Drei Fliegen, eine Klappe

Unterwegs nach Port Canaveral. Es wird gewittrig…

Port Canaveral, 4.6.2021

Das ist jetzt mal eine Überraschung, oder? Aber nein, es gibt keine Blogeintragsflut, aber heute ist ein schicker Tag…

Am vergangenen Dienstag klarieren wir aus Lucaya auf Grand Bahama aus. „When do you leave?“  Abfahrt? … am Abend vielleicht? Ausklarieren ist eine neue Sitte in den Bahamas, also gibt es Beamte, die das lässig handhaben, und solche, die es genau wissen wollen – ich hab die strengere Version gewonnen. „Na, so um 20:00…“. Sprech’s und werfe die Leinen los, wir verschwinden. Knapp 30 Meilen sind es bis Westend, wo wir  vielleicht noch einmal das Wetter prüfen wollen, es fängt dieser Tage an, gewittrig zu werden, und das bestätigt sich: es gießt derartig, dass wir das Radar einschalten. Sicht=null. 3 Meilen vorher gibt es eine als eng beschriebene Einfahrt zu einem aufgelassenen Development, wo wir übernachten können (siehe oben, Abfahrt 20:00, muss ja keiner wissen). Entgegen den Beschreibungen ist die Einfahrt breit wie ein Scheunentor, nach links und rechts ziehen sich Kanäle, an denen schicke Häuser stehen sollten. Wir biegen rechts ab, es öffnet sich eine kleine Bucht. Anker runter. Der als sehr mittelmäßig bezeichnete Ankergrund erweist sich als gut haltend – natürlich gibt es eine Husche gerade zum Ankermanöver, aber zum Kaffee ist schon alles wieder fein. Ginn Sur Mer nennt sich die Anlage. Nüscht zu sehen außer

Ginn sur Mer. Unser Ankerplatz. Mit Gewitter…

angelegten Wegen, ein paar Elektrokästen und… Stopppschildern. Das Ding soll in dieser Form seit mehr als einem Jahrzehnt brachliegen. Mr. Bob Ginn (irgendwie erinnern Name und Projekt an einen Dschinn, den niemand mehr zurück in die Flasche lässt…) ging schon bald nach Baubeginn 2006 Pleite, aus einer Luxussiedlung mit Monte Carlo-style Casino,  Megayachtmarina mit 900 Plätzen und zwei Golfplätzen mit wer weiß wie vielen Löchern wurde nichts – wir genießen den ruhigen, geschützten Ankerplatz und die vielen Seeschwalben, die uns umfliegen.

Die Gewitterwolken am Morgen lassen wir noch durchziehen, danach ist eine Kurzpassage nach Canaveral angesagt. Die ist so anstrengend wie jedes „overnightie“ im 3-Stunden-Wachwechsel. Erst kann frau nicht schlafen, da zu früh, dann laufen Frachter am östlichen Rand des Golfstroms hinter uns her oder kommen entgegen, je näher wir der Floridaküste rücken, umso größer ist die Gefahr, über Angler zu rennen, die eher auf Fische als auf Querverkehr achten. Ist halt so. Die fetten Squallwolken allerdings sparen uns freundlicherweise aus. Ankunft in Canaveral nach 22 Stunden. Und nun… eine Slapsticknummer! Während Elon Musk zu unserem Empfang mal wieder einen fliegen lässt – wir hören ein unnatürlich gedehntes Donnergrollen (nächsten Freitag die nächste Show… alles für Euch, Ihr lieben Telefonierer und GPS-Nutzer!) – versuche ich, Kontakt zum CBP (=Customs and Border Protection) aufzubauen, verantwortlich für Zoll und Einreise. Ich hatte, da AT&T vor genau einer Woche die US-Telefon-SIM für ungültig erklärt hatte, eigens für das Bahamesische Telefon 1 Woche US-Roaming mit Telefonieren und 1 GB Datenvolumen gekauft. Super. Der Anruf klappt auch: CBP Canaveral sagt, man möge sich über die ROAM-App anmelden. Das bedeutet, dass sie nur noch ein Videogespräch mit den Einreisewilligen führen. Das sollte ja funktionieren, mit 1 GB Datenvolumen. Sollte… leider meldet sich BTC, dass man bereits mehr als 30 Dollar in Daten verbraucht habe, abzurechnen in 0,15 Cent pro MB. Nach Adam R. wären das 20 GB. Wann und wo habe ich die verbraucht? Auf See? Habe ich nicht, aber die Bahamas sind weit, ohne Daten oder Guthaben kann frau nicht telefonieren, weder lokal noch sonstwo hin. Luft holen. Wat nu? Mittlerweile ist es fast 16 Uhr, noch eine Stunde bis Büroschluss. Die ROAM-App hatte ich kürzlich vom Tablet geschmissen, da schon 2019 nicht funktionstüchtig. Per Marina-Hotspot neuer Versuch. Erfolgreich – aber das schlaue Teil erkennt mich wieder, nur weiß ich weder Passwort noch den Eingangscode, ich habe da wirklich rückstandslos gelöscht. Neues Passwort anfragen? Klaro. Dazu braucht es aber einen Securitycode über eine Authentifikationssoftware, die ich auch nicht mehr habe. Es geht mehrfach hin und her, Passwort neu, bitte identifizieren Sie sich mit dem Eingangscode. Haben Sie nicht? Dann löschen Sie das alte Passwort und beantragen ein neues. Bitte identifizieren Sie sich mit dem Eingangscode! Haben Sie nicht. Dann löschen Sie Ihr Pass… ein wahrlich einbruchssicheres System. Ich habe einen Schweißausbruch. Der Eigner macht kalten Kaffee. Neuer Anlauf: Konto löschen. Einfach – kann man machen, wird 24 Stunden nach der Beantragung ausgeführt. Auch nicht zielführend, wenn man noch 45 Minuten Zeit hat. Nächster Schweißausbruch, mittlerweile schon mit hilflosem Gelächter untermalt. Vollkommen neues Konto beantragen. Tick-tick sagt die Uhr. Glücklicherweise finde ich auf Nebenwegen die – „not recommended“, mit Ausrufezeichen! – Methode, sich Verifikationscodes per SMS schicken zu lassen, und das Alttelefon mit der T-Online-SIM ist, hurra, a. geladen und empfängt b. SMS. Es geht voran, mit ein paar Kinken (wir haben Ihnen einen Secure Code geschickt. Nicht erhalten? Fordern Sie einen neuen…), aber es geht. Dateneingabe. Abschicken. Und nun? Das Bahama-Telefon hat kein Guthaben, kann also im Roamingbetrieb nicht angerufen werden, dito das deutsche. Wie wollen die ein Videogespräch mit uns führen? Sie wollen! Sie schicken auf die App eine Nachricht, dass wir „conditional“ berechtigt sind, die USA zu betreten (das ist 300% besser als 2019, als uns die Einreise per App-Nachricht in knappen Worten untersagt wurde). Man möchte ein Videogespräch führen. Na, denn man tau. Wir warten – aber der Bildschirm bleibt leer. O.k. … ich skype mit CBP Canaveral und gebe den Status durch. „… dann rufen sie bitte die 0800… an und melden sich telefonisch, morgen sehen wir uns dann hier im Büro“. Gut! Nur dass Skypeanrufe bei der Servicenummer nicht angenommen werden… Ayy! Gute Nacht, mehr konnten wir nicht tun. Slapstick Ende.

Am Morgen schälen wir uns aus den Kojen – wieso macht einen eine solche Pipi-Passage so müde? – kramen die Räder raus und los geht’s. Ich bin von einer Nachricht von Dorothee  eingestimmt „… wie war das Einklarieren? Wir haben gehört, dass CBP in Florida unfreundlich zu NonUS-Einreisenden ist!“ Können wir zwar aus Marathon nicht bestätigen, aber es erhöht die Spannung, insbesondere meine – ich bin so eine Behördenschisserin. Officer Halliday lächelt freundlich (das muss zum Training gehören: freundlich, distanziert, wachsam. Immer!) nimmt unsere Papiere und Pässe und verschwindet in den Tiefen der sehr ruhigen Büros. Es dauert – wir rekapitulieren den Vorgang in Marathon. Da war’s genauso, ruhig und von langer Dauer – wer weiß, durch welche elektronischen Mühlen unsere Daten geschickt werden. Gelegenheit über amerikanische Freiheitsfantasien zu spekulieren und den neuen Homeland Security-Minister Mayorkas zu betrachten. Kein Biden, aber auch kein Donald. Gut! Und dann Halliday: „… your ROAM application did work!“ Tatsächlich, das Hickhack hat funktioniert, bis auf die face-to-face-Sache per Video. Ausreise: 3. Dezember. Hurra!  „Welcome back to the USA“ sagt er noch, freundlich und distanziert, aber mit einem Ticken weniger Wachsamkeit. Nett!

Jetzt geht es an des Eigners Geduld, eine lange Radtour zum AT&T  in Cocoa Beach. Die Telefonsache muss geregelt werden. Nicht meine bevorzugte, doch meine häufigste Aufregerdisziplin: Mobiltelefonie. Er –  das muss gesagt werden – hasst es, und weil mir schwant, dass die Fahrt nach Cocoa Beach wirklich lang ist, schlage ich vor, mal bei TMobile anzuhalten, gleich neben unserem Publix-Supermarkt. Der Eigner lässt sich breitschlagen, mit in den Laden zu gehen – und heute haben wir mal Glück. Jayse Diaz versteht Anliegen (viel Daten, ein wenig Telefonie), Gerätekonfiguration (europäische Tablets und Telefone gemischt mit US-Geräten) und finanzielle Limits (viel Hotspot für wenig Geld) auf Anhieb, kurz, die Sache mit den neuen SIM-Karten ist innerhalb einer halben Stunde erledigt. Hm. Funktioniert schlecht an der Westküste? Das können wir verschmerzen. 

