|
Faaborg - es gibt Starkwind. Und eine erste Begegnung mit einem Windgenerator Typ “Hubschrauberlandeplatz”, einem Airmarine. Gut, dass der Eigner den Generator abends abstellt; so einen möchten wir NICHT. Und noch etwas Bemerkenswertes: Chinesen sammeln Quallen in ihre Plastiktüten. Für Salat. Lecker!?
Der folgende Tag bietet uneingeschränkten Segelspaß. Wir kreuzen den Svendborgsund hoch, bei flotten 5, 6 Windstärken. Naja, fast uneingeschränkt: Bei einer Wende bläst der Wind Andreas von hinten in Brille - das neue Titangestell mit den superentspiegelten, extrem-quarzgehärteten und extra-dünnen Kunstoffgleitsichtgläsern (noch Superlative gefällig?) dreht zwei hübsche Salti und verschwindet auf Nimmerwiedersehen im Sund. Es folgt ein Sommer ohne Brille.
Am Abend ankern wir im Thuröbund und wettern ein dickes Gewitter ab, weiter bummeln wir via Lundenborg zum Smalandsfahrwasser. Vor Omö wird geankert, auf Fejö gehen wir in die Marina. Dann Stubbeköbing - vom dreckigen Hafenwasser haben wir noch Wochen was! - und nochmal “Abwettern”: 4 heiße Sommertage in Klintholm. Wir ankern vor dem Hafen, wir genießen Badefreuden, packen mal probehalber Dinghi und Außenborder aus und machen einen Radausflug nach Möns Klint. Einweihungsfahrt für die neuen Falträder - und die funktionieren ganz wunderbar.
Sprung nach Schweden - eigentlich wollen wir ja nach Bornholm und weiter ins Baltikum, aber die Großwetterlage spricht noch immer von sommerlichem Ostwind, und genauso weht er auch. Wir probieren den Windpiloten aus - macht einen guten Eindruck! - und ändern die Reisepläne - wir sind ja ohnehin spät dran, also richten wir den Kurs nach Norden. Ystad ist die erste Station. Wir wandern auf Wallanders Spuren. Sehr schön! Dann kommt Simrishamn - bei schlechtem Wetter gehen wir einem englischen Paar zur Hand, die bei uns längsseitsgehen. Und die - gerade auf dem Rückweg von einer Vereinsreise von Südengland nach Finnland - infizieren uns endgültig mit dem Åland-Virus. Tags drauf haben wir einen Einhandsegler längsseits, der bei starkem Wind zwar mehrere Anläufe braucht, aber völlige Coolness an den Tag legt. Chapeau! Und der lädt uns nach Hälleviken ein, seinem Heimathafen, und schwärmt uns von der Hanö-Bucht vor. Wenn das so weitergeht, brauchen wir uns um unsere Route keine Sorge machen - unsere Reisebekanntschaften werden uns schon mit ihren Empfehlungen von Sensation zu Sensation leiten.
Hälleviken ist zunächst mal ein Problem. Nach innen zu flach, die Mole leider mit einigen zwei Yachten besetzt, und keine ausreichend Lücke für uns. Wir gehen längsseits an einer holländischen HR 43. Der Eigner ist nicht an Bord, aber ein Freund bestätigt uns, dass wir willkommen seien. Kardinalfehler - wir sitzen gerade beim Kaffee, als wir den Eigner kommen sehen. Den hochroten Kopf können wir schon aus 500 m Entfernung erkennen. Nach kurzer, griffiger Diskussion lenkt er ein, verholt sein Schiff so, dass wir vor ihm liegen können und der Friede kehrt wieder ein.
