Lissabon, häppchenweise

Standort: Cascais, Marina

Wir haben uns darauf verlegt, die portugiesische Hauptstadt in angenehmen Portionen zu genießen – mal ein Häppchen Schiffstechnik, mal ein Häppchen Kultur, zwischendurch einen Happen Alltagsleben.
Alltagsleben, das hat man ja schon, wenn man den Zug zwischen Cascais und der Stadt benutzt: Bürogänger, Schüler, Hausfrauen, Musikanten, Fischer. Am normalen Leben teilhaben, oder es zumindest beobachten können, das habe ich schon immer geliebt, und das lässt sich in der Bahn trefflich tun. Mittlerweile sind wir im Besitz einer 5-Tageskarte für den Suburbano: Sehr schlichte Streckenführung, nämlich geradeaus an der Küste entlang, ohne Verzweigung, nur an 3 Bahnhöfen gibt es Umsteigemöglichkeiten. Der einzige Unterschied zwischen den Zügen besteht in der Anzahl der Haltestellen. Es gibt nämlich die Sorte „todas“, die hält an allen Haltestellen, „SRAP“, das steht für semi-rapido, und dann noch „RAP“, rapido, das heißt Cascais/Estoril bis zum Cais do Sodre im Herzen der Stadt mit nur 3 oder 4 Stopps. Es fahren alle diese Züge hintereinander und überholen sich nicht, also alles ganz einfach. Oder auch nicht – es ist nämlich Taktik gefragt: Fahre ich mit RAP in Cascais los und will nach Belem, muss ich irgendwann in „todas“ umsteigen, sonst fahre ich möglicherweise am Ziel vorbei. Und manchmal, tricky, tricky, steigt man von einem Mittelgleis um, an dem sich die Türen an beiden Seiten öffnen – rechts geht’s stadteinwärts, links in die Gegenrichtung. Und so passiert es dann doch: die Verwirrung wird so groß, dass frau kurz hinter Oeiras auf das Haltestellenschema schielt und in Santo Amaro mit einem „…oh, Scheiße! Wir fahren in die falsche Richtung!“ aus dem Zug springt, der Eigner solidarischerweise hinterher. Leider war die Richtung goldrichtig und Santo Amaro eine der „todas“-Stationen.
So kommen wir in den seltenen Genuss, auf einem Vorortbahnhöflein auf der Bank in der Sonne zu sitzen, ein Eis zu schlecken und einen SRAP nach dem nächsten RAP in die richtige Richtung durchrauschen zu sehen. Aber irgendwann hielt dann ein Zug, und wir kamen auch genauso „irgendwann“ wohlbehalten in Belem an.

Tags drauf wieder: Alltagsleben. Tagelang hatten wir unseren TO-Stützpunktleiter telefonisch genervt, ob denn unser Postpaket angekommen sei. Nein, leider nicht, leider nicht, leider nicht… Am Mittwochabend eine SMS von Pedro Katzenstein: “ … Paket endlich angekommen!“ DHL hatte sich den kleinen Scherz erlaubt, den Eingang des Paketes in der Zentrale als „ausgeliefert“ zu verzeichnen. Da muss man erst mal drauf kommen. Also auf nach Lissabon! Nach einer ereignislosen Bahnfahrt – von Endstation zu Endstation kann einem nicht soo viel passieren 😉 – machen wir einen langen Gang durch „Lissabon zur Mittagszeit“. Vom Cais do Sodre, Flussfährhafen, Bahnhof und Metrostation in einem, zur Praca de Commercio, derzeit mit schönen Fotografien aus dem letzten Jahrhundert geschmückt. Die „deutsche Kolonie“ bei der Ankunft von Kaiser Wilhelm 1905 – kleine Jungs in Matrosenanzügen inklusive. Oder des Königs Pferd im Trauergewand… bis zur Nelkenrevolution und darüber hinaus. Sehenswert. Durch den Triumphbogen die Rua Augusta entlang, im Slalom durch’s Touristengewühle, mitten darin eine große Gruppe älterer Niederländer mit ihren Rennrädern – „Madrid-Lissabon 2007“. Kleine Verbeugung. Dann tiefer hinein in die Seitengassen, in denen der Lissabonner Büromensch seine Mittagspause verbringt, im Straßenlokal. Vom „Rossio“, eigentlich „Praca Dom Pedro“ aus die Avenida Liberdade hinauf – allerfeinste Allee, allerfeinste Adressen rechts und links, Cafés unter Platanen auf dem Mittelstreifen, moderne Gebäude, alte Gebäude, Entkernungsprojekte, bei denen nur noch die mit Azulejos, den berühmten portugiesischen Kacheln, besetzten Aussenwände stehen bleiben. Allein diese schwarz-weiß gepflasterten Gehwege sind eine Augen- und Fußweide. Am Marques Pombal, bei EdP, Energias de Portugal, sind wir am Ziel. Mal wieder äußerst zuvorkommende Portugiesen am Empfang und dann ein noch netterer Pedro Katzenstein mit unseren Paketen. Nochmals vielen Dank, Pedro, für den Service – aufbewahren, telefonieren, SMS schreiben, Paket jagen, wirklich keine Selbstverständlichkeit. Hilfsbereitschaft, das gilt sicher für alle diese ehrenamtlichen TO-Stützpunktleiter, aber wir hatten mit Pedro Katzenstein einen besonders geduldigen gefunden – es war eine riesige Hilfe, vom ersten Kontakt bis zur Abholung. Dass in der aufgelaufenen Post kein (null, in Zahlen: 0!) privates Schreiben war, mal abgesehen von Heiners Begleitbrief und zwei Gaben, die erst später Erwähnung finden werden, dafür konnte ja Pedro nix ;). Wie wird Daniel am Abend dazu sagen: Sie vermissen Euch eben nicht! Stimmt.