Impfung to-go

Next stop: Publix. Die Bahamas sind nicht schlecht versorgt, aber in so einem Supermarkt gehen einem die Augen über. Es erschlägt einen. Wir sammeln „das Nötigste“ ein, steuern auf die Kasse zu, da stellt sich uns am Apothekentresen etwas in den Weg: walk-ins welcome for the Covid-19 vaccine. „You wanna shot?“ fragt der Apotheker. Ja klar wollen  wir eine Impfung, aber wir sind keine Floridians. Macht nix – also… wollen Sie? We have Moderna. Aber sicher doch! Dokumente ausgefüllt, ID geprüft… eine Viertelstunde später sitzen wir Moderna-geimpft und warten die Reaktionskarenz ab (praktisch: frau kann derweil noch Zahnbürsten und Kaffee shoppen). Das war… Spitze, wie der schreckliche, alte Herr Rosenthal zu hüpfen pflegte. Sämtliche Fliegen des Tages, Zoll, Telefon, Einkaufen, mit einer Fahrradtour erschlagen, und die Impfung gab es als Überraschungsei dazu. Zweitimpfung in 4 Wochen – bei Walmart…

Impfung bei Publix Supermarket

Moderna-Zeiten!

Mai

Tschüss, Bahamas!

Grand Bahama, 28.5.2021

Da ist er, der Mai! Fast vorüber, und vorüber auch die schöne Zeit in den Bahamas. Um mir die Einträge zu erleichtern, hatte ich begonnen, mir Notizen gleich in einem neuen Beitragsentwurf zu machen – Motto: einfach mal notieren, was schön war. Hat prima geklappt! Für drei Tage…

Am letzten Tag des April verlassen wir Georgetown, das übrigens „smack bang“ auf dem Wendekreis des Krebses liegt, also haarscharf in den Tropen. Gut warm hatten wir es trotz dieser Grenzlage – da war, schnatter, schnatter, Nuku’alofa schon deutlich kühler, dort unten kurz oberhalb vom  Steinbock. Tonga fehlt es wohl ein bisschen an Landmasse in der Nähe. 

Erstes Ziel auf dem Weg nach Norden ist der Galion Cut –  Cuts sind die Meerengen zwischen den Inseln. In der Regel ist es auf der Westseite der Exumas flach, zu flach für Akka an manchen Stellen, also müssen wir für ein paar Meilen in den tiefen Exuma Sound ausweichen. Und so eine Cutdurchfahrt will berechnet sein, möglichst um Stillwasser herum will man dort hindurch – wer dann, wie wir in diesem Fall, ein bisschen zu bescheiden ist mit der vorhergesehenen Geschwindigkeit, ist zu früh dran und trifft auf ein mittelmäßiges Gegurgel und Gewelle. Ungefähr treffen wir den Zeitpunkt schon, aber „still“ ist es noch nicht. Vor Monaten lagen wir mit einer amerikanischen Familie zusammen, die hatten sich überhaupt nicht um einen Zeitpunkt gekümmert – und ihr letztes Stündlein gekommen gewähnt; das geht dann so: die Strömung zieht und zerrt das Boot hin und her, mna blickt zur Seite und macht keinen Meter vorwärts gut, im Gegenteil, rückwärts kann auch sein. Da heißt es dann „Vollgas“. Hebel auf den Tisch… Für uns aber alles gut – hinter dem Cut fällt der Anker in den Sand, in großem Abstand liegt noch eine kleine Sloop, sonst ist Ruhe. Wunderbar.
Tags drauf geht es gleich weiter nach Little Farmer’s Cay – kein Cut, aber nicht weniger spannend, weil es innen übers Flache geht. Wir sehen von Ferne 3 größere Motorboote auf unseren Ankerplatz über die Flachs zirkeln, bisschen vor und zurück und Abgleich über Funk inklusive – das ist nicht unsere Absicht. Wir fahren einen ordentlichen Achtungs-Zacken, mit der Schipperin als Spionin auf dem Vorschiff, und es geht auch alles gut. An der Mooring am „Little Farmer’s Cay Yacht Club“ geht’s uns prächtig und Little Farmer’s Cay stellt sich als Juwel heraus. Leider hat – es ist der 1. Mai, Grabesstille im Ort! – die Küche des Ocean Cabin-Restaurants schon geschlossen – 17:00 „… kind of late!“ meint Terry, der Besitzer. Wir lachen uns eins – und kriegen aus den Tiefen der Kühltruhe ein Kalik Lite gefischt. Man merke… Kalik „Lite“-Bier hat 5 Vol.% Alkohol, viel mehr vertragen Akkanauten gar nicht, und es bedurfte eines netten Abends mit 2 solchen Bieren und einer Portion Überraschung über die Wirkung, um zu erkennen, dass dieses Bier nur relativ „lite“ ist: die Gold-Version dreht mit 7 Vol.%…
Immerhin hat die Akkaküche noch geöffnet, wir beschließen einen sehr stillen und sehr güldenen 1.Mai im Cockpit und erfreuen uns an dem starken Strom, der hier zwischen Great Guana und Little Farmer’s setzt. Hartes Brot, hier zu schwimmen. Den vorbeischaukelnden Schildkröten macht das allerdings nix.
Little Farmer’s wurde von den Briten der Familie einer freigelassenen Sklavin aus den US-Südstaaten zur Verfügung gestellt, unter der Maßgabe, Landwirtschaft zu betreiben. Es ist ein eher karges Inselchen, das benachbarte Great Guana gibt da mehr her, aber man war es wohl zufrieden, und so hat sich diese kleine Gemeinschaft von super freundlichen Menschen entwickelt.
Sehr viel belebter wird es auch am nächsten Tag nicht, aber doch sehr lustig: wir alarmieren den „Yacht Club“, dass wir gern in ein Abendessen investieren würden. Das macht wirklich Spaß, weil der Besitzer Roosevelt (mit Nachnamen, wie so viele Familien hier, Roosevelt Nixon!) uns einen wunderbaren Vortrag über die Inselgeschichte hält, über Kinder, die nach Nassau (phonetisch übrigens Nässo) abwandern und solche, die noch weiter nach Kanada oder die USA gehen – nun freuen sich Roosevelt und Shirley, die uns lecker bekocht, auf den Muttertag, wenn die ganze Blase aufs Inselchen zurückkehrt.  Außer uns ist noch ein deutsch-spanischer Kat an der Mooring, und wir verquatschen den Abend. Und gleichen unterschiedliche Blicke auf die Pandemie ab. Interessant…
Der Ort ist so nett, dass wir noch einen Tag dranhängen. Spaziergang (die Insel umrundet man leicht zu Fuß) und Lunch bei Ty’s, damit hätten wir dann alle Lokale frequentiert. Nochmal extrem freundlich und zugänglich mit vielfacher Entschuldigung, als wir lange auf unseren Fisch warten müssen. Ty’s Restaurant liegt am Ende der Landebahn, quasi im Zentrum allen Geschehens. Wenn denn etwas passiert. So lange wir da waren, passierte allerdings nichts. So ist es auf den „out islands“. Schön.

Next stop: Waschmaschine.  Raus durch den Cut in den Exuma Sound, entlang von Great Guana Cay und wieder hinein. Am nördlichen Ende von Great Guana wartet die Wäscherei in Black Point – es wird Zeit. Gleichzeitig kann man schauen, was Mrs. Wong vor dem Besuch des Versorgerschiffes (noch) zu bieten hat (nicht so viel, immerhin gibt es kostenlos einen Korb mit Sapodillas (zu deutsch: Breiapfel). Leckeres Zeug, ein bisschen karamellig im Geschmack und für einen Pfannkuchen allemal gut. Lilliana’s Restaurant sorgt für eine schöne Fischmahlzeit – wir genießen es, auf Terrassen zu sitzen und uns wenig Gedanken um Covid zu machen; wir vertrauen einfach darauf, dass die Bahamians reagieren, und sie tun’s: Cat Island, Eleuthera, die Abacos, alle machen mal ein bisschen auf und wieder zu oder verlangen zumindest negative Test bei Reisen zwischen den Inseln. Aber Maske, frische Luft und möglichst viel Abstand zu breitbeinig auftretenden Touristen aus Staniel Cay sind 80% der Corona-Miete. Hoffentlich.

Noch ein Schritt weiter nach Norden: O’Brien’s Cay, von dem aus wir das herrlich anzuschauende „Sea Aquarium“ mit dem Dinghy besuchen. Selbst der wasserscheue Eigner freut sich: „… so wie wir es kennen!“ Leider hat am Tag unseres Besuches der Wind etwas dagegen, dass wir ein abgegluckertes Flugzeug, das quasi am Wegesrand liegt, betrachten können. Betrachten hätten wir es schon können, aber da wir in dem Gewelle von oben nichts sahen, haben wir uns die Gelegenheit entgehen lassen – wer aber schöne Bilder sehen will, den verweise ich gern auf Wiebke und Ralfs Flora-Blog und ihren Eintrag „Aquarium“ (über den hinaus der Blog allgemein sehr lesens- und anschauenswert ist!)