Abends ist dann auch die Kaltfront durch, die Sonne kommt raus und nach einem Entspannungsspaziergang gibt es köstlichen Räucherfisch mit Pellkartoffeln samt romsås bei "Dagmars", noch wirklich räucherwarm, nämlich von "Hennings Rökeri". Die Schweden hatten schnell die Fleecebekleidung von sich geworfen , geniessen den sonnig-lauen Abend und erschrecken Andreas mit Badeaktivitäten um 21:30 – ich hatte letzteres im Anschluss an den Kaffee schon erledigt; ich hatte die Abkühlung nach der holländischen Begegnung nötig. Der Ort wirklich sehr beschaulich – ich fühle mich sehr an Familienferien im Schweden der 60er Jahre erinnert. Zwei Fischräuchereien kokeln um die Wette, gleich morgens früh, bei der einen (siehe oben) gibt es auch Brötchen, so dass ich bei Dagmar Knutsson, natürlich die Frau von "Hennings" gleich den guten Fisch von gestern loben konnte, wozu ich meine Norwegischkenntnisse ausgrabe. Dagmar quittiert das mit einem fröhlichen "... jahaaa, den ist läckar...". Ich konnte nicht umhin, ihr auch noch ein Körbchen Hallon abzunehmen, als noch läckarare Frühstücks-Läckarei, auch eine Reminiszenz an paradiesische Familienferien, in denen wir früher vor dem Frühstück zum Marmeladesammeln in den Wald gingen. Der Hafenmeister versprüht schwedischen Charme. Gute-Laune-Frühstück im Sonnenschein.
Im Båtstillbehör wird endlich eine Bugleiter für die dicke Co-Skipperin erstanden – in Simrishamn stand ich mal wieder vor einem himmelhohen Bug und erfasste doch gleich, dass Runterspringen leicht war, aber den Hintern dort wieder hoch zu kriegen... ts ts ts. In der Mittagszeit haben wir dann endlich die Fahrräder rausgekramt und radeln ins benachbarte Sölvesborg. Ist das hügelig! Bakken folgt auf Bakken... Auch Sölvesborg ist wirklich niedlich, mit kleinen Gartenlokalen voller Schweden in Semester-Stimmung - während für unsere Studenten das Semester der Ernst des Lebens ist, nennt man in Schweden die Ferien so. Und natürlich gab es ein Eis von SIA, dem Svenska Gräddeglass Skyttsängel, zu deutsch: Schwedischer Sahneeis-Schutzengel. Ich hatte Gammeldags Vanilj. Empfehlenswert und nach den Anstiegen und all dem Gegenwind hart verdient, und nebenbei hält es den Fettstoffwechsel in Gang. Bei der Bank gab es zwar Bares aus dem Automaten - dahin hat es Hällevik noch nicht gebracht - , aber leider gab es keinen Buchladen, wo wir den ersehnten und blöderweise in Ystad NICHT gekauften Segelführer durch den Schärengürtel hätten kaufen können. Mal gucken, ob wir es bis Karlskrona oder Kalmar ohne Grundberührung schaffen. Also weiter!
3 Tage verbringen wir nun auf einer ehemals geheimen Marine-Insel:
Harnö! Null Bewohner, nur ein paar Schafe und verschiedene Jungvögel – zum Beispiel 4 sehr nette Gänsesäger, noch nicht flugfähig, aber schon echte Riesen; oder ein 14er-Geschwader junger Kormorane – sehr putzig! Auf den Schären in Sichtweite, aber doch weit entfernt kuschelige Sommerhäuschen mit Anlegern vor der Tür... Sehr verlockendes Ferienziel. Oder Alterssitz . Es wimmelt zwar von zubetonierten Unterständen aus der "... ich glaube, da ist ein sowjetisches U-Boot..."-Zeit, in der nur die Schweden sich hier aufhalten durften; seit 2001 sind EU-Bürger aber gleichgestellt, so dass wir nun auch frei umherfahren dürfen. Unser "kleiner" Schärenführer für Blekinge, ein sehr liebevoll von einem Ur-Blekinger zusammengestelltes DIN-A4-Format, das gern vom Verfasser selbst am Steg vertrieben wird, verweist mehrfach auf diese alte Geschichte aus den 80ern, als die Schweden so lange rätselten, ob da nun ein russisches Atom-U-Boot ist, oder nicht - oder doch?? - bis dieses durch geschicktes Havarieren das Rätsel selbst löste...
