Islas Cies. Vor Anker, bei einem riesigen Wetterleuchten in der Ferne
….es ist 23 Uhr. Wer sonnabends zum Feierabend kein gutes Brot gefunden hat und am Sonntag zu spät kommt, den bestraft das Leben. Ich habe gerade noch schnell ein Brot in den Ofen geschoben, denn hier, auf den Inseln, gibt es wohl kaum etwas – außerdem müssten wir noch vor dem Frühstück das Dinghi ausgraben und aufpumpen. Nee, nee. Wir sind am Abend noch aus Bayona ausgelaufen, fix noch die letzte Wäsche gespült, denn das Wasser dafür hatten wir teuer bezahlt… Das war nun die teuerste Marina
bisher – 42 Euro. Der Schwede neben uns mit seiner 8 m-Albin Vega zahlte UNSERE Ostsee-Rate, so um und bei 15 €. Und wir dachten schon, Dieppe wäre der Hit. Oder La Coruna vielleicht, obwohl wir es da ja schon ganz gut ausgehalten haben.
Von dort hatten wir am Donnerstag noch einen Busausflug gemacht. Um unter Jakobsmuscheln ein Bocadillo mit Schinken zu essen, einen Caffe con leche zu trinken und dabei Wandererwaden zu betrachten, und so etwas tut man in Santiago de Compostela. Wir saßen an strategisch günstiger Stelle – genau da, wo diverse Pilger auf dem Camino de Santiago durch die Altstadt abwärts laufen und erstmalig auf das Ziel der Pilgerfahrt schauen, die Kathedrale mit den Gebeinen des Heiligen Jakob. Und bei dem Anblick war dann so mancher doch ganz schön gerührt, hatten wir das Gefühl. Ganz gewiss der junge Mann, dessen Freundin uns an einer Ampel nach dem Weg zur Kathedrale fragte: sie war in Pamplona gestartet, und wir zogen schon den Hut, als sich herausstellte, dass der Freund aus Ferrara/Italien kam. Zu Fuß. So einen großen Hut hatten wir gerade nicht dabei, den wir dazu hätten ziehen müssen. Rund um die Kirche ein ziemlicher Rummel – wer immer Lust darauf hat, stattet sich noch schnell mit einem Wanderstock samt den Camino-Insignien, Jakobsmuschel und Flaschenkürbis, aus. Oder schießt ein schnelles Photo vom Jakobsschrein. Eine wilde Mischung von Guckern, sportlich motivierten Camino-Wanderern, ergriffenen Pilgern oder Mountainbikefahrern, die sich nach getaner Heldentat auf dem Kathedralenvorplatz abklatschen.
Zeit, mit der AKKA ums Kap Finisterre zu zuckeln. Wieder mal kommen wir spät los – es einfach so spät hell hier – und es reicht gerade mal bis Corme. Aber ums Eck in die Ria de Mouros schiebt uns ein guter Wind. Ausbaumen ist mal wieder angesagt, wir nähern uns den Lösungen, zumal uns die Kira-von-Celle einen freundlich-kritischen Kommentar zu unserer Frage nach ihrer Methode der Vorwindsegelei und insbesondere zum doch wieder mal ins Auge gefassten Erwerb eines Parasailors schickt, das ist eine
Mischung aus Spinnaker und Kite. „… tolles Segel. Bis der Fehler passiert. Und der passiert bei kleiner Crew unweigerlich, und dann ist das Segel fort oder unbrauchbar…“ Wir werden es uns merken, Beate und Detlev, danke! Es lebe das Mailen per Kurzwelle!
Bayona erscheint uns zunächst mal nicht so attraktiv, aber der ausgedehnte Gang durch die alte Burganlage entschädigt uns sehr. Nicht nur, dass wir uns lebhaft vorstellen können, wie der alte Alfons, der Neunte, hier klippe-di-klapp über die alten Steinwege reitet. Beim Kaffee hoch über der Steilküste, Blick auf die Islas Cies im Dunst, kommt uns die Idee: Sönke und Judith hatten ja die Kanalinseln zu einem potentiellen Altersruhesitz erkoren – wir beantragen betreutes Wohnen in dieser Burg, mit Blick auf Meer und Inseln. Schließlich ist die Burg seit den 60er Jahren ein höchst feines Parador-Hotel. Und wenn uns dann über kurz oder lang das Geld ausgehen sollte (wohl eher über kurz!), könnte man sich in style von den mittelalterlichen Zinnen ins Tiefe stürzen.
Übrigens, wir haben eine gute, alte Bekannte wiedergetroffen. Am Steg lag eine deutsche Swan 48… Dantés. Weiß mit un-Nautor-mäßig schwarzem Maling. Ich denke mir nichts Böses, quatsche mit den Leuten über mein Dauerthema Amateurfunk, und irgendwie kommen wir auf unsere Atlantiküberquerung 1991. Auch mit Swan 48. „…“Morning Sun“ hieß die…“ Kurzes Schweigen, der Eigner stutzt: „… ich wusste gar nicht, dass die schon mal in der Karibik war… Sie stehen nämlich gerade davor!“
Da isses wieder! Das Schiff, mit dem zwar nicht alles anfing, aber mit dem die Sache mit der Langfahrtsegelei ernst wurde. Hmmh. Wirklich top in Ordnung. Und alles wie immer – der Autopilot streikt gerade. Und eine Windsteueranlage hat sie immer noch nicht – ts, ts, ts…
Es klingelt – das Brot ist fertig und riecht sehr gut! Kojenzeit! Na, dann: Gute Nacht!