dir gesprochen, als wir in den Suriname Rivier reinfuhren. Auf dem Weg zu Posten 188, haben wri gesagt.
    Jau, die Batteriesache ist sehr ärgerlich, wobei wir ja 2x ganz gute Erfahrungen mit dem gleichen Bstterietypen gemacht haben. Wir wurschteln uns mit halber Kapazität durch, so sehr schlimm ist es nicht – wenn gerade die Sonne scheint, reicht es auch zum Wassermachen ohne zu motoren. Eine gütliche Regelung mit dem Lieferanten wäre wohl nur unter maximalem Zeitaufwand möglich gewesen. No risk, no fun 😉

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