Wie schon oben erwähnt haben wir die Tickets allesamt über Reisebüros gebucht, die wir meist über den „Man in Seat 61“ gefunden hatten.
Alle Reisebüros haben hervorragend funktioniert:
Vietnam: hier hat uns Vietnam Impressive in Hanoi bedient, unsere Sachbearbeiterin war „Dora“ (=Nguyen Thi To Uyen). Nicht zu verwechseln mit Vietnam Impressive Travel, übrigens.
Wir hatten über Dora zunächst die Tickets Hanoi nach Guilin/China reserviert, da wir die Bestätigungen für die verschiedenen Visa benötigten; später, kurz vor dem Abflug nach Vietnam, auch die Tickets von Saigon nach Hanoi – wir waren noch keine Stunde im Saigoner Hotel angekommen, als unsere Tickets dort eintrudelten. Perfekt.
Vietnamesische Reisebüros können nur durchgehende Tickets nach / in China buchen, keine Stopovers, so dass wir in Guilin die Folgetickets nach Beijing besorgen mussten.
All das konnte man mit Dora perfekt am Telefon bzw. per Mail oder Skype klären.
Bezahlung der Tickets über das vietnamesische „Onepay“, ein zuverlässiger online payment Provider.
Besser geht’s nicht.
Saigon-Hanoi: 4er Abteil, zwischen Saigon und Nha Trang zu viert, danach allein bis Da Nang, danach wieder mit „Begleitung“, erst ein junges Ehepaar mit Kind auf dem Weg ins Hospital in Hue, dann englische Touristen. Man kann auch ein 4er für 2 Personen buchen. Kleine Reismahlzeiten mit Hühnchen oder Schweinchen wurden verkauft. Lecker. Bissel „rough“, der Zug, aber sehr gut auszuhalten. Die erwarteten Kakerlaken blieben jedenfalls aus.
Hanoi-China: Lokomotive mit einem einzelnen ollen Waggon („Deutscher Waggonbau Ammendorf“, was sonst). Und nur zwei Passagiere, wir nämlich. Klasse. Keine Versorgung. Auf dem schmaleren Gleis auf der chinesischen Seite dann schon ein deutlich neuerer Waggon (der gleichen Firma). Aufenthalt in Nanning im riesigen Wartesaal ohne wirkliche Kommunikationsfähgikeit – das war spannend, aber man wird persönlich von einer niedlichen Bahnbediensteten dort hin gebracht und wieder abgeholt.
In Guilin hatten wir zur Ankunft unseren Hotelier um Abholung gebeten, auf der Rückfahrt haben wir den Expressbus Yangshuo-Guilin genommen (je „express“ umso weniger Stopps, und damit umso weniger Gepäckklau…)
China:
Über den Hotelier in Chaolong/Yangshuo bekamen wir Kontakt zu „Sam Yu“, der in Guilin ebenfalls ein kleines Reisebüro betreibt, und uns auf Anfrage gegen eine geringe Kommission die Zugtickets nach Beijing besorgte (und auch mehrere Züge zur Wahl reserviert hatte,sehr nett!). Sam brachte die Tickets zur Abfahrt an den Zug – nicht ganz mein Ding, ich habe so was lieber am Tag vorher in der Hand, es macht mich einfach nervös.
Kauf der Tickets am Bahnhof wäre zumindest in Guilin schwierig geworden – riesige Menschenmassen, die man nicht versteht (und umgekehrt) vor Schaltern, deren Beschriftung man nicht lesen kann. Lustig! Da haben wir uns ein Abenteuer entgehen lassen
Der Zug war perfekt und neu – 4er Abteil „SoftSleeper“ mit wirklich weichen Betten und Kuscheldecken. Super.