Dies ist also Blekinge - oder etwa nicht?? Für Schweden eine wichtige Frage, denn Blekinger sind keine Schweden! Sondern, Zitat Bengt Berg: "Schweden war in Södra Möra und Småland zu Ende. Daran schließt sich ein meilenbreiter Gürtel aus Krüppelwald an, auch heute noch, ohne einen ausgewachsenen Baum und einen ordentlichen Hof. Dort lebten weder Dänen noch Schweden, sondern ein schwarzbärtiges, kurzbeiniges Geschlecht mit flachen Gesäßen aus einem Misch-Masch aus Polen, Russen und Deutschen, welches sich Jahrhunderte lang an Land geschlichen und gierig alles Lebendige an den Küsten, außer Elstern und Möwen, ausgerottet hatte. Hier könnten Hirsche niemals in Frieden leben und unsere Wildgänse würden abgeknallt und aufgefressen werden, wie es mit allen anderen essbaren Seevögeln bereits geschehen ist. ...". So kurzweilig können Revierführer sein. Bengt Berg mochte wohl die Blekinger nicht, und außerdem hat ihm halb Blekinge gehört... Aber er war ja auch Zoologe und Naturschützer, wahrscheinlich mochte er die Menschen allgemein nicht so.
Da der Wind nicht so richtig wollte, obwohl eine rechte Tüte voll angesagt war, war Batterieladefahrt angesagt – und am Nachmittag landen wir.
Utlängan, wir sind in Stenshamn. Die Südostecke von Schweden - nach Utklippan, 6 Meilen von hier, fahren sie ja alle, aber wir sind HIER: Eine Handvoll ständige Bewohner, ein paar Sommerhausbesitzer, keine Autos, nur ein Quad, ein Moped und einen Trecker (auf dem angehängten Heuwagen werden Personen transportiert!). Von der Anmutung her ein bisschen wie bei Pater Brown auf seiner Insel in der Irischen See. Ringsum bricht sich das Meer an den Felsklötzen und –klötzchen. Sehr spannend, dort hindurch zu fahren, aber wir fühlen uns dank unserer neuen, elektronischen Navigationsunterstützung doch ein bisschen sicherer als zuvor.
Man kann auf der Mole sitzen, lässt die Seele wie die Beine baumeln und die Augen streifen. Ein hurtiges Inselbötchen, es heißt "Wittus" hüpft von Stein zu Stein und verbindet die Inseln untereinander. Wieder einmal kommt mir der Gedanke an Astrid Lindgren - Ferien auf Saltkrokan. So muss es gewesen sein - und ich beginne, mich auf den Stockholmer Schärengarten zu freuen, wo Tjorven, Teddy, Freddy und Bootsmann ihre Sommer verbrachten. Da Starkwind angesagt ist, bleiben wir etwas länger als geplant - schade, dass ich das alte Kinderbuch nicht an Bord habe.
Die Insel ist einfach eine Reise wert! Allerdings muss man wirklich mit sich selbst auskommen können. Gesellschaft bieten einem - mal abgesehen von den Sommerhäuslern - nur die sehr freundlich gesonnenen Kühe und Kälber. Allerdings gab es dann doch eine wahre Besucherflut: Auf meiner Joggingrunde begegnet mir ein Mensch, mit Kamera und einem Riesenfernglas bewaffnet, und ich denke: Ornithologe, déja vu. Am Hafen noch einer, ein noch paar mehr. Langsam werden es viele, die wie ferngesteuert auf der Insel umherrennen, in Gruppen herumstehen und gestikulieren, in Boote springen und wieder raus, um schließlich wieder zu verschwinden. Ein Irrgast, ein Vogel aus dem nördlichen Amerika, hieß es, lockt Vogelkundler an. Um 22:00 h kam die letzte Bootsladung von ca. 15, am nächsten Morgen dann eine weitere Fuhre – Andreas zählt 28 fernglasbewehrte Männer mit 2 Quotenfrauen. Die Irrgastgeschichte muss sich in Windeseile herumgesprochen und Ornithologen aus ganz Schweden angelockt haben. Danach - wahrscheinlich hatte der Irrgast vor dem Ansturm die Flügel nach Utklippan geschwungen - war wieder Ruhe. Und wir müssen auch weiter. Unruhige Fahrt, glücklicherweise raumschots, hinein in den Kalmarsund, weiter nach Norden.