Mit den Paketen – das waren die gesammelte Post, die neue, externe WLAN-Antenne und ein Briefumschlag mit unserer neuen Crew, zwei Foomps 😉 (für Interessierte: www.foomp.nl!) – im Rucksack zuckeln wir wieder los, durchs warme, träge gestimmte Lissabon am Nachmittag. Wir krabbeln die steilen Gassen rauf und runter, schauen in kleine und kleinste Kramläden. Hier haben Tante Emma bzw. Onkel Joao noch Hochkultur. Obwohl uns die Orientierung zum Schluss, im Wegelabyrinth der Alfama doch etwas schwer fiel, landeten wir wieder am „Rossio“.
Ist das, was folgte, Kultur? Alltagsleben? In jedem Fall ist es Kult – die Fahrt mit der Straßenbahn No. 28 durch die Alfama. Die Portugiesen, die dieses Verkehrsmittel täglich für den Einkauf, für die Fahrt zur Arbeit oder den Besuch bei den Enkeln benutzen, werden sicher froh sein, wenn demnächst die Welle der Touristen etwas abebbt und sie mal in Ruhe und vielleicht sogar im Sitzen fahren können. Es hatte etwas Schrilles: ausnahmslos jeder, der am Fenster sitzt – mich eingeschlossen – hängt den Kopf raus, um ihn an den engen Stellen fix wieder einzuziehen. Jeder, der die Möglichkeit hat, hält seine Kamera raus… Aber diese Gefährte sind einfach sensationell, wie sie durch dichteste Wohnbebauung kreisen, die Straßen so steil wie die Kurven eng. Und die Autofahrer, die hier parken, wissen genau, was sie tun. Zentimetergenau.
Am Largo Sta. Lucia springen wir raus, bewundern den Ausblick auf Tejo und die riesige Igreja Graca, auf die Alfamadächer unter uns, ich freue mich über einen Capverdischen Sänger, der Lieder von Cesaria Evora singt. Und über das Wasser und die Kaffees, die wir schlürfen, während wir die Pakete plündern, scheel von einer Gruppe Österreicher beobachtet. Wie der Zufall es will, liegt der Aussichtspunkt unter dem Castelo Sao Jorge, das Andreas mir unbedingt zeigen wollte, also erklimmen wir diese Höhe auch noch. Und es ist wirklich beeindruckend – mag ja sein, dass es langsam langweilig wird, aber die mittelalterlichen Bauten haben es mir angetan. Noch dazu spielt im Innenhof ein Gitarrist ein merkwürdiges Potpourri aus Portugiesischem und Barockem, aber die Musik füllt die alten Gemäuer mit der richtigen Stimmung, mit Leben, und so wird nicht mal von den Besuchern gequakt. Man kann rund um die Zinnen laufen, ganz weit blicken, über den Tejo nach Süden, auf das Häusergewirr unter uns, die großen Plätze, hinaus auf den Atlantik.
Irgendwo dahinten liegt Madeira. Und da vorn um die Ecke die AKKA. Rückzug. Fußlahm nehmen wir nochmals die 28 hinunter in die Stadt, erwischen gerade so eben – die neueste Ausgabe der ZEIT in der Hand! – den Rapido nach Cascais und plumpsen erledigt auf die Cockpitkissen. Das waren ein paar ganz schöne Happen heute. Ein bisschen „Schiff“, dazu viel Alltagsleben und Kultur. Lissabon. Mehr davon…

Do it yourself!

