Alles wie immer

Deltaville, 28.6.2021

…ach, ist das nicht schön? Vor genau einem Monat habe ich dieses Datum geschrieben, aber danach ist die Blogenergie erlahmt. Also, auf ein Neues:

Deltaville, 28.7.2021

Der Beitragstitel besagt es schon: alles wie immer. Außer vielleicht, dass wir sehr nett in der Fishing Bay Marina am Dock liegen, gute vier Wochen nun schon – wenn es nach mir geht, dann gern noch länger, denn es gibt den Pool, die Waschmaschine, gelegentlich einen Grillabend. Kein Staub vom Schotterplatz. Der Supermarkt ist in Radelnähe… aber es geht ja nicht nach mir, sondern nach Akka, und die hat Bedürfnisse. Oder der Eigner hat Haul-Out-Bedürfnisse. Kurz: so unendlich lange werden wir hier nicht mehr schaukeln, wir werden um die Ecke ziehen und uns im Stingray Point Boatworks an Land hieven lassen. Chesapeake Boatworks, unsere alte Heimat der letzten beiden Jahre, macht zum Jahresende zu und holt darum an diesem Ort niemand mehr an Land.

Alles wie immer –  auch die Fahrt von North Carolina herauf. Nach dem schon beschriebenen Cape Fear-Aufenthalt haben wir uns an Beaufort vorbeigeschlichen – die hohe Populationsdichte am engen Ankerplatz (Vairea, Flora, Easy und andere) wollten wir nicht noch verstärken. Besuch bei Hoover und Eisenhower, den wunderbaren, etwas zickigen Katern in der Oriental Marina. Premiere: Restaurantessen im „Toucan“, das war mal nett nach längerer Zeit, so richtig mit Vorspeise und Hauptgang. Auf Terrassen schrecken uns Mit-Esser nicht mehr so sehr. Wir gucken schon mal bei Deakon am Whitaker’s Point, ob Motorhilfe in Reichweite ist, den Eigner stören die Vibrationen im Propellerwellenbereich nachhaltig (die gefühllose Schipperin sagt dazu: „…geht doch!“). Die haben aber keine Zeit, die Saison beginnt, alle wollen ins Wasser… (und 14 Tage später sehen wir im Netz, dass Deakon gerade von der in der Chesapeake Bay weit verbreiteten Firma Zimmerman übernommen wurde. Vielleicht ja auch deshalb kein Platz für uns). Das Wetter sieht für die folgenden Tage eigentlich auch mehr nach „zügige Weiterreise“ aus, also tun wir das. Zwei wunderbar ruhige Nächte am Anker folgen, vor dem Pungo/Alligator-Kanal und nach dem Überqueren des Albemarle Sound. Pünktlich zu einem angekündigten Starkwind trudeln wir in Coinjock ein und binden uns für 2 Tage an. Die Marina nimmt wegen des Windes sogar das Corona-Outdoor-Dining-Zelt weg, was des Eigners Traum vom Primerib zerplatzen lässt – in traditionell konservativen Südstaaten-Kneipen mögen wir ungern eng mit Gästen zusammensitzen, bei denen Maskenverweigerung politisches Programm ist; als Outdoor Dining hätten wir’s gern genossen. Stattdessen gibt es Radausflüge in die nähere Umgebung – ehrfurchtsvoller Blick auf Kitty Hawk zum Beispiel, wo vor 120 Jahren die Brüder Wright ihre ersten Flugversuche unternommen haben. Nächster Stopp ist schon Great Bridge, ein freies Towndock direkt am neuen Great Bridge Battlefield Museum, das wir besuchen, und das auch den Bau des Intracoastal Waterway beleuchtet. Also, die Schipperin fand’s interessant… Abends sitzen wir mit der Petronella im angrenzenden Park am Tisch und leeren gemeinsam eine Flasche Wein. Französisches Schiff, amerikanischer Eigner mit brasilianischer Frau, die aber – worauf sie eigens hinweist – wenig brasilianisch, dafür ganz schön russisch aussieht. Total interessant, auch im Hinblick auf europäische Auswanderergeschichte. Die Nazizeit, der Irrweg ihrer Großeltern und Eltern durch Russland und Deutschland, anschließend als sprachunkundige Einwanderer nach Brasilien, mit erfolgreichen Kinder, die von ganzem Herzen Brasilianer sind (minus Bolsonaro) – diese Geschichts- und Politikstunde hat richtig Spaß gemacht.  Und schon sind wir in Norfolk, unser Anker fällt nun bereits traditionell vor dem größten Marinehospital der Welt, am „Hospital Point“. Wir suchen einen Kühlaggregatspezialisten – und finden einen, der uns davon abrät, in die Mobjack Bay einzubiegen „… vor dem Severn Yacht Club ist es soo flach!“. Lieber besucht er uns in Deltaville – und plötzlich haben wir es eilig, unsere Endstation zu erreichen. Natürlich ist Grottenflaute auf dem Weg – was bedeutet, dass wir lustige Vibrationsuntersuchungen bei verschiedenen Motordrehzahlen unternehmen können, bis wir am späten Nachmittag „daheim“ ankommen. Der Besuch von Dave mit seiner Vakuumpumpe gleich am nächsten Tag bringt das alte Kühlaggregat wieder auf die Beine, einigermaßen jedenfalls (ein bisschen Gas müssen wir gelegentlich noch nachfüllen). Und mit Dave ist gut schwatzen, über alte und neue, große und kleine Segelboote und weite Reisen und gelebte Träume. Netter Typ.