Noch ein Favorit: eine kleine Wanderung auf Little Bell’s Cay, eigentlich nur zum Dünengipfelstürmen – aber der bietet ein Tropikvogelschauspiel, allerfeinst und erinnerungswürdig. Bis Shroud Cay (revisited) bleiben uns die Tropikvögel noch erhalten, danach ist Schluss. Der Rest? Highbourne Cay zum Einkaufen, Nassau West Bay zum Verschnaufen, ein Übernachtungsstopp am Soldier Cay in den Berries, sehr schön, sehr abgelegen – ein neugieriger Ammenhai beobachtet unser Ankermanöver genauestens, so genau, dass er sich – etwas unwirsch, wie ich mir vorstelle – unter unserer auslaufenden Ankerkette herauswinden muss. Dumme Bootsleute das! Dumme Schipperin auch, die diese letzte Gelegenheit zum Schwimmen in den Bahamas ungenutzt verstreichen lässt – nicht nur die eher harmlosen Ammenhaie sind neugierig, hier füttern wohl die heroischen Sportangler gern die Reef- und Lemonsharkwelt, und plötzlich scheint mir der Platz doch nicht mehr so einladend. 

Bye-bye, Bahamas also! Wir sind schon auf Absprungposition auf Grand Bahama. Und rätseln noch al Ziel : längerer Schlag nach North Carolina oder? Mal schau’n.

Nice!

Tiny’s Hurricane Hole. Netter Platz!

Thompson Bay, 18.4.2021

.. wie die Zeit vergeht. Immer wenn die Monatsuhr 20 zu schlagen droht, überkommt mich das schlechte Gewissen.

Brennerrohr mit Verstellschelle. Vom lokalen Gasmann ausgebaut. Das war’s nicht.

Also, was gab’s in diesen 4 Wochen? Nüscht, oder wenig. Mehrheitlich Dinge aus dem Alltagsbereich. Der Backofen… bäckt seit 2010, aber nu‘ – nicht mehr. Bei Brot Nummer 200 (sehr grobe Schätzung) kommt er nicht mehr auf Temperatur, das ist doof. Da taucht die Schipperin dann mit einem Zahnstocher in die Tiefen und stochert völlig sinnbefreit die Austrittslöcher am Gasbrennerrohr frei. Noch freier, als sie ohnehin schon waren. Der eigentliche Tipp deutet mehr auf „verschmutzte Gasaustrittsdüse“. Und schon geht es los: wer doof fragt, kriegt klasse Antworten. „Deine Gasflaschen sind verrostet, da ist Rost in der Leitung“.  Ich hoffe nicht, dass unsere Aluminiumflaschen sich von innen auflösen… Bukh Bremen empfiehlt, dass wir uns an den „lokalen Gasmann“ wenden, weil es auch die „Verstellschelle am Brennerrohr“ sein könne. Den Job hat sich unser lokaler Gasmann auf die ToDo-Liste geschrieben. Derweil wird Brot auf dem Herd gebacken, im brasilianischen Backtopf, mit dem Wok als (guss)eisernem Helfer, der speichert ordentlich Hitze (zu ordentlich, wie die Unterseite des Brotes zeigt. Die Nase sagt das auch…)

Nächste Überraschung auf dem Weg nach Long Island: die große Genua klemmt, 15 cm können wir rausziehen, dann federt sie nur noch lustig. Da, wo man gut drankommt – am unteren Ende der Rollanlage – liegt der Fehler nicht. Neuer Punkt auf der ToDo-Liste: Mastfahrt. Und ein paar Hirngespinste à la „hoffentlich müssen wir nicht die Rollanlage legen“. Das würde voraussetzen, dass man das Segel abschlägt. Wie schlägt man es ab, wenn man es nicht auswickeln kann? Richtig. Von Hand ums Vorstag. Die große Genua, was für ein Spaß. Da wir am Anker aber nicht segeln, surfen wir lieber ein paar Tage im Internet, procrastination at its best. Stimmungsaufheller willkommen, und damit Dank an Lille Venn, die uns einen Abend zum Drink einladen –  „…und wenn ich jetzt ein Risotto koche, würdet Ihr dann bleiben?“  Wir blieben… sehr lecker, sehr nett; vielen lieben Dank, das hat uns sehr gefallen. Das macht dann auch Mut für die Mastfahrt, und das Problem ist schnell gelöst, im wahrsten Sinne des Wortes, ein paar mutige Schläge auf den Wirbel, bisschen ölen, und schon rollt es wieder.

Alltag zum Dritten: der Wassermacher. Dröppelt schon seit ein paar Monaten vor sich hin, vielleicht 1 Esslöffel pro Sitzung, und vielleicht täte er das nicht, wenn wir anno 18 die Generalüberholung der Hochdruckpumpe hätten vornehmen lassen, die damals vom Hersteller in Trinidad noch als  „nicht unbedingt notwendig“ beurteilt wurde. Ein paar Dichtungen wollen ersetzt werden, kein Drama, nur eben nicht hier. Aber… ein Kavitationsgeräusch ist auffällig, es verstärkt sich während des Wassermachens. Kavitation ist einer meiner Lieblingsausdrücke aus den alten Motorsportzeiten, eine Chef-Goldstein-Spezialität. Ich behaupte einfach, dass es Kavitation ist, in der Flüssigkeit bilden sich unter Druck Gasbläschen, die dann implodieren – klingt halt so und erinnert mich an: „Blasenfrei zapfen!“. Das ist aber nicht alles –  auch die Drehzahl der Pumpe geht „irgendwie“ in die Knie – eine rein akustische Feststellung, wobei das eher ein Ratespiel ist. Wirklich, war das vor 4 Tagen auch so, oder spinnen wir? Hier ist der Chief gefragt, der eine unzulässige Abnutzung der Kohlebürsten feststellt. Das bedeutet: frau muss tief in die Schapps im Vorschiff tauchen und die Wassermacherersatzteile hervorholen, und, Überraschung, es gibt frische Kohlen; Erleichterung macht sich breit – wir neigen in letzter Zeit zu oben schon erwähnten Hirngespinsten, hier: „..wie lässt man Ersatzteile in die Bahamas fliegen.?“. Punkt abgehakt, Pumpe läuft wieder wie neu, das Kavitieren bleibt allerdings. Auffällig ist dabei, dass auch der Druck beim Rohwassereintritt verdächtig niedrig ist: er tendiert

Akka und Flora in der blauen Suppe

gegen Null. Wo sind wir hier? In Long Island, und in der Geografie/Geologie liegt der Hund begraben: wir schwimmen in einer sehr hübschen, blauen, aber doch milchigen Suppe, der Ankergrund ist (beängstigend!) flach, der Sand ist kalkig weiß, die Strömung sorgt für Wassertrübung (und niedliche, weiße Wölkchen aufwirbelnde Schildkröten beteiligen sich) –  die Vorfilter setzen sich schlicht mit Sediment zu. Das zu „reparieren“ braucht nicht mal den Chief – Vorfilter ausbauen, auswaschen, das war’s.

Noch mehr Alltag? Hm. Wir sind ja – zack sind 10 Tage um! – schon wieder auf Great Exuma, und trauern zwei Dingen hinterher, die wir in Long Island lassen mussten: eine Saugscheibe von meinem Glassauger, mit dem ich mich beim Schrubben am Rumpf festhalte, habe ich verloren, und aus 16 m Höhe wirft der Eigner einen unserer treuesten Schraubendreher zielsicher ins Wasser. Hätte kein Problem sein sollen, das Zeug aus 2.50 m hochzuholen. Wenn es nicht so milchig gewesen wäre…

Sonnenuntergang – der Vulkan in St. Vincent schickt Grüße

Sonst ist alles fein auf der Akka. Fein langsam, man kann auch sagen: etwas antriebsarm. Mir steckt die Aufgabe des Jahreszieles „Antillen“ doch mehr in den Knochen, als ich gedacht hatte. Dennoch freuen wir uns jetzt auf die USA, auch wenn wir noch nicht wissen, was dort geschehen wird. Impfung steht obenan – die Crew der Luna Mare hat sich im Vorbeifahren (mit dem Auto) auf dem Indianapolis Speedway impfen lassen, das klingt vielversprechend. Virginia muckelt noch an den vorerkrankten 70ern rum, Maryland dagegen impft alles, was sich bewegt und willig ist (ungeachtet des „immigration status“). Insgesamt sollte das Unterfangen klappen. Die letzten Tage inmitten von hochmotivierten (und -talentierten!) Seglern haben mich etwas nachdenklich gemacht: hochmotiviert war ich auch, talentiert noch nie. Ich glaube, man merkt, dass wir uns der Endphase einer sehr langen Reiseperiode nähern, und wenn wir denn – was ja selten vorkommt – „in froher Runde“ sitzen, treten die Unterschiede besonders zutage. Viel frische Energie, viel Gucken, viel Segeln, häufig gepaart mit stringenten Zeitplänen, die auch viel Strecke bedeuten, wenn auch zur Zeit etwas durch Corona eingeschränkt. Wetter? Ist doch kein Problem, da muss man durch. Hm.
Viel gucken tun wir allerdings auch – sehr häufig in die alten Bilder, wo einem dann auffällt, dass unser Segeln Transportstrecke ist, von einer Sensation zur anderen. Die wirklich herzerwärmenden Erlebnisse waren die an Land – nicht nur auf den großen Side-Trips à la Südafrika, Australien oder Südamerika, sondern auch, wenn wir nur länger an einem Ort lagen. Jacaré fällt mir ein, wo wir schon fast zum Dorfinventar gehörten. Opua (da liegt mein Herz noch herum…). Panama City (schönes zentralamerikanisches Chaos, gibt es auch in der indonesischen Variante namens Jakarta). Pangkor (Obst vom Gartenverkaufsstand an der Straße. Die Bananen so „nature“, dass sie kleine Maden beherbergen. Die feuerwehrpflichtigen Biryani-Restaurants nicht zu vergessen).  Die Bahamas haben es da schwer mit uns. Es ist schön, rein optisch und die Menschen sind freundlich, aber mir fehlt ein Kick. Vielleicht wäre das anders, wenn ich eine Seaglass-Sammlerin wäre oder täglich zum Spearfischen ausrückte. Trotzdem: Nice! Dennoch wäre ich jetzt gern unterwegs in die Antillen, wo sich so viele, unterschiedliche Inseln, auch Kulturen, reihen. Oder in Guatemala oder Mexiko. Heute schickt Facebook uns eine ganze Liste von „Erinnerungen“ an frühere Reisen. Gambia. Gleich zweimal Landreise in Australien – das lässt das Herz hüpfen. Und motiviert zu neuen Taten.
Drum: auf nach Norden! Nice!