In Kalmar treffen wir bei stürmendem Regen ein und legen uns in vierter Reihe ins Päckchen, bei netten, schwedischen Nachbarn, die am nächsten Tag nur zögerlich zum Endpunkt ihrer Sommerreise in Karlskrona aufbrechen; dazu hätten wir jetzt auch keine Lust: Volle Kiste gegenan. Gute, nasse Reise! Stattdessen fahren wir früh in die Marina und erledigen unser erstes Schweden-Heckbojenmanöver. Gut gemacht, auch wenn es vielleicht noch etwas ungelenk aussieht. Die Coskipperin hängt achtern über die Süllkante, um den eigens angeschafften großen Schäkel einzuklinken. . Und dann tun wir uns mal wieder Stadturlaub an: Kalmar, von über-enthusiastischen Schweden auch als "Kalma de Majorka" gefeiert. Also, nein, das stimmt nicht, aber zumindest hat man hier Tontöpfe mit Oleander und Palmen aufgestellt. Immerhin gibt es einen ordentlichen ICA Supermarkt, um nach der proviantzehrenden Woche in der Hanöbucht Lebensmittel zu bunkern. Und wir tauchen in die Geschichte Nordeuropas ein, hören von Valdemar und Gustav Adolf und Co
Bevor wir abreisen optimieren wir aber noch rasch die Optik unserer künftigen Heckbojenmanöver - es gibt bei Watski einen schicken schwedischen Bojenhaken, der erlaubt, sich rasch über die Reling zu beugen und den Haken elegant einzuklinken. Wir beobachten das bei einem flüssigen Anlegemanöver eines alten Schärenkreuzers. Lässig, quasi im Vorbeifahren hakt sich der Einhandsegler an der Nachbarboje ein. Alter Schwede!
Am nächsten Tag pisst und bläst es unverdrossen - ebenso unverdrossen machen wir uns auf den Weg nach Öland. Sandviken ist unser Ziel - es ist eklig feucht-kalt, als wir einlaufen. Norweger nehmen unsere Bugleinen an - danke! Das erspart mir den Sprung auf den Schwimmsteg. Der Hafenkapitän verkauft Fisch - das können wir uns nicht entgehen lassen und kaufen zwei Flundern zum Spottpreis und verziehen uns mit unserem Fang unter Deck.
Dann kommt die Sonne wieder - Gelegenheit, ein bisschen auf die Tube zu drücken. Auf nach Norden. Herrlichster Segelwind trägt uns Richtung Västervik. Nördlich davon tauchen wir in die Schärenwelt ein - navigatorisch verlieren wir dank Raymarine C80 und Papierkarten-Backup zwar nicht die Orientierung, aber es beginnen die Tage, an denen wir gar nicht genau wissen WOLLEN, wo wir eigentlich sind. Man verkrümelt sich hinter irgendeinen Felsen, und sieht und hört nichts, außer vielleicht ein paar Seevögeln, Geplätscher und Wind im Rigg. Hier müsste man bleiben. Das Wasser ist kühl - und wird deutlich weniger salzhaltig. Trotzdem schwimmt die eine Hälfte der Crew regelmäßig und ausdauernd. Andreas wartet weiterhin auf die Karibik mit Schwimmaktivitäten...
Zwischendrin folgen wir mal der Yachtautobahn Kalmar-Stockhom, die innerhalb der Schären verläuft, und merken, dass uns deutsche Schiffe eigentlich nur noch entgegenkommen. Heimreise. Uns soll es recht sein, wir haben noch ein Stück nordwärts zu segeln - wir hangeln uns Richtung Stockholm, liegen mal in einer vereinsamten Marina oder mal, ganz schwedisch, vor Heckanker mit dem Bug an den Felsen. Phantastisches Hochsommer-Abendlicht, Spaziergänge über so einsame wie idyllische Inselchen verlangsamen das Reisetempo merklich.
Der Mälaren empfängt uns mit Nieselwetter, wir ziehen durch bis zum Waasa-Hafen, mitten in Stockholm. Nach all den einsamen Schönheiten ist es ein bisschen gewöhnungsbedürftig, kleine und große Mädchen von der Achterbahn in Gröna Lund, gleich um die Ecke, kreischen zu hören und mitten zwischen Yachten aus aller Ostseeherren Länder zu liegen. Lange werden wir das hier nicht aushalten! Immerhin gibt es Gelegenheit zu vorsichtiger Tuchfühlung mit zurückgekehrten Langfahrtseglern, über Wassermacher und Co. spricht man, über Atlantikrunden und so fort. Ich düse mit dem Fahrrad in die Stadt, einkaufen und möbele auf dem Steg fast einen Segler über, weil meine Augen auf GIOYA gerichtet sind. GIOYA? Ist das nicht...??? Das 20. Gebot: Du sollst auf dem Steg nicht radfahren, und fast wäre er dieser Sünde zum Opfer gefallen, Olli, unser Lieblingsskipper und Trainer von der Segelschule Hartenberg; der, der uns, als wir anfingen es ernst mit dem eigenen Schiff zu meinen, ”Mantamanöver” und andere Unverschämtheiten für den Hafengebrauch gezeigt hat. Das ist ist nun wirklich eine schöne Überraschung im ureigentlichen Sinn des Wortes.