Zwischenzeitlich hatten wir bereits festgestellt, dass Leihautos in diesem Jahr unerschwinglich bzw. überhaupt nicht erhältlich sind. Corona, Corona. Was tun?  Schlau machen, wie das mit dem Autokauf hier geht, die Kassiopeia hatte es uns vorgemacht, die Naja auch. Der Eigner verbringt lange Stunden im Netz und vergleicht hübsche und weniger hübsche Autos. Es gibt eine Funktion, die CarFax heißt und die Service- und Schadensgeschichte des jeweiligen Autos darstellt – sehr informativ. Unser Eindruck ist, dass der Gebrauchtautomarkt selbst ziemlich abgegrast ist und sich steigender Preise erfreut. Zunächst bekommen wir von Gary, Segelyacht (Segel-?! …seit Jahren hoch und trocken) Independence, einen schicken Chevrolet Plymouth geliehen. Sonderausstattung: Loch im Schweller. „Könnt Ihr jederzeit nehmen, Schlüssel steckt – sagt nur Bescheid. Ach ja, die Bremsen sind schwach. Klima geht nicht – und der Motor überhitzt manchmal“. Ganz unser Standard! Die erste Tour geht fast in die Hose, weil das Auto nach einem ersten Gebrauchtautostopp fürchterlich zu stottern anfängt. Wir hatten von einem „Saturn“ gehört, das ist eine nicht mehr existierende Tochterfirma von GM, das Auto steht in Gloucester Point, und bis dorthin geht noch alles glatt. Nur der Saturn springt nicht an, wie enttäuschend. Und dann stottert der Plymouth – für eine Weile, aber es hört  wundersamerweise auf (ganz wenig Gas geben hilft…), wir beschließen doch noch über den York River nach Newport News zu rollen. Während den einen die Autowahl umtreibt, muss die andere ein weiteres Kapitel in Mobiltelefonie aufmachen – T-Mobile funktionierte weder in Oriental noch in Deltaville, und wo keine Telefon- oder Datenverbindung, da auch kein Auftoppen oder Planwiederbelebung (die Text-Nachrichten dazu sind sehr kryptisch „Plan suspended…“. Siehe Blogeintrag Canaveral – Faulheit siegt zwar, zahlt sich aber langfristig nicht aus). Alles wie ich es am liebsten habe. Wir legen bei MacDoof in Newport News an, trinken einen Kaffee, toppen das Telefon auf (was nur peripher hilft, der „plan“ lässt sich nicht reaktivieren), suchen die nächsten Gebrauchtwagenhändler und… der Plymouth, mittlerweile liebevoll „das Plumeau“ genannt, stottert wieder. Nein, damit fahren wir nicht weiter, lieber das gute Auto heil nach Hause bringen. Schneller Stopp im Walmart, ob ad hoc vielleicht unsere zweite Modernaimpfung verabreicht werden kann. Kann, aber da hätten wir warten müssen, the pharmacist is out for lunch. Zurück Richtung Heimat – das Internet (guckt mal: www.vaccines.gov – PLZ eingeben und sich die Impfstoffquellen anzeigen lassen; was für Qualen hatten wir aus Deutschland gehört!) hatte uns die Rite Aid-Apotheke in Gloucester als „Moderna in stock“ ausgewiesen. Wir winken dem schwarzen Saturn zu, der brav an der Straße steht, halten noch ein-, zweimal bei Gebrauchtwagenhändlern an (ich finde ja dieses ultimative Reklame „Vet-owned“ besonders attraktiv. Nein, nicht Vet wie Tierarzt, sondern wie „Veteran“. Da will man/frau unbedingt hin… owned by Grandma? Wer will denn sowas?). Die Versuche sind nicht von Erfolg gekrönt, entweder zu teuer oder nix vorrätig. In Gloucester ein super netter Apotheker, der uns vor den „adverse reactions“ bei der zweiten Spritze warnt, weil es seine Frau für 1 1/2 Tage von den Beinen gehauen hat. Und zack! 2. Impfung. Wunderbar. Auf dem Weg heimwärts rasch noch um einen Volvo herumgeschlichen, der prima aussieht (und von dem Jochen „Arcadia“ später sagt: „… mach das nicht – kriegst Du nie wieder los, die Ersatzteile sind so teuer!“. Egal, es war sowieso niemand greifbar). In der Nacht schleicht sich das „es-haut die Apothekersfrau-von-den-Beinen“-Syndrom auch bei uns an, das Frühstück sieht uns mit Fieberthermometern im Mund, und wir können gerade noch Leinen verdoppeln und Akka in Sturmposition bringen, ehe wir in die Kojen fallen – der tropische Wirbelsturm Elsa naht von Süden und will volle Kiste über uns hinwegziehen. Mittagsschlaf und danach Nachmittagsruhe, statt Abendessen gibt es Fiebermessen und dann… kommt Elsa, wahrscheinlich jedenfalls. Wir haben sie total verpennt. Im Tran merken wir, wie Akka wackelt und wie der Regen trommelt. Fazit: Impfreaktion ist gar nicht so schlecht beim Durchzug  tropischer Wirbelstürme – selten so gut geschlafen in einer Sturmnacht. Am Freitag klemmt unsere backbordsche Vorleine als Zeichen, wie sehr Akka dran gezerrt hat, aber ansonsten ist Elsa auf dem Weg nach New York und wir auf dem Wege der Besserung. 