Ab Beijing waren wir in den bewährten Händen der Londoner Agentur „Real Russia„. Sachbearbeiterin Natasha Zhukova – was soll man sagen… Perfekt, nett, umsichtig. Wir hatten dort schon von Australien aus Reservierungen gemacht; RealRussia hat uns auch unsere „Einladung“ für die russischen Visabehörden ausgefertigt; auch haben wir mit der dortigen Visaabteilung die Gepflogenheiten abgeglichen, ein wirklich guter Kontakt. RHIONA, Segelnachbarn in Scarborough, hatten uns schon von der Agentur erzählt und waren mit anderen Mitarbeitern ebenso zufrieden.
Die Ausstellung von eTickets war bis zum Zeitpunkt unserer Abreise in Peking nicht möglich (das soll sich aber ändern!), also mussten wir unsere Tickets in der Pekinger Dependance von RealRussia abholen. Auch das perfekt organisiert – mit Anfahrtbeschreibung und zum rechten Zeitpunkt eine Korrektur, weil das Büro wegen Umbauarbeiten in ein anderes Stockwerk kurzfristig umquartiert wurde. uinfach umsichtig. Der Zug „K3“ von Beijing nach Ulaan Bataar ein klassischer, alter Waggon mit Koksheizung und holzbeheiztem Samowar – und mit chinesischem Waggonschaffner, unserem ersten richtig aktiven. Ofen feuern, Tür am Bahnhof bewachen, Bettwäsche verteilen… das volle Programm.
Überraschung: wir hatten mit der Auswahl der Klasse „4-Bettabteil“ einen so genannten „hard sleeper“ gebucht, eine Bezeichnung, die uns zunächst mal verunsicherte, waren wir doch von den soft sleeper-Betten zwischen Guilin und Peking recht verwöhnt. In der Qualität der Lagerstatt machte es, wie sich herausstellte, kaum einen Unterschied; auf der Strecke nach Russland sind soft sleeper die schicken altmodischen 2er-Abteile mit Ätzglasscheiben in der Tür und separatem Klo. Sicher auch fein, aber gähnend leer. Wie langweilig!
Es gab einen Restaurantwagen für Lunch und Dinner für eine zunächst sehr schwache Zugbesetzung, nur ungefähr 10 Personen mit langen, und ein paar mehr mit kurzen Nasen. 4er-Abteil für uns allein. In Erlian (Erenhot) werden die Fahrgestelle auf die breite Russen-Spur umgestellt, das bedeutet einen 4-stündigen Aufenthalt (ohne Toilette! Man hat aber zuvor die Wahl am Bahnhof auszusteigen und dort zu warten…); dort wird auch der chinesische gegen einen mongolischen Restaurantwagen ausgetauscht. Letzteren haben wir nicht mehr besucht, weil der Zug sich an der Grenze sehr füllte.
Mongolei-Russland. In Ulaan Baatar mussten wir wieder unsere RealRussia-Zugtickets in einem Reisebüro abholen – völlig problemlos.
In Ulaan Baatar wird ein Kurswagen für Irkutsk an einen Zug gehängt, der nur bis Suche Bataar fährt. Wir hatten wieder ein Abteil für uns. Angenehm. Längerer Aufenthalt dort für die recht strenge mongolische Abfertigung, ebenso in Naushky für die russischen Grenzkontrollen (siehe Visabestimmungen, unbedingt die richtigen Daten beantragen).
Irkutsk-Moskau Ab hier gab es eTickets. Wir hatten uns die in China schon ausdrucken lassen, angeblich reicht auch eine .Kopie auf Smartphones.
4er-Abteil zur viert bis Novosibirsk, danach nur noch zu dritt. Wir hatten ein Ticket inklusive 4 Mahlzeiten in 4 Tagen gebucht, also gab es am ersten Tag ein kleines Abendessen, an den anderen 3 Tagen jeweils ein Mittagessen bestehend aus einer Suppe und etwas Fleisch mit einer Beilage (Nudeln/Reis) – mein Erbsenzähler ergänzt hierzu: mit bis zu 18 kalten Erbsen aus der Dose. Durchaus essbar und wohlschmeckend! Abends sind wir zweimal ins Zugrestaurant gegangen und haben Soljanka o.ä. gegessen – das Restaurant wurde fast überhaupt nicht frequentiert, da vergleichweise teuer. Zwischendrin kann man sich wie auf der gesamten Strecke ab Beijing heißes Wasser aus dem Samowar holen und aus mitgebrachten Zutaten Kaffee/Tee/Brühe einverleiben; sehr beliebt sind die Instantnudelgerichte, die in China und Russland in großen Papp-Pötten verkauft werden (das war uns zu sperrig, wir haben ein paar „Spanplatten“ in Tüten gekauft, die aber selten zu finden sind).
