Los Roques

Kralendijk/Bonaire, 27.1.
…. oh, oh, das Internet! Ganz schlecht hier auf Bonaire, und dann muss ich entdecken, dass unser Roques-BEitrag, zu dem ich gerade einen Nachtrag schreiben wollte, gar nicht rausgegangen ist. Hier ist er, mehr später!

Francisqui/Los Roques, 15.1.2019
Sunset, Sundowner. Wir sind gerade vom Strand geflohen, einer Wiederholung unseres lauschigen Sonnenuntergangsrituals von gestern stellten sich heute die Sandfliegen entegen. Oder andersherum: wir mochten die Sandfliegen nicht, also gibt es einen Campari mit kaltem AKKA-Wasser im Cockpit, ausreichend entfernt von den fiesen Beißern. Die anderen Strandbewohner hätten uns gern noch etwas geduldet: zwei schwarze Hunde, die das Inselchen „Cayo Frances Medio“, nachts allein bewohnen (und jedes nahende Fischerboot verbellen). Einer der beiden ist schon recht dienstalt dort, aber tägliches Patten durch freundliche Strandbesucher aus Gran Roque hält wohl jung. Erinnnert uns stark an „Mousse“, den wir Old Shatterpaw nannten, den Einsiedlerhund von Ilot Casy in Neukaledonien.
Also… Los Roques. Venezuela. So ganz sind wir noch nicht durchgestiegen, was hier los ist. In jedem Fall sind die Roques eine friedliche Enklave im aktuellen politischen Durcheinander in Venezuela. Viel wurde geredet, ob man hierher gehen sollte, natürlich hatten wir auch drüber nachgedacht, aber alle Verlautbarungen aus letzter Zeit waren so positiv, dass wir einfach nicht anders konnten, als einen Wiederholungsbesuch zu starten. Ein „Wagnis“ ist es nicht. Das Einklarieren geht leicht – Guarda Costa, Hafenmeister, Parkverwaltung, Immigration sind die Stationen; unser sehr schwaches Spanisch half ausreichend, und der Hafenkapitän spricht sogar ein bisschen Englisch. Außer einem Franzosen liegen nur 3 oder 4 einheimische Segler vor Gran Roque – wir wissen allerdings, dass unser deutsch-brasilianisches Schwesterschiff Leonora sich irgendwo in den äußeren Inseln versteckt (Leonora ist eine Stiefschwester, sie hat nämlich nur einen Mast…). Ein paar mehr werden es noch sein, ab er dafür, dass Segel-Hochsaison ist und sich in den Antillen die Yachten knubbeln, tut sich uns ein kleines Paradies auf: tolles Wasser, einsame Buchten. Hier in Francisqui sind ein paar Motorboote und zwei kleineres Segler aus Caracas verankert, die nur gelegentlich genutzt werden, ein paar Jungs von der Hauptinsel kümmern sich um ihr Wohlergehen. Tagsüber bringen die Fischerboote aus Gran Roque Tagesgäste an den Strand, aber auch das bewegt sich im Bereich von vielleicht 2 oder 3 Familien. Man sitzt auf mitgebrachten Plastikstühlen im seichten Wasser, plaudert und plantscht und bedient sich aus den mitgebrachten Kühlkisten. Manchmal tönt ein bisschen Son über den Strand oder auch Festlands-Südamerikanisches, alles sehr entspannt

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Mousse ist übrigens vor einem Jahr gestorben, aber er war so beliebt bei vorbeireisenden Seglern, dass man ihm eine Gedenktafel gesetzt hat. Ein wirklich toller Kerl – absolut autark, was wir damals für „Fischfernsehen“ als Zeitvertreib gehalten hatten, stellte sich als Beutebeobachtung heraus: Fisch und – bääh – Seegurken waren nämlich sein Liebstes, aber auch die eine oder andere Krabbe konnte hund gut mal knacken. Je älter er wurde, umso unwilliger war er, seine Insel zu verlassen; Gönner wollten ihm einen geruhsamen Lebensabend in Nouméa bereiten, aber dieses Ansinnen machte ihn wütend. Auf seine alten Tage hatten Segler ihm einen Tierarzt aus Nouméa an die Seite gestellt, der ab und zu mit dem Ultraleichtflugzeug kam und nach dem Rechten schaute. Ohrekzem, schwaches Herz und so… Rest in peace, Old Shatterpaw, DU warst ein netter Kumpel!