Samstag. Gary hat uns das Geheimnis des stotternden Motors verraten – ausmachen und wieder anmachen (und Zaubersprüche murmeln) – und er hat die Klimaanlage in Gang gesetzt. Wir fahren nach Norfolk zwecks Autokauf! Norfolk, wie Ihr wisst der Welt größte Navy Base, hat eine außerordentliche Fluktuation an Einwohnern, die alle naslang ihre alten Schrottkisten loswerden wollen, wenn die Soldaten versetzt werden. Unser Ding! Zwischendrin noch ein Stopp bei T-Mobile, damit wir wieder erreichbar sind und vor allem Daten wenigstens unterwegs saugen können. Funktioniert (ein grausamer Arbeitsplatz übrigens, laute Musik, Fernseher brüllen, die Kunden brüllen lauter. Mein japanischer Servicemann sieht schon ganz mitgenommen aus und bedauert, dass Covid ihn nicht nach Hause lässt). Wir probieren zwei Autohändler am North Military Highway, wo sonst …. Die ersten beiden Autos sind so richtig „Hinterhofverkauf“. Hm. Beim zweiten Händler sieht es schon besser aus, und es steht auch ein – etwas zu großer – Ford Explorer zur Verfügung, allerdings unter der Voraussetzung, am Montag die Reise noch einmal zu machen. Sehr umständlich – da gucken wir doch lieber noch bei Carland in Portsmouth vorbei. Bei der Vorauswahl im Netz hatten des Eigners Äuglein schon beim Anblick eines knallroten Mercury Mariner gestrahlt (auch der einen Ticken zu groß), der soll es sein. Was nicht (mehr) dort steht, ist der Mariner. Enttäuschung macht sich breit und ruft die Stimme der Vernunft ans Licht: „… was ist denn das für ein unscheinbares Auto da in der Ecke?“ Ein Subaru Forester von Anfang der 2000er. Sieht – abgesehen von der schlichten Karosse – gut aus, sauber, technisch… naja, wird schon in Ordnung sein, der Security Check ist ganz frisch, quasi ganz neuer TÜV. Klimaanlage geht nicht „… da fehlt der Keilriemen!“. Ficht uns alles nicht an. Kurz später ist die Schipperin Autobesitzerin und steuert den Forester, genannt „Förster“, zurück nach Deltaville – ganz schön anstrengend im wilden Norfolkverkehr.  Straßenverkehr in den USA fließt eigentlich meist ruhig vor sich hin, aber hier wirkt wohl das Navy-Testosteron, und die Schipperin ist vielleicht auch aus der Übung mit der Autofahrerei. Hinter dem Förster hängt das Plumeau. „Ich blinke Dich an, wenn was ist!“  Kurz hinter Williamsburg blinkt es. Was’n los? Wo fährst Du denn hin? Naja, dahin, wo die Navigationstrulla von GoogleMaps mich lockt!? Da wir beide ein Tablet auf dem Beifahrersitz stehen haben, wäre davon auszugehen, dass wir der gleichen Strecke folgen… so ist es aber nicht. Nun gut, kleiner Umweg über West Point, landschaftlich schön, gewundene Landstraßen durch Wein- und Obstbaugebiete und Wald. Und es ist sowieso ein schöner Tag, wir haben ein Auto, wir sind frisch geimpft und gut gelaunt… Das war der erste Teil dessen, was sich zur Slapsticknummer entwickeln wird.

