Das Schiff

Eine Hallberg Rassy 42 Ketch im Seitenriss

 

 

 

 

Hallberg Rassy 42 Ketch
Baunummer 143
Baujahr 1986
Riss: Olle Enderlein
Länge ü.a :12,95
Breite: 3,80
Tiefgang: 1,78

 

Den Namen AKKA trägt unser Schiff nach der Leitgans aus dem Buch „Nils Holgerssons wunderbare Reise mit den Gänsen“ von Selma Lagerlöf.
AKKA af Kebnekaise war eine sehr erfahrene, alte Gans, die nicht nur Smirre, den Fuchs, im Griff hatte, sondern auch sonst immer wusste, wo es lang ging. So eine Reisegefährtin muss sich einfach gut machen.

Wir hatten befürchtet, dass AKKA in irgendeiner Sprache der Welt etwas Unangenehmes bedeuten könnte, hatten aber nicht geahnt, dass es uns schon in Finnland erwischen würde:
Ab den Aland-Inseln war der Schiffsname für viele Finnen Anlass zum Lachen, Grinsen, Schmunzeln. Wir waren irritiert – was heißt bloß AKKA? Aber die Finnen ließen uns auf die Aufklärung nicht lange warten:

AKKA heißt auf finnisch „Weib“ oder „alte Frau“ und das ist eigentlich genau so, wie Selma Lagerlöf die alte Gans beschrieben hat: Vom Leben gezeichnet. Zerzaust. Mit zerschundenen  Füßen. Aber mit Lebenserfahrung. Wir waren es dennoch zufrieden – und wir hatten Gelegenheit zu vielen netten Schnacks mit Finnen, denn einen kleinen Beiklang von „Ziege, Hexe“ wollen wir nicht verschweigen. Sollten wir allerdings wieder dorthin reisen, dann vielleicht mit einer Namensergänzung – AKKA Kebnekaiselainen, so heißt die Gans in Finnland.

In der Materialfrage – Kunststoff, Aluminium, Stahl – waren wir eher leidenschaftslos: ein gutes Schiff braucht Pflege, ob nun Osmoseprophylaxe, Rostnasenpinseln oder Korrosionsschutz; am alten Streit um Festigkeit im Havariefall konnten wir nicht recht teilnehmen.  Bei der Bauform stand die Seegängigkeit im Vordergrund. In Sachen Größe wussten wir wohl, dass kleiner mehr sein kann, und unsere persönliche Obergrenze hatten wir bei einer Swan 44 gefunden – man konnte nur noch unter Mühen auf den Baum klettern, um das Großfall anzuschäkeln, ab einer bestimmten Größe werden auch die Segelflächen zu groß, und es hält sehr viel zusätzlicher Technik Einzug. Die Atlantic – ein Alubau aus Holland – war eine Weile Traum und Hingucker. Ovni – gefiel nur der halben Crew. Hans Christian? Schiffig ist ja schön, aber man kann es auch übertreiben. Hutting. Contest, Malö. Wir waren über Jahre Stammgäste auf den erreichbaren Bootsmessen,  auf der Hiswa te Water in Ijmuiden, natürlich in Hamburg, in Southhampton.  Und eigentlich war klar: neue Schiffe in entsprechender Qualität waren für uns unerschwinglich, Selbstbau schon aus zeitlichen Gründen  ausgeschlossen. Also: Gebrauchtboot.
Ein weiterer Grund, sich auf dsm Gebrauchtmarkt umzuschauen war unser Eindruck, dass viele der modernen Yachten uns weniger langfahrtgeeignet schienen als frühere. Alte Swans: höchst erstrebenswert, aber nicht zu bezahlen. Die Jonmeri 40 ähnelte unserer Lieblings-Swan, der 411, einer S&S-Yacht, ja, die wär’s, wäre sie denn auf dem Markt zu finden. Der Fokus fiel dann auf die Serienschiffe von der Insel Orust, woher Hallberg Rassy, Malö¸, Najad kommen.

In Neustadt/Holstein zeigte uns ein freundlicher (und stolzer) Eigner einer HR 42 Sloop sein Schiff – wir hatten ihn vom Steg aus geradezu belagert. Wir durften geschlagene 4 Stunden in alle Ecken schauen, alle do-s und don’t-s wurden uns erklärt. Hmh – ja, das würde uns gefallen.

Als es wirklich so weit war, schauten wir zunächst nach Schiffen in der Größe um 38 Fuß, aber die 42er hatten wir im Hinterkopf. Die minimalen Aufbauten und wunderbar aufgeräumten Decks der Enderlein-Risse gefielen uns gut, und wir begannen im Herbst 2003, konkret nach einer HR 42 zu suchen, im Internet, in Bootsbörsen, in Yachtzeitschriften. So stießen wir auf die perfekte FRIESLAND, die wir gern erworben hätten, aber leider ging die Yacht an einen anderen Interessenten. Enttäuscht erweiterten wir den Suchbereich, nahmen Kontakt mit Maklern, mit zurückgekehrten Weltumseglern im Mittelmeer auf. An einem Herbstwochenende fuhren wir nach Dänemark und sahen eine Ketch in üblem Zustand.

Da lag sie, die Thalita…

Es war schon dunkel, als wir auf dem Rückweg in Flensburg ein weiteres Exposé aus dem Webmail-Postkasten fischten, Liegeplatz  Veere in den Niederlanden. „Keine Ahnung, wo das liegt…“ – Ijsselmeer war jedenfalls ziemlich danebengeraten. Die folgende Fahrt von der dänischen an die belgische Grenze lohnte sich. An einem neblig-feuchten Oktobersamstag 2003 sahen wir THALITA – und hatten unsere AKKA gefunden.

Im Frühjahr 2004 ließen wir uns vom trauernden Alteigner noch in die Kunst der Winterlagerarbeiten und andere Geheimnisse einführen. Nach ein paar Probeschlägen auf der Oosterschelde und einer gelungenen Überführung von Holland an die Schlei hängte im Laufe des Sommers auch Andrea ihren Job an den Nagel, und es folgten erste Törns in der Dänischen Südsee, gefolgt von einem langen, arbeitssamen Winter – siehe „Refit“.