Natürlich gehen wir die arme Wasa begucken, die einen Steinwurf von der AKKA liegt, mischen uns unter amerikanische, europäische, japanische Touristen und bedauern die Bootsbauer, denen das Mammutprojekt, von dem man hier das Heck sieht, so gründlich “in die Hose” ging. Anderentags ist große Radtour angesagt; weit, weit draußen, in Lidköping residiert Volvo und da bekommen wir eine Austauschlichtmaschine für unsere defekte. Rückfahrt über Blaubeer-bestandene Waldwege. Wir lieben unsere Räder, aber auch die Pausen, in denen man sich den Mund vollstopfen kann. Stadtbummel für Sightseeing, für Einkäufe, zum Vergnügen. Lange halten wir es hier nicht aus - so war es doch, oder? Als wir nach 9 Tagen weiterfahren, finden wir, dass dies ein definitiv zu kurzer Aufenthalt war, und fühlen uns hin- und hergerissen zwischen schwedischem Stadt- und Inselleben.
Ein paar einsame Ankerbuchten weiter liegt schon Arholma, Absprungort zu den Aalandinseln. So springt man und springt und springt, und möchte doch eigentlich gern etwas länger bleiben. Mittlerweile sind wir fast völlig allein, ein paar versprengte schwedische Heimkehrer vielleicht noch, die uns mit Tipps und Kartenmaterial versorgen, das sie nun nicht mehr brauchen, ansonsten ist der von mir so geliebte skandinavische Spätsommer - wenn das Vieh auf den Wiesen morgens die Hufe in einen flachen See von Nebel stellt - nicht mehr weit.
Vom Thema Blauwasser kommen wir auch weiterhin nicht los: In Stockholm Rückkehrer, in Mariehamn ein Aspirant für die Abreise noch in diesem Jahr - und auf Langö treffen wir Annette Gustavson, die die Insel, vor allem aber ihre Besucher versorgt - eine Atlantik-Veteranin mit Traditionsseglern. Ausser allem “weltweit”-Gequatsche aber fragt Annette, ob wir am Morgen Brötchen wollen - ja gern, ein paar Brötchen, frisch aufgebacken wären wirklich gut... Worauf wir nicht gefasst sind, ist eine große Tüte mit frisch gebackenen Riesenbrötchen, und auf die Tüte hat Annette den aktuellen Wetterbericht geschrieben - das geschieht wahrscheinlich, während er Teig geht und man nennt das “Service” Inzwischen wird die “beste Holzsauna in den Aalands” für uns vorbereitet - Eva wieder im Vollzeug dabei- und wir beschließen den Tag mit einem langen Schwitzbad und kühlenden Bädern in der Ostsee. Der Schipper nicht ganz freiwillig: die Felsen zum Wasser hinunter sind “arschglatt”). Auch wenn Ölzeug die Kleidung der Wahl ist, Langö ist eine Insel zum Bleiben; wir tun’s einen Weile, aber irgendwann müssen wir weiter.
Wir zockeln durch die Inselwelt, Jurmo, Hangö, Jussarö. EINE Insel zum Bleiben? Viele! Und wir sind völlig allein. Kein anderer Segler, die Sommerhäuschen schon weitgehend verwaist; am Wochenende kommen vielleicht Finnen vorbei, aber sonst? Schafekraulen, Blaubeerpflücken, Waldspaziergang. Spätabends breitet sich ein Feuer über dem Horizont aus, wird größer und größer, wir denken an katastrophales Geschehen - der Mond jagt uns einen gewaltigen Schreck, so sehr, dass wr erst zu spät riechen, dass das Brot mittlerweile sehr knusprig gebacken ist...
|