Am Montag bereiten wir Papiere vor, ich versichere das Auto via Internet (super „smooth“), und am Dienstag machen wir uns auf den Weg, das Auto anzumelden, ein bisschen nervös, ob das alles so klappt. Jochen hatte uns geraten, sich nach Matthews zu wenden „… die haben da nix zu tun!“. Zunächst mal muss ein Termin vereinbart werden. Nach 15 Meilen kommt man in Mathews an, nur um zu erfahren, dass man mit einem „internationalen Führerschein“ zu einem Vollservice-DMV (Department of Motor Vehicles) muss, also nach Kilmarnock, 15 Meilen zurück, 12 Meilen weiter nach Norden. Wir stehen mindestens eine Stunde vor der Rapahannock-Brücke nach Kilmarnock, die wird gepönt, und mit dem berühmten „stop“ und „slow“-Schild wird die Autoschlange häppchenweise ans andere Ufer gelassen. Bis wir beim DMV sind, geht es auf 12. Eines muss man den Amerikanern lassen: „freundlich“ können sie! So werden wir freundlich beschieden, dass man extremely sorry sei, weil gerade Mittagszeit sei und nein, Termine mache man nicht hier. Wie bitte?  Nein, die macht man online! Sehr witzig, also quasi bei Akka im Cockpit, bei einem gemütliche Frühstückskaffee – aber so ein Autoausflug ist ja auch ganz schön. Im Front Porch Café in Kilmarnock klopfen wir den Anmeldetermin fest. Reichlich Alternativen hat es nicht – eine Woche später oder dann erst in weiteren 10 Tagen. Also den nächstbesten. Auf dem Weg nach Hause sagt der Eigner: ich bringe den Förster morgen zu John in die Dorfautoschmiede, der soll mal gucken, ob was dran zu machen ist. So geschieht’s. Es dauert nicht lang, bis Johns Adlatus eigens zu uns herausgefahren kommt, und er hat keine guten Nachrichten: am Förster ist allerlei marode, der Klimaanlage fehlt nicht nur der Keilriemen, sondern sie ist einfach tot, Fahrwerksteile sind falsch verbaut, irgendwo leckt’s… vor allem aber ist die Bescheinigung für den Security Check eindeutig ohne physische Kontrolle des Autos ausgestellt worden; er benutzt die Worte „fraud“ und schlimmer noch „death trap“. Slapsticknummer mit leicht unangenehmem Unterton. Der Eigner macht sich auf die Socken – John will bei Carland anrufen und den Leuten Dampf machen. Was ihm gelingt. Er droht mit der State Police, und schon ist die Sache geklärt – wir kriegen unser Geld zurück. Mein schöner Förster! Zurück auf Anfang… Die Nacht ist unruhig, irgendwie ist das Zutrauen zu dem Händler dahin, das macht einen paranoid. Was, wenn die uns jetzt das Geld nicht geben wollen oder herumfeilschen. Oder Schlimmeres (aus der Ecke „get off my lawn“ vielleicht). Zweite Fahrt mit zwei Autos nach Portsmouth, auch an einem Donnerstagmorgen kein Geschenk. Immerhin stelle ich fest, warum wir unterschiedliche Strecken angezeigt bekamen: mein Tablet auf „avoid toll road“ war auf eingestellt, und die Brücke über den York River – die 2 Dollar werden nur in Nordrichrung kassiert – ist nun einmal Mautstrecke. Aha. Slapstick für Seepomeranzen. Die Transaktion geht glatt vonstatten, wir sind beidseitig ein bisschen angestrengt, man verlangt uns die zuvor erlassene „processing fee“ ab, 299 Dollar. Das rechnen wir uns schön, entspricht der Leihwagengebühr für zwei, drei Tage. Ärgerlich, trotzdem verschmerzbar. Aber unsere Energie ist dahin. Lass uns heimfahren. Übern Tisch gezogen werden macht mürbe.