… dann stell doch einfach…

… das Bloggen ein.

Georgetown/Exumas, 21.3.2021

Verlockender Gedanke!  Aber ich tu’s nicht, ich tu’s nicht! Schließlich hält mich das bei der Erinnerungsstange, und das sollte mir ein bisschen Mühe wert sein. Stattdessen stelle ich einfach etwas anderes ein: ein paar Bilder.

Schön, nach dem Einkauf nach Hause zu tuckern! Stocking Island

Viel passiert ist nicht in den letzten Wochen, die wir hier vor dem Monument von Stocking Island am Haken hängen. Einmal umgeankert, mal zu Nachbarn gekrault, um sie um ein bisschen mehr Schwoiraum zu bitten, denn es sollte Starkwind kommen. Alle zwei Tage mindestens ein Erkundungsgang auf Stocking Island – hinüber auf die Exumasoundseite, wenn der Wind schönen Seegang verspricht.

Aufwärts!

Hinauf zum Monument – mit Seil-steighilfe die steile Düne hinauf. Auf der Dünenkante balancieren, fluchend durch’s Unterholz krauchen, Poison Wood* meiden, auf vertrockneten Palmblättern ausrutschen, dünenaufwärts krabbeln im einen-Schritt-vor, (mindestens)-einen-halben-zurück-Modus.

Versteinernde Düne!

Geologisch sehr interessant: direkt vor unseren Augen gibt es eine Düne, wo sich der angewehte Sand – äolisches Sediment genannt – in

Sandstein wandelt. Eine gute Gelegenheit, Stücke herauszubrechen und seinen Bootsnamen auf die Düne zu legen (ohne uns, Mutter Erde macht sich da viel Mühe, das Sediment überhaupt zusammenzuhalten). Insgesamt: alles sehr nett, sehr unspektakulär. Verdammt aushaltbar.

Schaumgebadet…

Sonntags wird am „Chat & Chill“-Strand ein Schwein zergrillt, anders kann man es nicht nennen, auch wenn alle jubelnd hinrennen (ja, wir auch!) –  was dabei herauskommt, ist eine mittelmäßig schmackhafte Art „pulled pork“, dazu gibt es „Peas & Rice“, Bahamaian für Reis mit Bohnen. Kuba lässt grüßen (gleich um die Ecke), und die Kubaner können frijoles con arroz besser. Das i-Tüpfelchen auf diesem „jeden Sonntag um 13:00“-Event ist die Fülle an Yachties und anderen Touristen – wir kommen uns ganz merkwürdig vor in unserem Sonntagsstaat, das sind Shorts und Hemd und NM-Bedeckung natürlich: die meisten sind in jeder Hinsicht wenig bedeckt. Ich glaube, dass die Leute sich hier relativ sicher fühlen, weil man zur Einreise ja mal einen Test gemacht hat „…und die anderen auch“. Und die Inseln selbst haben auch vergleichsweise wenige Infektionsfälle, also lebt es sich recht ungeniert. Der Zustrom an US-Amerikanern steigt zur Zeit des Spring Breaks, also halten wir die Luft an, was ja auch infektionstechnisch so schlecht nicht ist, und wir halten Distanz. Fällt uns nicht schwer.

.. auch das gibt es.

Weitere Highlights sind: Ankerplatz nicht unweit der Fahrrinne nach Georgetown. Vor dem Starkwind häufen sich hier die Yachten und ankern gern auch im Fahrwasser, neben dem folgerichtig der Versorger steckenbleibt, der versucht, sich an den Ankerern vorbeizudrücken. Sehr spannend, denn der Wind drückt die „Cape Mail“ weiter aufs Flach, sie wühlt über Stunden mit Propellern und Bugstrahlrudern Sand auf. Schöne Lektion in „doofe Yachties“.

Cape Mail knapp neben dem Fahrwasser

Der Steuermann ist relativ cool. Wir sind, nachdem einige Kollegen verscheucht wurden, nach einer Weile „erste Reihe“. Auf meine Frage, ob er auch unseren Platz noch für mögliche Leinenhilfe braucht, kommt: „…no, you are fine for now, but some of you are really close to the line…“. Wohl wahr. Wir werden fortan unserem Image als Ankerplatzbürgermeister und -polizei gerecht und sprechen jemanden an, der wieder da draußen den Haken fallen lässt. Aber der ist natürlich „hundreds of feet away“ vom Fahrwasser.  Muss wohl andere Seekarten haben oder ist grundsätzlich merkbefreit. Ihr seht, der deutsche Rentner, der aus dem Fenster lehnt und Parksünder notiert, hat es auch bis zu den Bahamas geschafft.

Einkauf vor der Sturm. Wir sind nicht die einzigen!

Im Dorf – zu erreichen nur mit Regenkutte, 1,5 Meilen schwipp-schwapp-Fahrt – gibt es allerlei. Einen recht gut sortierten Supermarkt mit frischem Obst und Gemüse (sofern der Versorger es bis an den Anleger schafft, siehe oben) und viel anderem. Zum Beispiel gibt es Vollkornmehl, das wir auf der holperigen Rückfahrt im Dinghy zu verteilen wissen (was für eine Mehlkleisterschweinerei!). Hier ist  so ziemlich alles, was das Herz begehrt. U.a. w7eder

Waschtag

Werthers Echte!  Die Firma Storck muss hier ein transatlantisches Stronghold haben –  nur „Storck Riesen, Frau Lange“ gibt es nicht, dafür sind die „Echten“ nicht alle ganz echt, weil – außer in Café-, Caramel oder Apfelarome und mit oder ohne Zucker… – auch in der weichen Storck-Riesen-Form erhältlich. Sehr lecker. Wolltet Ihr nicht wissen? Egal…. Eine Wäscherei, bisschen chaotisch, aber funktionierend. Schon mal Wäsche aus dem Trockner geholt, an der man sich noch nach Minuten die Finger verbrennt? Nein?  Dann kommt her, Georgetown, Corner Laundry. Mit Sicherheit desinfiziert bei dieser Temperatur. Hinterher gibt es einen Salat im „Driftwood Café“. Wir haben es gut, auch in dieser Hinsicht – das schöne, trockene Wetter erlaubt es, gelegentlich ein Restaurant zu frequentieren, denn man sitzt im Freien. Kommt auch in Europa wieder, seid geduldig!

Was noch?  Nichts Bedeutendes. Wir wälzen „wie weiter?“-Gedanken. Gestern haben die französischen Antilleninseln auch für die eigenen Landleute die Grenzen dicht gemacht. Das betoniert unsere Entscheidung, die Antillenreise aufzugeben, endgültig – schon die Windbedingungen in den letzten Wochen hatten unsere Reiselust geschwächt. Viel Ost, viel Südost und nicht zu knapp. Wollen wir das? Nö. Wir peilen für Juni die Rückreise in die USA an. Was sagt Ihr nun?

———
* auf vielfachen Wunsch einer einzelnen, aufmerksamen Leserin…
Poisonwood. Metopium toxiferum. Ist eine kontaktgiftige Pflanze aus der Familie der Sumachgewächse (wie auch das Giftefeu oder der eher freundliche Cashewbaum). Die Baumrinde ist bei älteren Pflanzen auffällig gefleckt, rot und braun, häufig mit schwarzen Flecken – dann ist schon Saft ausgetreten und oxidiert. Die Blätter sind 3-, meist aber 7-teilig, oval und glänzend (ein bisschen wie ein Ficus benjamini-Blatt). Der Saft ruft allergische Reaktionen hervor. Alle Pflanzenteile sind davon betroffen, selbst abgestorbene noch relativ lang (bis zu einem Jahr, heißt es). Der Saft haftet leider gut und sollte zügig entfernt werden, weil das Urushiol schnell in die Haut eindringt. Es macht zunächst Juckreiz und danach Bläschen, die tage- bis wochenlang bleiben. Lokaler Rat ist zu versuchen, die Stellen mit warmem Wasser (oder auch Öl) und grüner Seife abzuwaschen. Auch Franzbranntwein wird empfohlen (das  könnte man/frau sogar im Wandergepäck mitführen), Und danach… Corticoidsalbe.  Im Exumapark sah ich ein Infoschild, das den Saft einer anderen Pflanze als Gegenmittel pries – danach muss ich nochmal forschen.

Fest verwurzelt: Akka vor dem Monument Beach

 


Noch mehr Blau

Black Point/Exumas, 23.2.2021

Alles blau hier. Meistens jedenfalls – nur Samstag/Sonntag/Montag nicht so ganz, 35+ Knoten Wind am Anker brachten auch ein paar Wolken mit sich, aber wenn Akka vorsorglich in einer tief eingeschnittenen Bucht liegt, die nach Nordost geschützt ist… dann muss man sich eben ein Fleecejäckchen anziehen und abwarten. Und ab und zu mal gucken, ob die spät angereisten (Charter)Yachten keine merkwürdigen Bewegungen in unsere Richtung machen. Taten sie nicht. Gegen das Geheule hilft, sich auf das Ohr zu legen, das noch was hört. Super Trick.