Tja, ja, man soll den Joao nicht vor dem Abend loben, so will es das Sprichwort. So ähnlich jedenfalls.
Das war ein schöner Abend, am Montag. Wir kommen ganz begeistert von unserer Kühlwasserpumpentour zurück, der Schiffer macht sich dann auch bald ans Werk, nebenbei huult unser Abendwind. Während ich am Navitisch noch den letzten Blogbeitrag tippe, kommt schon ein gedehntes „och nööö€, gleich nebenan aus dem Motorraum. Die Probefüllung war erfolgreich! Statt nur ein, zwei Tropfen pro Minute zu liefern, trieft es nun im Strom aus der Pumpe. Das steigert die Stimmung ungemein. Andreas macht knurrend Photos, bis ich drauf komme, dass die
neue kleine Kamera ja auch Filme dreht – und so bannen wir das Unglück auf die FlashCard. Während Andreas das Corpus delicti wieder ausbaut und sorgsam verpackt, setze ich fix eine Fischsuppe mit Kartoffeln und Lauch undgeräucherten Schwertfischstreifen aufs Feuer (danke, Mücke für die Langbein Fischsuppenpaste. Nicht weitersagen, dass ich meine Fischfonds nicht selbst koche! Es wimmelt hier nämlich nur so vor SterneköchInnen€¦) . Das beruhigt, nicht unbedingt den Wind, aber die Nerven.
Tags drauf dann eine neue Reise nach Belem (ich lasse jetzt mal die Akzente weg! Auch beim Joao fehlt €˜ne Tilde, aber lieber keine Tilden und Akzente als diese doofen WordPress-€was soll denn der Strich über dem e€-Fragezeichen€¦). Dieses Mal sind wir vor der Mittagspause da, jedoch der Chef nicht anwesend. Wir haben kein ganz einfaches Spiel – eine kleine Demonstration am Objekt funktioniert nicht, weil die Pumpe nicht in Einbaurichtung eingespannt wird. Man möchte uns einen Besuch auf dem Schiff abstatten, verkaufstüchtige Mitarbeiter hat der Joao. Andreas wird freundlich-energisch. Filmvorführung. Unter sämtlichen Vorbehalten wird die Pumpe wieder geöffnet – und siehe da, einer der Simmeringe sitzt schief. Schnell zwei neue rein und die
Pumpe ist DICHT. Und der Mechaniker auch ein wenig fröhlicher als zuvor, noch dazu, als wir ihm einen Schein zustecken – die Nachbesserung war zwar kostenlos, aber so ein Sprung über den eigenen Schatten muss ja entgolten werden.
Vor der Rückfahrt fallen wir noch schnell beim örtlichen Shipchandler ein – Lissabon hat ja eigentlich alles, und vieles im Übermaß, aber gut sortierte Schifssausrüster sind doch eher Mangelware. Ein Hoch auf die AWNs und SVBs und ShipShops in der Heimat! Ich fürchte, hier ist das Segeln oder Powerboatfahren noch mehr etwas für die gehobenen Klassen, die dann ihre Schiffe gleich auf der Werft warten lassen€¦ Elektronik ist sehr teuer (wir hätten da immer noch den Wunsch nach der tragbaren UKW-Funke) , aber zumindest hat DND ein paar Kleinteile, und vor allem ein Produkt gegen unseren Dieseldreck. Das – und der druckfrische SPIEGEL! – beflügelt uns so, dass wir stehenden Fußes nach Cascais zurückkehren und weitermachen mit Basteln und
Dieselpanschen.
Wir kriegen die Zeit schon rum, und sei es, weil wir für Kühlwasserpumpen halt zwei Anläufe brauchen.

Aa-haaa!