In Yorktown ist Kaffeepause mit Familienanschluss – eine junge Frau hört uns sprechen und freut sich: „… is that German? … in September we move to Kaiserslautern!“  Ich empfehle ihr gleich zum Abgleich von Kulturunterschieden eines meiner neuen Lieblingspodcasts – „Understanding Trainstation“, zu deutsch: „Bahnhof verstehen“. Witzig und informativ*.
So aufgemuntert rollen wir über die York River-Brücke, die Energie ist zurück; als wir am Saturn vorbeifahren, winken wir nicht nur, sondern biegen ein. Es ist eine schwarze Stufenhecklimousine, 4-türig, manuelle Schaltung (wovon der Verkäufer sagt, dass die jungen Leute hier das gar nicht mehr bedienen können). Nach unserer Erstbesichtigung hat das Fahrzeug neue Reifen bekommen und einen echten Security Check. Und er springt an, der Saturn – kleine Fehlbedienung unsererseits beim Erstbesuch, man muss die Kupplung zum Anlassen treten. Nach einer Probefahrt sind wir wild entschlossen- das ist unser Gefährt(e). Der Preis geht noch ein bisschen runter, das kann er gut, der Eigner und schon… habe ich 40 Jahre nach dem letzten zum zweiten Mal innerhalb von 10 Tagen ein Auto erworben. Funktionieren tut so etwas einfach: die persönlichen Daten werden in einen Besitzurkundenvordruck („title“) eingetragen, vorläufige Nummernschilder werden ausgedruckt und… fertig. Das Plumeau folgt dem Saturn nach Deltaville. Die Fahrt zur Zulassungsstelle in Kilmarnock – der Förstertermin besteht noch – erfolgt mit leichtem Unbehagen, weil deutsche Führerscheine außer ein paar „international verständlichen“ Pictogrammen (guckt mal drauf! Very international! Der rosa Lappen konnte das besser!) so gar nichts Internationales haben, und wir dazu Kompliziertes gehört hatten. Aber die Nummer F 103 wird aufgerufen, es wird eine „feste Adresse“ abgefragt – das ist die Marina – und was für Nummerschilder man möchte (natürlich Standard, billig, dafür steht „Virginia is for lovers“ drauf). Der Title wird offiziell ausgehändigt und… Ende der „übern Tisch gezogen“-Geschichte. Hurra.