Schutzgebiet. Sehr lohnend.

Ein paar Tage zurück: nach Highbourne Cay kam der Exuma Land&Sea Park. Zunächst Shroud Cay, blau und besuchenswert. Bisschen kitschig blau, teilweise, als Ausgleich gibt es wassergefüllte Karstlöcher (Warnschild: No soap, no laundry washing“. Dass sowas eigens angeschrieben sein muss. Segler können wirklich merkbefreit sein!) . Am „Driftwood Camp“ sinnieren wir darüber, was wohl für ein Segler hier oben auf der Klippe über dem Meer eine Hütte aus Treibholz gebaut haben mag. Die Hütte existert nicht mehr, aber sie hatte bis zu ihrem Ende noch interessante Nachnutzer: Agenten der DEA, der Drug Enforcement Agency der Amerikaner, haben von hier den Flugverkehr zur Insel „Norman Cay“ beobachtet – und Norman Cay gehörte Carlos Lehder, einem Adlatus von Pablo Escobar, und war in den 70ern und 80ern Umschlagepunkt für das Medellinkartell. Und weil man solche Ausflugsziele ganz aktuell auf Facebook kommentiert, gibt es auch gleich Literaturempfehlungen dazu…*

Warderick Wells ist das Hauptquartier des Schutzgebietes und entpuppt sich als besonders schöner Spot. Blau, wie sonst, mit ausreichend Besuch von Rochen und Haien und ein bisschen Auslauf für Seglerbeine.

Ein Loch in der Inselmitte

Der netteste Auslauf heißt „Booboo Hill Track“. Wir haben das „boo-boo“ darin nicht getestet: man soll in finsteren Neumondnächten das Wehklagen der Crew eines vor Warderick Wells untergegangenen Frachtschoners hören. Lohn der (geringen) Mühe – die Bahamas sind grundsätzlich nicht sehr bergig – ist der Ausblick auf eine Akka im Trawlerpaket. Man sieht hier deutlich die navigatorischen Schwierigkeiten, die die Bahamas häufig bieten: so richtig viel

Akka im Trawlersandwich… tief ist es nur im Blauen

Wassertiefe kommt nirgendwo zustande. Man könnte meinen, dass Akka schon an der Sandbank kratzt. Die ebenfallls angebotenen Ankerplätze jedenfalls hätten wir mit unseren knapp 1.90 m Tiefgang nicht erreicht –  wir befleißigen uns daher eines (verbesserungswürdigen) Mooringmanövers; 3 Anläufe hatten wir schon länger nicht mehr. Der Verbesserung bedarf vor allem die Kommunikation: „Aufstoppen“ reicht als Manövervorschlag nicht,

Bitte hier entlang

wenn die Frau am Bootshaken nicht begriffen hat, dass es nicht der Motor ist, der uns zügig an der Mooring vorbeitreibt, sondern der Tidenstrom. Seitdem beschäftigt mich übrigens die Frage, ob es in einem Naturschutzgebiet erlaubt ist, trotz absoluten Fischverbotes nach dem verloren gegangenen Bootshaken zu fischen… – ich habe es einfach getan. Hat geklappt, und die Parkverwaltung hat nichts gesehen.  Da wir nicht die einzigen mit derlei Problemen in diesem schmalen Kanal sind, blicken wir später von Boo Boo Hill auf die friedlich schwoiende Akka und freuen uns, dass wir ungleich den anderen weder auf Grund gelaufen sind, noch mit dem Dinghy peinlich hinter dem Bootshaken herfahren mussten. Und der Blick ist unbezahlbar. Die vielen Inselchen im Hintergrund erinnern mich ein kleines bisschen an die Bay of Islands.

… etwas deutlicher

Akka, 1. Versuch

Boo Boo Hill bietet noch eine weitere Attraktion, es istnämlich Seglertradition, Strandgut – nur das, keinen Bordmüll! – bergauf zu schleppen, mit dem Namen zu versehen und dem Wind zu überlassen. Hübsch ist es ja nicht, aber eben Tradition. Wir gehen sogar zweimal, um dem Erstversuch des Schnitzwerkes etwas Farbe zu verleihen.
Wir halten es in Warderick Wells Cay deutlich länger aus als die „normalen“ Gäste, aber schon die Rochen- und Haiparade zum Sonnenuntergang abzunehmen ist ein Spaß.

Der nächste Spaß wartet aber schon. In oder bei Staniel Cay. Von Staniel Cay schreibt jemand, es sei „das Nassau der Exumas“. Also der ganz große Touristenauflauf… nicht sonderlich verlockend, aber es gibt zwei kleine Läden mit den gängigen Lebensmitteln, das kann man sich nicht entgehen lassen, wenn die Ei- und Gemüsevorräte zur Neige gehen. Die Wahrheit im Corona-Jahr 2: alles halb so wild. Wir liegen vor Big Major Cay in einer riesigen Bucht. Gewiss, es sind einige Yachten da. 30? Mehr? Auch ein paar dicke Dinger. Von der „Touristenflut“ und der „nicht abreißenden Kette von Highspeed-Booten“ ist nichts zu merken. Wir nehmen allerdings auch erst einmal Abstand, die berühmten schwimmenden Schweine aufzusuchen, wir hören es nur manchmal vom Strand her quieken. Die Besucher, nicht die Schweine. Die quieken, wenn man es allzu gut mit den Schweinen meint (oh, how cute!), und sie einen vor Begeisterung in den Hintern beißen. Aber irgendwann erliegen wir dem Sog doch, und… sie sind nett. Es sind ja nicht unsere ersten schwimmenden Schweine – unsere in Tonga waren nur nicht so berühmt.

Der pinkfarbene Laden

Mit dem Dinghy knallen wir über die nicht unbeträchtlichen Wellen (mehr sag ich nicht… außer vielleicht, dass es regencapepflichtig ist) hinüber nach Staniel Cay, das auch nicht so ganz das hält, was „Nassau der Exumas“ auszusagen scheint. Ein bescheidenes Dorf mit einem kleinen Touch „Griechenland“, wie wir finden, nur ohne Kafeneions. Ein bisschen staubig, ein bisschen rumpelig. Am Yacht Club versammeln sich die Gäste der großen Motoryachten, das sei ihnen gegönnt, und uns, dass wir vor den Yachten stehen und „oh“ und „ah“ machen (die richtig großen liegen hier nicht, die lassen sich vom Wasserflugzeug aus versorgen). Aber es gibt zwei kleine Läden, „The Blue one“ und „The Pink One“. Pink ist netter, und so reisen wir mit einer frischen Kerrygold-Butterladung weiter.

Next Stop: Black Point. Da fahren auch alle hin, weil es hier einen berühmten Laundromat gibt. Und bei Liliana kann man gut Fisch essen. Hier herrscht garantiert Ruhe und man kann, wie wir erfahren, starke Winde gut abwettern. Siehe oben. Dass wir die Winde mit 35 Knoten plus auch beziffern konnten, ist einer Kooperation des Akka-Teams zu verdanken: eine Reise ins Masttopp wegen „Windanzeige geht nicht mehr“. Ob die abgebrochen ist? Nein, der Blick durchs Fernglas zeigt ein vorhandenes Windrädchen. Verbogen? Auch das nicht. Gut wenn der Mastfahrer einen reichlichen Vorrat an WD40 dabei hat – damit kann er die Salzkrusten wegpusten. In 17 m Höhe. Irgendwie war der letzte „Blow“ dann wohl doch etwas Besonderes.

 

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* Spannendes Buch: Turning the Tide. One Man Against The Medellin Cartel  von Sidney Kirkpatrick. Eine Art Doku-Thrillergeschichte über Norman Cay, Carlos Lehder und einen etwas merkwürdigen Literaturprofessor und Taucher namens Richard Novak, der es mit den Drogenhändlern aufnimmt. 2/3 wahrer Hintergrund, 1/3 schön erzählt.

Bahama-Kitsch am Camp Driftwood

Satphone.me und andere Scherze

Big Major Cay/Exumas, 12.2.2021

… das hatte natürlich nicht geklappt mit der Übertragung des Blogeintrages über Satellitenrouter. Drum hier: Kommunikationsgemecker!  Vielleicht interessiert es den einen oder anderen, der sich mit Satellitentelefonie-Providern beschäftigt.

Unser Router ist ein Iridium Go!, und an dem gibt es nichts zu meckern, wie es auch am vorherigen Provider namens AST nichts zu meckern gab, über Jahre. Durch die Coronapause ist die SIM-Karte erloschen. eine neue muss her. Aus der meckerfreien Zeit schließt die etwas schlichte Schipperin, dass es eigentlich keinen Unterschied macht, welchen Provider man benutzt, Hauptsache, der Agent verkauft einem das gewünschte Volumen an „Airtime“ – in unserem Fall einen Jahresvorrat von 1.000 Minuten Datenverkehr oder 500 Minuten Sprechverkehr, und damit können wir die Mailanhänge der Wetterwelt empfangen. Weil wir im November ohnehin in den  USA sind, und es zu diesem Zeitpunkt brexitet, wählen wir einen US-Provider über Satphonestore, so weit so gut und so identisch mit AST. Einziger Unterschied: der Domainanteil der Mailadresse ändert sich von @onsatmail.com auf @satphone.me . Prima.