Standort: Cascais

€¦. so ist das also, wenn man vergisst, WP-Cron wieder zu aktivieren: Man kann noch so schöne Blogbeiträge verfassen, nur erscheinen die nicht€¦ Dieses Hin- und Her ergibt sich schlicht aus der Unverträglichkeit von „Postie€, das für die Veröffentlichung von Bildern zuständig ist, und „WP Cron€, das Abfrage und Veröffentlichung von Beiträgen automatisiert. Ich stelle mir gerade vor, wie es ist, dieses kleine Defizit einen halben Tag nach Abfahrt von den Kanaren zu bemerken. Keine Blogbeiträge vom schönen Atlantik, auf Wochen hinaus€¦

Noch ist es aber nicht so weit und nun funktioniert auch „Blog by eMail“ wieder.
Die Geschichte mit dem Starkwind ist nun unser täglich Brot und ein Schlafstörer par excellence. Lästig, lästig, aber man gewöhnt sich wohl dran – Portugiesen sagen dazu: „€¦when you see the clouds over Sintra, then there is wind. If no clouds – no wind!€ Wolken? Mal gucken. Positiv! Dass tüchtig Wind ist, wusste ich vorher schon.
Diese Erklärung ist übrigens ein Zitat vom heutigen „Aha€-Verursacher, und dazu werde ich schleunigst ein paar Bilder in die Schnappschuss-Ecke stellen. Das war nämlich wirklich schön:
Angefangen hatte es damit, dass seit ein paar Tagen die Kühlwasserpumpe Seewasser tröpfelte, natürlich auf den Keilriemen, und der schmeißt das dann fröhlich durch den Motorraum. Aha! Detlev/Kira von Celle hatte vor unserer Abfahrt geschrieben, dass wir dann für die Reparatur noch Zeit hätten, aber die Ferkelei kann man nun hier leicht beheben. Zumal wir hier ja wirklich Zeit haben. Gesagt, getan. Der erste Reparaturversuch war schon mal nur ein halber Erfolg, der Schiffer, entsprechend niedergeschlagen, baut also die Kühlwasserpumpe ganz aus und grübelt, ob man die denn nun bei Fachmann oder selbst instandsetzen soll. Wir entscheiden uns dafür, einem Fachmann über die Schulter zu blicken, und da wir dann sowieso bei Volvo auflaufen, können wir uns geschwind auch noch den Dieselvorfilter angucken€¦ Ach, ja, es sollte ja ein freier Sonntag werden. Weit gefehlt. Die Filtersache zieht Kreise, weil wir erstens erstmalig wirklich Dreck finden und zweitens der frisch wieder eingesetzte Filter Luft zieht.
Also ausbauen, neu abdichten, einbauen, dabei geht dann auch noch ein Gewinde fast drauf. Wat €˜n Ärger. Wie sagt Inka – und all die anderen rundum auch: „Irgendwas ist doch immer!€. Heiner fasst das in einem sarkastischen: „€¦ der Zweck Eurer Reise scheint das Bauen und Basteln zu sein€¦€ zusammen.

Egal. Durch eine halbe Nachtruhe gestärkt (siehe oben!) machen wir uns auf den Weg nach Belem, mit der Bahn. Mit dem Timing haben wir€™s ja, die Bahn ist fix, noch fixer haben wir die Adresse gefunden, und so treffen wir pünktlich zur Mittagspause bei Tecniyates ein. Und richten uns auf einen ausgedehnten Kaffee in der Doca de Belem ein – aber nix da. Ein freundlicher Mensch im Volvohemd vor der Tür begrüßt uns mit „How can I help you?€, und bevor wir überhaupt schüchtern fragen können, ob wir zusehen dürfen: „€¦ come in, it will be extremely expensive, but you€™ll learn something about water pumps€¦€. Innerhalb einer Stunde ist unsere Pumpe – mit dem von uns mitgebrachten Reparatursatz – auf neuesten Stand gebracht, und wir sind gestopft mit Tipps und Tricks zum Thema Wasserpumpe. Eine echte Lehrstunde – und der Chef des Unternehmens, Joao Figuereiros, ist auch in der Tat Ausbilder. Zum Dreck im Kraftstoff fragt er uns, ob wir vielleicht in Spanien getankt haben, und dass dies ein behandlungswürdiger Bakterienbefall sei. Er zeigt unser Muster-Tütchen mit der teerigen Dieselgelatine herum und alles grient; da müssen wir jetzt was tun.
Fazit des Besuches: Ein echter Spaß (naja, bis auf die Dieseldreckdiagnose), 35 Euro teuer€¦ Zum Abschluss laden wir Joao und seinen Kollegen auf einen Kaffee ein – wir erzählen noch ein bisschen, er gibt uns Tipps für die Reise nach Madeira, klärt uns über die Fallwinde in der Bucht von Cascais auf, dann – schöne Einladung! – zahlt ER UNSERE Kaffees und verabschiedet sich. Muito obrigado – muito obrigada!