Noch ein Slapstick gefällig? Das wäre dann der Versuch, irgendeiner Telefonfirma ein neues Mobiltelefon abzuluchsen. Online. Was im vorigen Jahr einfach war, ging dieses Jahr überhaupt nicht. Verizon wollte uns keines verkaufen, weil „Deltaville als Hauptnutzungsort liegt nicht im Bereich der Verizon-Abdeckung“. Interessant – dabei ist Verizon der einzige Anbieter, der hier unten wirklich zuverlässig funktioniert. AT&T tat es im vorigen Jahr meist auch, also zweite Wahl, AT&T. Aber nicht mit … dieser Hausnummer. Unsere Marinasekretärin Kylie verrät uns eine alternative. Klappt. Bestellbestätigung. Liefertermin 1: 2 Tage später, ein paar Zeilen drunter Liefertermin 2: im April. *kopfkratz*. Wer nicht wagt, kriegt auch kein Telefon – also haut frau auf den „order now“-Button. Ja, gern, vielen Dank, … aber nicht mit…  Ihrer Kreditkarte, Frau Fuchs. Vielleicht mit der vom Herrn Hänsch (im xten Anlauf)? Jaa – aber … dann sucht das dumme System die deutsche Postleitzahl in den USA. Das war jetzt die absolute Kurzversion – zusammengefasst: es war über Tage nervenaufreibend. Aber nun sind wir wieder erreichbar, auch telefonisch und mit einem lesbaren Telefon mit brillantem Display. Dank der äußerst rundlichen jungen Männer im AT&T Protel-Shop in Gloucester, die wir dann doch noch persönlich ansteuern. Die fallen bestimmt jedes Mal in Ohnmacht, wenn ich den Laden betrete. Aber wie ich schon sagte – eines können die Amerikaner: geduldig und freundlich. Ich dagegen habe zuerst ein Gedulds- und dann ein Freundlichkeitsdefizit. Auch an dieser Stelle alles wie immer. Wir arbeiten dran.

Bis demnächst! Gruß aus dem heißen Deltaville.
———————
*Feli, eine junge Münchenerin in Cincinnati und Josh, ein junger Amerikaner von ebendort, nun in München, berichten über Sprachliches, Kulturelles, über Unis und Schulen etc.
Klasse. Vielleicht ein bisschen lang manchmal (gut zu hören beim Kochen oder Nähen), teils mit interessanten Gästen. Die Folge mit Rachel Stewart, bekannt aus der YouTubeSerie der Deutschen Welle „Meet the Germans“ hat mir besonders gefallen, sehr interessant auch die mit Clemens Hufeld über das britische Schulsystem; es ist toll zu sehen, wie Amerikaner und andere Anglophone Deutsche sehen und umgekehrt, auch wenn meine Begeisterung für den „american way of life“ nicht ganz so ungestört ist. Alternativ ist der YouTube-Kanal von Feli „German Girl in America“ ganz kurzweilig und fordert die Geduld nicht heraus.