Nun erweist sich schon im November beim Installieren der zugehörigen Software namens XGate die Sache als „holperig“ – man muss bei Satphonestore anrufen, auf Lücken in der Gebrauchsanweisung auf der Webseite hinweisen… „… ach so, ja, da müssen Sie dann xyz…“ – „Ist das selbsterkärend?“ – „Nein!“  Mei. Geduld ist nicht meine Stärke, und die Story zieht sich ein paar Tage hin, bis es so einigermaßen klappt. Kleiner Scherz am Rande: bei den ersten Versuchen werden die Start-Icons gelöscht, man muss sich XGate dann aus den Program Files heraussuchen und starten, aber da das wie von Wunderhand geschieht, nehme ich auch die irgendwann folgende Selbstheilung für ein Wunder; auf den Service der Firma hoffe ich schon nicht mehr, die sind eher „Hilfe! Wir wollen doch nur verkaufen…“

Danach ist nur wenig Notwendigkeit, das IridiumGO! zu benutzen, bis auf zwei Wetterabfragen auf der Reise die Ostküste hinunter gibt es immer Internetverbindung. Aber hier, in den Bahamas, muss es sein! Wie es der Teufel will: im Hintergrund läuft Malwarebytes, und beim Start des XGate-Programmes macht es „pling“! „Im Programmordner für xyz wurde Ransomware gefunden und in die Quarantäne verschoben. Von XGate geht keine Gefahr mehr aus“. Als ich das dem Büro schildere, erhalte ich vor ein paar Tagen ein „I am afraid I don’t understand!“ und nach einer wortreichen Erläuterung mit Bildbelegen dann abrupt „… wir haben Ihr Ticket geschlossen, wenn Sie noch Fragen haben sollten, zögern Sie nicht, uns wieder anzusprechen!“. Habe ich gemacht und bin dabei eher in Anbrüll-Stimmung (gut, wenn man so etwas schriftlich macht). Auftritt des „Technikers“, der mir, die ich an einem entlegenen Ankerplatz in den Exumas dümpele, rät, schnell einen IT-Techniker aufzusuchen, es sei mit meinem Rechner was nicht in Ordnung. Mag wohl sein, aber IT-Techniker sind hier rar gesät, wir haben es eher mit Haien und Rochen zu tun.

Heute nun ein kleines Sahnehäubchen auf meine Liebe zum Satphonestore: der Versuch, einen Blogbeitrag per Satphone zu versenden, ist gescheitert. Warum bloß?  Forschungsarbeiten in den tiefen von WordPress und seinen Plugins setzen ein…  Es dauert, bis ich verstehe: die Domain der Mailadresse lautet nicht wirklich „@satphone.me“ , sondern @gnm-usa.com. Nicht dass das erwähnenswert gewesen wäre.

Es bleibt die Frage: muss ich das als User alles selbst erfahren/erleiden? Oder: handhabt Satphonestore seine Verkäufe schlampig ? Ich tendiere zu Letzterem. Und könnte mich täglich neu beißen, dass ich von AST und UUPlus / Onsatmail weggegangen bin.

Das Wort zum Freitag. Jetzt gibt es Kaffee am Ankerplatz auf himmelblauem Wasser und selbst gebackene Kekse.

 

Banana Quits und Werthers Echte

Shroud Cay, 4.2.2021
Spannung! Erster Blogeintrag über die neue Satphoneadresse… ob das wohl klappt? Wir sind gerade in Shroud Cay eingetrudelt. Sonnenschein, milder Wind aus Ost, und es ist so gut wie niemand hier, im schönen Exumas Marine Park. Wir haben uns eine Mooring genommen – man soll ja die lokale Wirtschaft unterstützen, und im Fall von Nationalparks sind wir ganz vorn dabei, zumal jeder geworfene Anker auch immer einen Einfluss auf den Seeboden hat.
So schön es auch wäre, Bilder von dieser Umgebung zu zeigen, ohne Internet wird das nix. Ohne Internet heißt übrigens, dass meine 575 Tage ununterbrochener Spanischlektionen heute zu Ende gehen, was für ein Absturz. Gelegenheit, unregelmäßige Verben zu inhalieren. Den Blow vom Montag/Dienstag/Mittwoch bringen wir fein hinter uns, für Akka stricken wir ein Netzpullöverchen aus Festmacherleinen, inklusive Ausschwimmen zweier Achterleinen an etwas entfernte Poller. Den Hai, der in der Nachbarschaft herumlungert, sehe ich erst, als ich vom Duschen zurückkomme, aber es war ohnehin nur ein Ammenhai. Das sind die mit dem kleinen Maul… nicht dass die nicht Schaden anrichten könnten: WENN sie etwas erfassen, verfallen sie bei größeren Happen ins Schütteln. Kommt bei Schwimmern auch nicht so gut. Aber die zusätzliche Leine ist es wert, gut gesichert ist halbgut geschlafen. – am Anker ware das definitiv eine schlaflose Nacht gewesen, das Geheule ist schon bemerkenswert. Um 3 Uhr 30 wache ich von einem unbekannten metallischen Geräusch auf. Hm?! Ich kann mir keinen Reim drauf machen. Nach einer Weile macht es „klack“ und durchs Luk kann ich die Oberkante des backbordschen Solarpanels erspähen – wir haben glatt versäumt, nach dem Auslegen der Leinen die Sicherungsdrähte der Panelstützen aufzustecken. Ein nächtlicher Deckspaziergang bei wütendem Wind ist spaßig, aber gleichzeitig dient er auch der Vergewisserung, dass sonst alles in Butter ist. Es dauert bis Dienstagabend, bis der Wind einigermaßen abklingt. Doch, doch, es war nicht schlecht, die Marina zu frequentieren. Unsere Abenteuerlust lässt eindeutig nach.
Von unseren Nachbarn zur Rechten – Origina-Franzosen mit kanadischem Pass – gibt es zum Trost ein Stück selbst gebackenen Apfelkuchen, wie wir auch schon zuvor mal ein Probierstück Weißbrot bekommen hatten und – klopf, klopf zur Abendbrotzeit – eine Portion frische Crepes. Es fragt sich, ob wir einen so ausgehungerten Eindruck machen oder es sich um einen Fall von Hellseherei handelt, was der Schipperin Kochkünste betrifft. Ich habe mich mit einem Stück unsere Weißbrotes revanchiert, aber Crepes… nicht meine Nummer; bei uns heißt das Pannekoken und ist nicht so fein. Ob unser Sauerteigbrot gemundet hätte, haben wir nicht getestet, das war nämlich gemäß dem Motto „bread happens“ nur Landbäckerqualitätsstufe B – eigentlich lecker, weil relativ feucht, aber nur mittelmäßiger „oven spring“. Stufe A wird gerade angepeilt, möge das Sauerteigbrot gelingen!
Sonst ist es aber auch spaßig in Highbourne Cay – wir bekommen täglich Besuch und täglich zudringlicher: ein Banana Quit sucht nach Krümeln, wunderschön anzuschauen mit seiner nektarfreundlichen langen Zunge. Wir lernen das Kerlchen – Mann oder Frau wissen wir nicht, die Geschlechter sehen gleich aus! – zu schätzen, denn abgesehen von zahlreichen Rundflügen durch den Salon (mit Gruß auf dem Kopfkissen!) taucht es begeistert ins Cockpitgräting ein um Leftovers zu angeln. So leicht kommt man zu einerm Reinemachevogel! Ansonsten bekommt man in Highbourne Cay eine Lektion in „wieviel Luxus kann ich mir erlauben?“. Eier, 12 Stück für 8 Dollar – kein Luxus. Milch, 1,8 Liter à knapp 9 Dollar? Schon eher. Der halbe Liter Sahne für ebenso 9 Dollar? Autsch. Wir denken an andere entfernte Orte mit Importwaren: Herrenhäuser Pilsener in Iquitos zum Beispiel. Hier ist das Highlight die Tüte „Werthers Echte“. Als wir eben aus Highbourne Cay auslaufen, naht der Versorger aus Nassau – das will a alles auch bezahlt werden, und der Eigner sieht das hässliche Schiff und fantasiert: „… guck mal! Der Versorger! Der lässt jetzt seine Laderampe runter, und das ganze Schiff ist voller Werthers Echte!“ Bonbons? Kein Luxus, die laufen unter „notwendiger Proviant“.

—- This e-mail was delivered via satellite phone using Global Marine Networks, LLC’s XGate software. Please be kind and keep your replies short.

Bugkorbschnorcheln

Bahama-Kitsch

Highborne Cay/Exumas, 23.1.2021

… das war vielleicht ein toller Tag gestern –  das muss auch in Coronazeiten mal so gesagt werden. Die dicke Schipperin sitzt im Bugkorb (auf einem Fender, sehr bequem) und beobachtet die Wassertiefen. Und so richtig tief ist es hier nicht. Nirgendwo eigentlich, aber wenn wie gestern kein Windchen weht und das Wasser spiegelglatt und kristallklar ist… einfach schön.