So ist das Leben in Portugal! Aa-haa! Wir mögen€™s!

Starkwind, Tour d’Europe und schwimmende Boten

Standort: Cascais

Am Freitag gab es eine fette Wolkenwalze über den Bergen von Sintra, und der Starkwind ließ nicht lange auf sich warten. Ein Höllenspaß für die Surfer, aber dann war es doch so, dass gegen Abend allenthalben mit den (Anker-)Ketten gerasselt wurde – „€¦ ach, lass uns mal noch ein bisschen Kette stecken€¦€ Merkwürdiges Gefühl ist das – es waren ja doch nur 7 Windstärken in den Drückern, unterwegs sicher kein Thema, aber vor Anker merkt man doch auf, denn so €˜ne AKKA schwojt dann zur einen Seite, kriegt die nächste Böe von der anderen, legt sich weg und fährt hurtig in die Gegenrichtung. „Knaatsch€ sagt der Ruckdämpfer. Und dann auf ein Neues€¦ Beim Weglegen kommt – ein Schiff vor Anker ja doch nicht ganz so seefest gemacht wie eines auf See, das mal vorausgeschickt! – also, beim Weglegen kommt dann schon mal aus dem fahrlässig offen gelassenen Pantryschapp der stählerne Mixbecher von oben, und da dieser Mixbecher auch noch die Metalleinsätze für die Zitruspresse enthält und noch dazu quasi „über die Bande€ fliegt, nämlich über den Herd, kann man sich das Geschepper vorstellen. Aber das gibt nur Abzüge in der B-Note. Der neue Bügelanker macht sich wirklich gut, unsere Peilungen stehen wie die berühmte „1€³. Und die Aphrodite-Crew guckt lässig aus ihrem Luk, peilt unseren Ankerball und schließt haarscharf, dass entweder AKKA und Aphrodite stets in gleicher Geschwindigkeit auf die Reise gehen oder eben wie angenagelt in der Bucht sitzen. Letzeres, natürlich. Im Gegensatz zu unserem Hintermann, kleines Holzboot aus dem Unterfränkischen. Da hatten wir schon am Nachmittag den Eindruck, dass der sich unmerklich von uns entfernt. Aber immerhin steht hier Tidenstrom, die Boote ändern ständig die Konstellation zueinander, mal hintereinander, mal nebeneinander, schwierig zu sagen€¦ Nächtens war es dann wohl so weit, da muss dann Kettenrasseln der etwas dringenderen Sorte angesagt gewesen sein – als der Wind sich um 1 Uhr in der Nacht legte, sah ich in der Richtung kein Ankerlicht mehr, und am frühen Morgen lag der kleine Franke ein paar Kabellängen weiter nach innen. Macht sich beim Rudern auch besser – schönes Dinghy hat er nämlich! Ferryman, klappbar, ein Ruderboot wie aus dem Bilderbuch. Das weckt diesen „haben-wollen€-Reflex, wenn wir mit unserem Schlauchboot vorbeigeeiert kommen€¦ Immerhin befleißigen wir uns auch des Riemenschwingens, das hält fit. Wie auch die Schwimmerei, mein tägliches Vergnügen – atlantisch kühl ist es ja, und noch dazu gibt es verdächtig viele Schwebstoffe hier€¦ Aber man muss die Bucht ja nicht austrinken. Praktisch ist, dass man sich mit den Eignern an Bord der umrundeten Schiffe unterhalten kann, und wenn das länger dauert, verfällt man einfach ins Aquajogging. Hatten wir gestern noch in Begleitung von Eva eine kleine Tour d€™Europe veranstaltet – Wetterabfrage bei den Norwegern (es schneit schon auf den Lofoten!), Schwedenschnack (kennen wir schon aus Povoa), Dänengeplauder (woher? wohin?) und kurzes Bon jour in Frankreich, (die Niederlande und Großbritannien waren leider schon ankerauf) gegangen, so wurde ich heute als schwimmende Botin eingesetzt€¦ „wenn Du bei Goyave vorbeikommst, kannst Du ihn zum Kaffee einladen€¦€. Which he gladly accepted. Und ich hatte ein Ziel mehr zum Abklappern – hier gibt es einfach keine Kacheln zu zählen, man muss sich seine Schwimmstrecken schon anders zusammenfrickeln. Hatte ich schon gesagt, dass über allem die Sonne strahlt?! Tut sie! Es geht uns gut €¦