Auf den Bahnsteigen werden an den längeren Stopps (täglich 3-4 mal zwischen 15 und 40 Minuten) fressalien verkauft, teils aus richtigen Kiosken, teils von fliegenden Händlern.
Morgens kam eine der Köchinnen durch und bot frisch Pirashki an, heiße Teigtaschen. Sehr nettes Frühstück. Abends, auf der zweiten Runde waren die Pirashki dann allerdings kalt, nicht mehr ganz so lecker.
Moskau-Berlin – moderner Zug, 2er-Abteil (drei möglich), mit Waschgelegenheit. Die kokette Zugkellnerin nahm Bestellungen auf und servierte uns dann Mittag- und Abendessen.
Klo und so…
Im Hygienegesichtspunkt muss man ein kleines bisschen nachsichtig sein – in Vietnam war’s ein bisschen schmuddelig. In China gab es Hock- und Sitzklos, wobei auf den Sitzklos auch gehockt wird (lustige Vorstellung in einem wackeligen Zug). Klopapier, das wir reichlich bevorratet hatten, gab es in Russland immer, da sind die Schaffnerinnen überhaupt sehr rührig mit saubermachen etc.
Es gehen Tipps um, die einem raten, man solle einen Schlauch und ein großes Wassergefäß mitbringen, so dass man „duschen“ kann; vielleicht ein guter Rat, wenn man die volle TransSib-Strecke am Stück fährt, also Vladivostok-Moscow. In allen russischen Zügen gab es allerdings im Klo Kellen ähnlich den Sauna-Aufgusskellen – ich habe das vor Ankunft in Moskau genutzt, um eine Quasi-Dusche zu nehmen: etwas Wasser aus dem Samowar in eine Wasserflasche, kaltes dazu und dann mit der Kelle „duschen“ (natürlich nachdem man den Bodenabfluss geöffnet hat).
In den Zügen, in denen keine moderne Toilettenabsaugung existiert, werden aus gutem Grund die Toiletten einige Zeit vor und nach dem Bahnhofsaufenthalt gsperrt. Das muss man „einrechnen“ – die Fahrpläne haben auf allen Zügen seit Saigon auf dem Flur ausgehangen , so dass man immer wusste, wann ein längerer Stopp anstand.
Unsere Schlafsäcke haben wir nie vermisst – in den modernen Zügen allerdings kann die Klimaanlage so kühl sein, dass unsere Fleecedecke ein paar Mal doch zur Verwendung kam, aber eher selten. Die Bettwäsche war rundum so sauber (und frisch gemangelt!) dass wir auf unsere mitgebrachten Schlafsack-Inlets verzichten konnten, ich würde sie aber trotzdem wieder mitschleppen; you never know…
In allen chinesischen, mongolischen und russischen Zügen gibt es Einmal-Schlappen, man kann auch etwas bessere käuflich erwerben. Straßenschuhwerk ist – wie in den Hotels – auch im Zug ungern gesehen.
Wir haben unsere Funktionsunterwäsche und T-Shirt getragen, als „Kabinenkluft“ – der echte Russe trägt sein Doppelripp-Unterhemd zur Trainingshose, aber es gibt auch Damen im Négligé, Kinder im Baby Doll… – kurz. es ist eher zu warm als zu kühl. Für Bahnsteigspaziergänge waren meine Wandersandalen statt der dicken Botten sehr praktisch, Andreas hatte seine ledernen FlipFlops dabei.
Ein kleines Essbesteck und Essstäbchen sind praktisch, unser Thermobecher war im Dauereinsatz.