Am letzten Sonntag in der recht grauen Frühe lösen wir endlich die Landleinen und machen uns auf die Socken nach Süden. Mit uns noch zwei, drei andere Yachten, die meisten haben hier nur den Covid-5-Tagestest absolviert und eiern gleich weiter. Der Tag ist grau und wenig windig, die Maschine schiebt mit. Für die 65 Meilen reicht die Tageslänge gerade so aus – Tagesziel: „Little Stirrup Cay“, von dem der Segelführer sagt, man solle fernbleiben, wenn Kreuzfahrer anwesend sind, und natürlich kreuzt einer davon unsere Kurslinie; naja, eine Nacht werden wir das aushalten. Warum man wegbleiben soll, erschließt sich, als um halb 5 der Anker fällt: vor dem Strand einer Spielplatzinsel, mit Klettergarten und 3-stöckiger Riesenrutsche. Der Kreuzfahrer allerdings, der sich anzuschleichen droht, fährt irgendwo hin, denn der ist coronagemäß leer und legt sich, wie diverse andere in der Gegend, auf Reede. Außer uns ist noch eine Yacht da, und da wir nicht rutschen wollen, sondern nur ausruhen (und ein bisschen schwimmen) ist alles prima. Nächstentags eilen wir 20 Meilen weiter, nach White Cay. Für diesjährige Verhältnisse mit 12 Yachten ganz schön voll, aber es verteilt sich. Als Abstandspolizei fungieren die zahlreichen – schnaufff! –  Schildkröten, da geht einem das Herz auf. Wir machen Strandpicknick

Die andere Sorte Blau: Blue Hole

und besuchen das Blue Hole auf dem nördlich gelegenen Cay –  hier ist es bahamesich karstig, überall hat das Wasser Löcher in den Korallengrund gefressen, es gibt Höhlen und eben diese tiefen Löcher, zur Abwechslung zum den Türkisvariationen mal ein dunkles Grünblau.

Mittlerweile haben wir uns entschieden, den weiteren Weg über die Exumas zu nehmen und hopsen – daysailing ist unser Liebstes –  nicht zur größten Insel des Archipels, wohl aber zur Hauptinsel, das ist New Providence, die im Wesentlichen aus der Stadt Nassau besteht. Kleiner Covid-Sidekick: wer sich länger als 24 in Nassau aufhält und auf weitere Inseln reist, muss sich einem neuen Rapid Antigentest unterziehen. Wir legen uns für eine Nacht in die West Bay. Da wir nicht an Land gehen wollen, könnte man sicher eine zweite Nacht dort zubringen – der Wetterbericht hatte ein bisschen danach ausgesehen, aber als es Mittag wird, beschließen wir, schon mal ein paar Meilen entlang der korallenblockgespickten Südwestseite abzuspulen. Prima Idee, weil man um diese Tageszeit auch gute Sicht auf etwaige Untiefen hat. Doofe Idee, weil die Frau im Bugkorb sich einen ordentlichen Muskelkater im Arxx holt (vom Zusammenkneifen der Backen).

Akka malt Herzchen mit der Ankerkette

Und eine sehr gute Idee, weil wir so um die 5-6 Meilen südlich der Küste dann den Anker auf feinstem Sandboden fallen lassen, mitten im offenen Wasser, das nach Wetterbericht so still bleiben soll wie es auf der Fahrt schon war. Putziges Gefühl! Kaum Verkehr, in 2 oder 3 Meilen Abstand scheint ein Katamaran auf die gleiche Idee gekommen zu sein, sonst ist Ruhe. Akka wird es langweilig und legt in der Nacht die Ankerkette in herzförmige Schleifchen, das gefällt uns – zumal man es von Bord aus trefflich sehen kann, 5 m tief. Zauberhafter Ankerplatz!
Und weil wir schon ein bisschen vom Weg in die Exumas geschafft haben, genehmigen wir uns vor dem Aufbruch ein ruhiges Frühstück. „Mer du Jour“ mit ihrem wild bellenden Terrier überholt uns –  wir haben es gut, denn die Amerikaner ackern schon seit Sonnenaufgang…

Unglaublich klar…

Es folgt die eingangs beschriebene Fahrt über glasklares Wasser, die Schipperin sitzt vorn und genießt: es gibt keine Bommies mehr, sie zählt Seesterne am Grund und ist vollends beseligt, als sich plötzlich ein Delfin direkt unter ihren Füßen vor den Akka-Bug setzt und ein Weilchen mitschwimmt. Zum Greifen nah, aber zum Fotografieren kommt es dann nicht mehr, fotoscheues Gesindel…
So trudeln wir in Highborne Cay ein, unserem ersten Exuma-Stopp. Eine Handvoll Superyachten haben ihre Wasserrutsche ausgebracht oder lassen (wenige) Jetskis flitzen, alles in weitem Abstand und moderat; ich glaube, hier macht Sportfischerei einen Großteil des (fragwüdigen) Yachtspaßes aus, gestern belauschten wir einen stolzen Schiffsbesitzer, der 5 große Wahoos an einem Nachmittag meldete. Mich jammert es immer, wenn ich das höre.

… wir wollen nur baden!

Weil man seit gestern sieht, dass am Donnerstag ein „blow“ * auf uns zukommt, hat sich das Ankerfeld heute deutlich gelichtet, also ist es noch netter hier – es gibt sogar einen mit allem notwendigen ausgestatteten Laden, Frischgemüse, Obst, Gefrorenes.
Und es gibt die Ureinwohner – die lungern abends am Steg herum und lauern auf Fütterung.

Nachtrag am 29.1.

Geklauter Strandpavillon

Den Blow haben wir gut überstanden, wir sind nämlich in die – aua! Kostenpflichtig! – Marina umgezogen. Zunächst fühlt man sich ein bisschen wie ein Feigling, mittlerweile aber als Gast, und wir genießen angenehmes Marinaleben. Fahrräder stehen zur Verfügung, wir halten Picknick in einem der Strandpavillons (vermutlich unter Umgehung von „Mietkosten“), bestaunen das aufziehende Unwetter aus einem Schaukelsitz auf der Inselkante, ziehen mit der nachmittäglichen Kaffeekanne an den Strand… und beschließen, den Aufenthalt zu verlängern, denn dieser „Blow“ ist nur ein Übungsblow – ein richtiger kommt morgen auf uns zu. Kurz: so geht es uns gut. Aber dann, aber dann… geht es (irgendwann) weiter.

Der Wettermann auf der Schaukelbank

 

 

 

 


Es bläst!

* …das muss man sich mal auf einer Atlantikkarte angucken – ein gewaltiges Tiefdruckgebiet, von dessen Rückseite wir hier etwas abkriegen! Betrifft auch die Vendée Globe-Segler, die noch unterwegs sind. Gruselig!

Bahamas, zum Ersten

Schon besser! Westend, Grand Bahama nach der Front

Lucaya, Grand Bahama – 13.1.2021

Wir hängen ab!  Was für eine Überraschung. Etappe 1: 2 volle Tage in West End  – sehr nett, türkises Wasser, Spaziergang auf die Landspitze, ein kühler Pool und überhaupt niemand da!  Die anderen Segler und Motorboote (davon immer wieder amerikanische Angelboote unterschiedlichster bis gigantischer Größe) fliehen solche Verhältnisse, möglicherweise weil „nix los“. Wir finden’s angenehm. Am Mittwoch dann Etappe 2, die 30 Meilen ums Eck nach Lucaya, denn am Donnerstag ist Rapid Antigen-Testtag. Die Gesundheitsbehörde der Bahamas belatschert uns täglich mit Fragebögen, die wir treulich ausfüllen – „…hatten Sie in den letzten 24 Stunden Kontakt zu Covid-Positiven…“ o.ä., gefolgt von einer Symptomabfrage und zum Schluss der Gewissensfrage, ob man weiterhin gewillt sei, den Coronavorschriften Folge zu leisten. Ei, sicher doch! 

The Medical Pavillion, Lucaya. Drive through oder stell’s Fahrrad daneben.

Am betreffenden Tag radeln wir zum Test –  hinter einem kleinen Praxiskomplex stehen zwei EZ-Up-Zelte, von denen eines als „Drive-Through“-Testlokal eingerichtet ist; „… bleiben Sie im Wagen sitzen!“. Wir stellen stattdessen die Räder ab – die Testerinnen kennen das schon. Ah – Yachties! Schon haben wir wieder einen Wattebausch in der Nase, dieses Mal etwas kitzliger als in West Palm Beach. Fertig. Ergebnis kommt in einer Stunde! Wir besorgen derweil eine bis zwei SIM-Karten für die Telefonie bzw. die Internetsucht und besuchen einen wohlsortierten und nicht gar so teuren Supermarkt – preislich angesagt war:  Furchtbar! xfache Preise gegenüber USA! Danach sacken wir bei einem Café Latte vor Gregory’s kleinem Feinkost-Café-Lädchen ab. Was verleitet einen – baah! diese Preise! Endlich richtig schön furchtbar: das zuvor vermisste Vielfaches hat seinen Auftritt… – dazu, eine Tube italienische Mutti-Tomatenpaste zu kaufen (weil es praktisch ist und nicht gammelt!) oder für 10 Dollar eine Tüte Bahlsen Weihnachtskekse zu erwerben (weil wir eben Hannoveraner Leckermäuler sind, darum! Und Weihnachten ist sowieso vorbei, man muss die Läden ja von Restposten befreien…)

Das Sinnbild der Woche!
Unser Gastlandflagge

Und sonst? Surfen. Der 6.1.2021 wird sicher ein gruseliger Erinnerungstag in den USA bleiben – wir sind entsetzt, und obwohl es ja viele Unkenrufe gab, erschreckt uns die Gewalttätigkeit dieser  – ja, was sind das? Protestler?  Nein, wildgewordener Mob. Und Sr. Donald steht im Kaschmirmantel in einem Zelt im Garten und guckt sich zu aufmunternder Musik auf riesigen Bildschirmen das an, wovon er behauptet, er habe damit nichts zu tun; seine jubelnde Famile grimassiert dazu in die Mobiltelefone. Er hat die Leute aufgehetzt und tut es weiter. Unverantwortlich und unverständlich, dass das in breiten Schichten nicht gesehen wird. Die Kommentare in den sozialen Medien ziehen einem die Schuhe aus, und das Ganze treibt noch andere, interessante Blüten: auf Facebook bin ich Mitglied in einer Sailrite Users Group, zu rein sachlichem Interessenaustausch über das Nähen von Canvas auf semi-industriellen Maschinen – und heute gab es ein Hurra auf die Tatsache, dass auf einer alternativen Plattform nun auch eine Sailrite Users Group besteht. Wenn man schaut, was das für eine Plattform ist: natürlich – deutlich konservativ, deutlich rechts. Versteht man’s?  Ich nicht. Ich habe ja bekanntlich eine rechts-links- (oben-unten) Schwäche und werde meine Canvassachen wohl weiter neutral und knapp links der Mitte nähen. Ich find’s bedenklich. Wie ich auch den Mitsegler bedenklich finde, der uns mit Deep State und Corona-alles-Fake-Ideen kam. Wenn’s gegen Wissenschaft und Wissenschaftler geht, habe ich eine sehr kurze Zündschnur…