Auf der anderen Seite

Nun liegen wir mal da, wo wir früher gern mal hingeschielt haben, wenn wir doch eigentlich arbeiten sollten. Cascais, mitten in der Bucht, gleich gegenüber vom feinen Hotel Albatros, in dem ich unsere Großkopferten unterzubringen pflegte. Ich gestehe, dass ich damals auch gern mal dort gewohnt hätte. Frühstück mit Blick auf den Atlantik… Und eher repräsentative Pflichten. Das Weinglas heben und mit Journalisten schäkern. Muss das stressig gewesen sein ;)… Ich würde wohl heute noch gern dort einziehen, wenn wir nicht ein schönes Boot mitten im Wasser liegen hätten. Nun haben wir uns also durchgewurschtelt nach Lissabon. Es war wirklich lausig wenig Wind in den letzten Tagen, aber da entwickele ich ein bisschen Seefahreraberglauben – ich will nicht allzu viel heulen, sonst heult hinterher der Wind zur Unzeit im Rigg; dieser Kampfgeist geht mir wirklich noch ab. Derzeit genießen wir, dass Funkpate Jupp schreibt, dass es in Harburg a…kalt ist und er sein Boot schon aus dem Wasser genommen hat – und ich lasse mir hier gerade die Sonne in den Rücken scheinen. Die kommenden Tage, bis das Post-Paket aus Aurich da ist, werden wir Lissabon ein bisschen unsicher machen. SCHÖNE Bilder dazu haben schon Sönke und Judith, www.hippopotamus.de „vorveröffentlicht“, auch ihre Porto-Eindrücke waren ganz so, wie wir es angetroffen haben.Warum sollten wir da noch eigene Bilder machen?! Schlecht nur, dass unsere Wege sich in Kürze wohl doch trennen – Hippo geht nach Marokko, wir nach Madeira. Naja, wir haben uns vorgenommen, doch öfter mal zur Kamera zu greifen. Bisher war die Ausbeute wirklich ziemlich „mau“, und noch dazu haben wir die Bilder aus der Normandie verschlampt – wahrscheinlich die Karte gelöscht, ohne die Photos abgespeichert zu haben. Das ist wie früher, wenn man keinen Film eingelegt hatte! Also gibt es keine Bilder vom Fallschirmjäger an der Kirche in St.e Marie l’Église. Ein Bilderloch vom 17.7. bis zum 5. 8. tut sich auf. Schade. Oder auch nicht. Immerhin bin ich dabei, die Internetseite ein bisschen aufzuräumen, zu konzentrieren, ansehnlicher zu machen – Verbesserungsvorschläge werden mit säuerlicher Miene, aber doch gern aufgenommen! Leider sind wir auch WLAN-mäßig auf der „anderen Seite“ angekommen, der anderen Seite der Biskaya nämlich – ich habe eine teure Fehlinvestition zu beichten: Netabord in Frankreich, das waren 24 Stunden Zeitvolumen für 1uroURO, das reichte eine ganze Woche, für Wetter, Skypen, Lustigsein. Na, da lasse ich mich nicht lumpen und kaufe gestern nächtens per SMS der portugiesischen Vodafone 24 Stunden für 20 Euro ab. Das klingt doch erfreulich! Weit gefehlt – die 24 Stunden laufen in 3 Stunden ab… Toll. 20 Euro in den Sand gesetzt. Und nun will bei dem schwankenden Boot nicht mal das Website-Update stabil durchlaufen. Grrr.
Sonst ist aber nichts grrr – wir gehen gleich an Land. Immigration, Zoll, Polizei erwarten uns noch, schließlich sind wir hier in der EU ;). Aber dann gibt es einen gepflegten Abendsonnenbummel durch die Gassen von Cascais. Hmmmh!
Ach ja – es gibt ein Bild des Tages. Frei nach Loriots Lammhaxe. Der Herr macht einen Palstek…

