Wo kommt der Strom her? Eine Segelyacht auf Langfahrt und nicht allabendlich am Marinasteg mit 230V Steckdose und Wasserhahn wird so ausgestattet, dass sie längere Zeit autark unterwegs sein kann. – Vieles ist dabei von elektrischer Energie abhängig: Navigation mit Instrumenten, Kartenplotter und Radar, Autopilot, Funk SSB/VHF und AIS … bis hin zu Wassermacher, Kühlschrank, Nähmaschine oder elektrischer Zahnbürste. Eine der Stromquellen ist der Schiffsdiesel mit 12V-120A Generator für die Verbraucherbatterien und 12V-50A Generator für Starterbatterie sowie die im Bug befindlichen Batterien für Bugstrahlruder und Ankerwinde. Dieser Stromerzeuger braucht Kraftstoff und lärmt. Wichtigere Quellen sind auf der Blauwasserroute mit Wind und/oder Sonnenschein aber unser Windgenerator „Superwind 350W“ am Besan und die Solarpaneele an Reling und Heckträger mit insgesamt 350WP. Die alternativen Energiequellen decken über 90% unseres Bedarfs. Ab 12kn Wind beginnt der Superwind mit 1A, bei 15kn sind es 5A und bei 30kn dann 20A … ggfs. Tag und Nacht. Bei bester Sonneneinstrahlung liefern unsere Panele in Summe um 20A über die Mittagsstunden. – 500WP Solar wären noch schöner, aber schwierig ansehnlich unterzubringen. – Unseren durchschnittlichen Tagesverbrauch schätzen wir auf 120-140Ah, haben ihn aber noch nie ermittelt, da neben Entnahme auch permanent Stromzufuhr aus den verschiedenen Quellen erfolgt, und wir das nicht getrennt aufzeichnen können. Der „Hauptstromtank“ ist die Verbraucherbank mit 6x 120Ah AGM Batterien, die gegenläufig parallel verbunden sind. 720Ah sind recht viel für ein 2 Personen-Schiff, aber dank geringer Entladetiefe, wir entnehmen regelmäßig nie mehr als 20% der Gesamtkapazität, rechnen wir mit einer höheren Lebenserwartung. Große Batteriebänke werden bei gleicher Ah-Entnahme effektiver und schneller aufgeladen als kleinere Einheiten. Die 120A Lichtmaschine schiebt anfangs bei leicht erhöhtem Standgas (1.000 U/min) bis 90A in die Bank, wenn der zuschaltbare Sterling-Hochleistunsregler aktiviert ist. Sorgen Wind und Sonne am Ankerplatz für volle Batterien, lassen wir über den 1.000-1.500W Inverter (230V) mit 80A das Duschwasser aufheizen. Diese Werte sollte man deutlich kleineren Batteriebänken nicht zumuten. AGM haben wir gewählt, da Gasen und Kontrolle von destilliertem Wasser entfällt und die Hoffnung besteht, dass sie doch länger halten als offene Batterien. – Unsere ersten Effekta-AGM Batterien, die eigentlich für Notstromversorgung in Rechnerzentren o.ä. gedacht sind, also nicht für „deep cycle“ Betrieb, haben 6 Jahre gehalten, bis der erste Akku mit Zellenkurzschluß ausfiel. Sicherheitshalber haben wir die Bank 2012 komplett erneuert, wieder mit einem vergleichbaren und einbauidentischen AGM Billigprodukt aus China. Die Starterbatterie ist eine kompakte Exide-AGM-Spiralbatterie, Typ Maxxima mit nur 50Ah aber hochbelastbar bis 800A … mehr als ausreichend, zumal Starter nur für Sekunden Strom ziehen. Im Bug hatte der Voreigner 2x 145Ah für das Bugstrahlruder (6kW mit 12V-24V Relais)und die 12V-1.200W Ankerwinde installiert. Um Platz und Gewicht zu sparen, haben wir hier 2 kleine Exide-AGM-Spiralbatterien Maxxima Deep Cycle a 50Ah eingebaut, die für hohe Zyklenfestigkeit konstruiert sind. Wir haben also nur 100 statt 290Ah und 35 statt 94kg zuvor. „Bei der Belastung funktioniert das nie!“ gaben uns Fachleute mit auf den Weg. Nach 6 Jahren Ankern, im Durchschnitt 40-50m 10mm-Kette mit 30kg Bügelanker geben und heben, manchmal auch 75m oder mehrere Versuche bis der Anker sitzt, ist alles mit den ersten Batterien noch bestens und bisher kein Nachlassen feststellbar. Ergänzend sei gesagt, dass bei Ankermanövern der Motor läuft und über den 50A Generator mit einer 50# Leitung die Bugbatterien unterstützt. Der erwähnte Inverter (wandelt 12V Bordstrom in Strom „wie zuhause“) speist ein Steckdosennetz für Näh- und Küchenmaschine, Aufladen der elektrischen Zahnbürste oder Betrieb von Multifunktionsdrucker, Heissschneider, Bohrmaschine oder Stichsäge … und ab und zu auch für heisses Duschwasser.
Ein Philippi-BCM1-Batteriemonitor zeigt die Spannungen der drei Batteriesysteme sowie ± Ladung und Restkapazität der Verbraucherbank.