Das alles ruft nach Entspannung.  Wir machen gelegentlich Ausflüge in die Umgebung, zum Beispiel am Sonntag, als uns einfällt, dass wir eine Probefahrt mit dem frisch gewarteten kleinen Außenborder machen könnten. Wartung ist der richtige Begriff – der Motor hatte uns warten lassen. Mit dem Anspringen: Dreck in den Benzinleitungen. Forschen und Säubern und – Probefahrt. Eine Picknicktasche gepackt und dann auf adventure tour durch die hiesigen Kanäle, denn Lucaya ist ein „development“, kein altes bahamesisches Fischerdorf. Ein paar vielstöckige, ein paar moderatere moderatere Ferienwohnungsanlagen, ein ganz nett ausschauendes Hotel. Und alles… leer. Fabian, der Dockmaster meint, es sei erst im Juni/Juli Hochsaison, aber dass wir in dieser riesigen Marina (mit einigen Dorian-Schäden aus 2019) nur 5 Besucherboote sind, ist schon recht wenig, denn für Segler ist jetzt Saison.  Nun gut – man reist hier an, testet und geht zügig weiter. Bis auf die Akkanauten, die bleiben erst einmal kleben. In den Kanälen, durch die wir tuckern, ist viel verwaister Platz für reichlich Boote, und, wie es sich für diesen US-Anrainerstaat gehört, alles schön „privat“. Landzugang fürs Picknick? Nö. Es wird ein Drifting Picknick im Dinghy, auch sehr nett. So speisen wir „Pollo Fino“ (= entbeinte Hühnerschenkel mit Jerk Chickengewürz, auch unsere Küche nähert sich der Karibik…) und Äpfel und Orangen und lassen uns die Bahamasonne aufs Haupt scheinen.

Planungssitzung am Pool

Anderentags wagen wir die ganz große Tour – mit dem Fahrrad 150 m zum Pool, wo man sich zu einer Planungssitzung mit Seekarten und den elektronischen Navigationsgerätschaften breit machen kann.  Ist ja keiner sonst anwesend. Kurz: es ist auszuhalten, aber da die Planungen laufen, werden wir über kurz oder lang den Standort wechseln. Tagesschlag nach Süden. Berrie Islands. Und dann? Irgendwie weiter.

No elephants

Unterwegs Richtung Bahamas

Oder: von Grün zu Ultramarin zu Türkis

Old Bahama Bay/Westend, Grand Bahama, 4.1.2021

Am Weihnachtstag hatten wir sie gesehen, die Elefanten, vor denen in der Florida Strait immer gewarnt wird. Es hatte einen Frontdurchgang gegeben mit dem klassischen Norder, und als sich das Wetter beruhigt hatte, war die Chance auf einen Weihnachtsspaziergang auf Peanut Island gegeben – gut, denn schon am Heiligabend konnten wir nicht von Bord. „Hey, guck mal die Elefanten!“ Was? Der Eigner ist konsterniert, aber da sind sie: durch das Lake Worth Inlet auf den Horizont geschaut, sehen wir sie ihre Bahn ziehen. Ein Elefant nach dem anderen, wie die Elefantenpatrouille im „Dschungelbuch“. Aufgetürmte Wellen, sehr beeindruckend und der Beweis, dass mit Nordwinden auf dem Golfstrom nicht zu spaßen ist. „Watch out for the elephants“. Alte Floridaregel.

Wir haben die Reise über den Golfstrom ohne Kämpfe mit Elefanten erledigt; es war aber auch mit moderatem Südwestwind – zwischen 15 und 20 Knoten – ausreichend holperig; die lokalen Ratgeber sagen dazu: „… it will be salty“.. Die Story dieser kurzen Passage ist lang, denn durch Covid sind die bürokratischen Hürden für die Einreise in die Bahamas hoch. Für uns fängt es am 27.12. an, als sich für das folgende Wochenende ein Wetterfenster aufzutun scheint –  die Abfolge der Fronten hier ist kurz, alle 5 bis 6 Tage rückt solch ein Schlechtwetter von Westen an, dann dreht der Wind von Ost über Süd und West nach Nord, das ist der Frontdurchgang; zwischen den Fronten liegen längere Perioden mit Ostwind, auch nicht die Windrichtung für einen Kurs fast direkt nach Ost. Naht eine Front, dreht der Wind langsam auf südliche Richtungen, schon besser, aber nicht sonderlich langlebig. Alles eine Frage der Strategie. Ist die Front langsam genug, kann man den Anteil an Süd- und Westwinden nutzen, um elegant über den Strom zu setzen. Und so verfestigt sich unser Wetterbild, am Montag, am Dienstag… wir steigen schon mal in die Schuhe, um uns auf Covid testen zu lassen. Manche machen das an kostenfreien Teststationen – die leider den Nachteil haben, dass die Testergebnisse 2, 3, 4 Tage Rücklauf benötigen – aber der Segler braucht allein einen Tag, um die Strecke zu bewältigen und in der Regel erlauben die Bahamas 5 Tage zwischen Test und Check-in. Das macht nervös, nervös genug um die Luxusvariante zu wählen: Bezahl-Labor (nicht zu knapp, die Gebühr; schenken wir uns zu Weihnachten!). Zwar sind über die Feiertage die Fristen auf 7 Tage verlängert, aber ein befreundetes niederländisches Paar macht vor, wie die Sparversion schön in die Hose gehen kann: am Dienstag getestet mit dem Versprechen, die Ergebnisse am Silvestertag zu erhalten. Nix da, und da ab 31.12. mittags bis Montag früh kein Labordienst geleistet wird, sind die Gesichter lang, sie müssen

Mal schnell ein Swab Test auf der Clubtreppe

das Wetterfenster unverrichteter Dinge vorbeiziehen lassen.  Dann lieber die Bezahllaboraktion, die wir sogar sicherheitshalber noch einmal auf Sonnabend schieben; aber dieser Test ist vom Feinsten: wir sitzen in den Fahrradklamotten auf den Stufen der Sailing Clubs, Kate rollt im firmeneigenen BMW heran, eigens aus Hollywood (in Florida). „Ach, Ihr könnt sitzen bleiben!“ – schon haben wir die swabs in der Nase, Loch 1, Loch 2, fertig. Und bis auf die Tatsache, dass ein – natürlich negatives – Testergebnis auf den Namen Andreas Deutsch ausgestellt wird* und noch einmal für kurze Verwirrung sorgt, haben uns am Abend die Bahamians die Erlaubnis erteilt, einreisen zu dürfen; das machen sie wirklich gut und zügig. Abgemacht. Wir fahren los.

Grün: unsere Kursrichtung – rot der gesteuerte Kurs. Hier die mildere Variante

Kurz nach Sonnenaufgang gehen wir ankerauf, 6 oder 7 Segler können wir ringsum ausmachen. Wir fahren den klassischen Bananenbogen nach Norden, dann muss man nicht so in die Wellen knallen, behält dafür bis zum Schluss den Winkel hoch am Wind bei. Wie? Ihr wollt nach Ost, es ist Südwestwind und Ihr fahrt hoch am Wind? Genau. Der Strom beschert Euch in Europa ganzjährig moderate Temperaturen, und wir bezahlen das mit einem Abdriftwinkel von 40- 50°, das ist unglaublich – ich weiß gar nicht, wie die Leute das früher ohne GPS und Plotter gemacht haben. Naja schon: da wurde über Generationen ein Kurs von 120° weitergegeben, um vom Lake Worth nach Grand Bahama zu kommen; die Rasterkarten haben alle Peillinien zwischen Start- und Zielorten. Genau diesen Kurs halten wir ein. Andere Segler steuern augenscheinlich genau auf der Kurslinie auf ihrem Plotter, wir sehen sie mit der Höhe kämpfen. Im Endergebnis sind wir alle am späten Nachmittag gleichzeitig im Hafen. Gut gemacht! Bis auf die Tatsache, dass mir doch tatsächlich auf die letzten Meilen noch schlecht wird, das Setzen der Gastlandflagge bringt mich knapp an die Kotzgrenzen.

Bahama-Flagge im Grau

Das Feeling am Montagmorgen? Ostseesommer. Die Front naht, es bläst schon aus Nordwest und jammert ein bisschen in den Riggs, ein nettes,  vertrautes Geräusch und noch dazu etwas wärmer als Ostseelärm. Gestern im Grün des Manatee-Wassers im Lake Worth gestartet ging es über das Ultramarinblau im Strom (ein irre tiefes, leicht violettstichiges Blau, wir haben gleich über Schul-Farbkästen gesprochen!) ins… naja. Elefantengrau der Bahamas. Das gerühmte Türkis deutet sich schon an, aber warten wir noch auf Sonnenschein, der es so richtig zum Leuchten bringt. Wenn die Front durch ist.

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* Der Nachname wurde vom Pass abgeschrieben – herrje, immer wieder passiert es, dass die Nationalität zum Namen erhoben wird, unsere Pässe sind optisch echt doof!