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Povoa. Kleiner Nachtrag

Standort: Leixoes

Abschied aus Povoa. Das geht doch tatsächlich mit einer festen Umarmung mit Maria José und Carlo ab! Nach 12 Tagen – kein Wunder, dass der eine oder andere statt ein paar Tagen diverse Monate, gar Jahre verweilt… Die Marina von Povoa und das Clube Naval Povoense, das ist wirklich eine Empfehlung für einen Stopover. Idyllisch ist die Anlage nicht unbedingt, das liegt einfach am Bauboom der letzten 25 Jahre, wie überall hier an der portugiesischen Küste, aber zumindest ist es nicht industriell (wenn man mal von der Ferienwohnungsindustrie absieht). Vila do Conde ist nur ein paar Fahrradkilometer entfernt, man kann zu Fuß kleine Supermärkte oder den Bäcker erreichen, in die (Alt-)Stadt laufen, sich am Strand (oder im Casino) vergnügen. Oder man radelt zu einem der großen Supermärkte am Stadtrand. Beschafft sich Fisch, Obst, Gemüse etc. frisch in der Markthalle und den Rest aus dem „Pingo Doce“ gleich gegenbüber, meine tägliche Radelrunde. Die S-Bahn („Metro“) nach Porto ist in fußläufiger Entfernung, nach 50 Minuten ist man in der Stadt. Was will der segelnde Mensch mehr? Nichts; naja, Ersatzteile vielleicht , aber da springen dann wieder die Leute von der Marina ein; eine Telefonanruf und schon stehen hilfreiche Geister auf dem Gelände. Herzliche Gastfreundschaft von Maria, Carlo, Joao und ihren Kollegen gibt es als Zugabe, einen steten Fluss von ab- und absegelnden Yachten aus aller Herren Länder dazu und viel Spaß im Marinabüro, wenn sich um die nicht besonders leistungsfähige WLAN-Antenne der immer gleiche Kreis von Internetjunkies trifft. Zum Schluss gibt es noch Kaffeetrinken auf der „Altair“ und witzige Gesprächen über Sinn und Unsinn von Evolutionstheorien, über Schiffsbau, Computer und dar?ber, wie man ein mittelmäßiges Buch so überträgt, dass es in der Übersetzung ein Hit ist: „Das Rätsel der Sandbank“, zum Beispiel…

Uberhaupt war der etwas verlängerte Stopp in Povoa lohnend, nicht nur wegen der lange verdrängten, aber nun endlich durchgeführten Wartungsarbeiten an der AKKA, auch wegen der beiden großen Ausflüge nach Porto und vor allem in unsere berufliche Vergangenheit, nach Braga. Andreas steht mit einer Mischung aus Rührung, Bewunderung und Entfremdung vor einem „seiner“ Produkte, einem funktionstüchtigen Rallye-Golf G60. José Luis Costa ist da, extra aus Aveiro angereist für unseren Besuch; aus Paulo Meireles, dem damaligen Rallye-Youngster, ist der Geschäftsführer der väterlichen Audi-Sparte geworden. Die eine oder andere Rallye gibt er sich noch, aber wenn, dann mit dem Golf. Unser Folgeprodukt, den 1600er Polo, schon nicht mehr zu Andreas‘ Zeiten, hat er nicht geliebt und konnte ihn leichten Herzens verkaufen, aber dieses Auto hier wartet nun auf die Rallyekünste seines neunjährigen Sohnes, Ersatzteile sind noch genug da. Nachdem wir die alten und die neuen Zeiten – der Mittagszeit entsprechend mit viel Wasser und wenig Wein begossen und unter einem Haufen Muscheln und Fisch und Süßspeisen begraben haben, begeben wir uns nach Guimaraes. Aqui nascue Portugal – hier wurde Portugal geboren (und Maria José! ;-)). Nochmals Mittelalter pur (Guimaraes, nicht Maria…), in Granit gehauen. Alte Häuser, alte Steinwege, alte Burgen. Es ist mächtig heiß hier oben in den Bergen, so wanken wir von einer Café- zur nächsten Wasser-Station. Aber schön ist es hier im nördlichen Portugal und nett sind die Leute. Siehe oben…

Überraschungen

Standort: Figueira da Foz

Povoa hin oder her, es hilft nichts, in Lissabon wartet Post, irgendwann müssen wir weiter. Kein Wind – also biegen wir nach nur ein paar Meilen nach Leixoes ab, dem Industriehafen von Porto und ankern für eine Nacht vor der Marina. Das hilft der Bordkasse. Obwohl Povoa nicht wirklich reingehauen hat – statt 12 Tagen haben wir einen ganzen Monat bezahlt, das kam billiger; mehr Ostsee- als Iberia-Niveau…

Am nächsten Tag wieder wenig Wind. Wir motoren hinter einem im Dunst verborgenen AIS-Signal her, auch 5 Knoten, vielleicht 3 Meilen weg. Segler? Die MMSI-Nummer verrät: Schweden! Wenn es ein Segler ist, dann kann es nur HokusPokus sein, Mats und Ulla, unsere Povoa-Nachbarn. Wir versuchen aufzuschließen, geben ein bisschen Gas – bis die Drehzahl plötzlich in die Knie geht. Motoralarm, Adrenalinschub an. Der Motor ist aus, Startversuch: negativ. Andreas taucht Richtung Motorraum ab, ich setze so geschwind es geht für den existierenden Windhauch den Gennaker. Der tut’s dann auch, mit 60 ° am Wind ein bisschen an der Grenze dessen, was er zu leisten vermag, aber wenigstens drückt uns der Strom nicht mehr so auf die Küste. Wie gut, dass es AIS gibt – wir funken auf blauen Dunst „HokusPokus, HokusPokus for SY AKKA“- und sie sind’s! Wir verabreden, dass wir in Funkkontakt bleiben, falls sich ein größerer Schaden und der Bedarf an Schlepphilfe herausstellen sollte; oder wir in der Nacht spät nach Figueira einlaufen und uns des Motors nicht ganz sicher sind. Derweilen steigt aus dem Salon Dieselduft auf, das sind Andreas‘ Trial+Error-Versuche. Der erste Gedanke war zur Schraube gegangen – hier in der Gegende ist es üblich, dass man wenigstens einmal in ein Fischernetz fährt, da sind wir ja schon aus der Karibik gebrannte Kinder!) – aber unsere Schraube ist frei. Sieht aus wie Kraftstoffmangel, das wäre eigentlich eine der leichteren Übungen, aber woher? Schlamm im Tank? Pumpe? Filter? Ölverschmiert und völlig verschwitzt taucht er ab und zu auf, der Motormechaniker des Tages. Startversuch. Nix. Plan B wird geschmiedet – vielleicht erreichen wir die Mündung der Ria de Aveiro unter Segel, bevor der Wind wieder ausgeht, dann lassen wir uns dort reinschleppen. Aber das wird dann doch nicht nötig – nach Wechseln des Kraftstofffilters läuft die Maschine wieder. Puuh! Entwarnung über Funk bei Mats und Ulla, die auch ganz froh sind, sicher nicht nur, weil so Hilfsangebot ja auch die eigenen Pläne durchkreuzt, sondern weil es zeigt, wie verletzlich man mit all der Technik doch ist. Wir nehmen an, dass nicht mal der Filter zugesetzt war, sondern vielleicht nur ein bisschen Luft gezogen hat – der neue Filter sitzt viel fester… The learning curve, so heißt eine schöne Rubrik im „Yachting Monthly“. …die steigt bei uns auch an. Ich selbst fand das ja eher stressig, Andreas bucht das unter „… war doch eigentlich ganz interessant“.
Immerhin hat es mich in Sachen Einhand-Segelmanöver ein bisschen weitergebracht. Sehr gut.

Mittlerweile haben wir aber dann doch so viel Zeit verloren, dass wir statt nach Figueira zu laufen gegen Abend nach Aveiro abbiegen. Überraschung: Die Baia de Sao Jacinto, unser geplanter Ankerplatz, ist voll. Nicht mit ankernden Yachten, sondern mit einem Ponton. Wir drehen eine Runde und werden schon rangewunken – wir dürfen längsseits gehen (was Landgang ohne Dinghy bedeutet!) und noch dazu sind wir zu Gast, so lange wir möchten. Die Nordportugiesen wieder… Empfehlen uns gleich noch eine Fischkneipe im Dorf und den Wasserbus nach Aveiro für den Folgetag. In Sao Jacinto sind wir sind mittendrin im ländlich-maritimen Portugal. Fischfrauen preisen lautstark ihre Sardinen an, an der Ecke ein Obst- und Gemüsestand mit unschlagbaren Preisen, wie überall gibt es einen Bäcker, der auch leckerste Kuchen herstellt und uns nebenbei mit Schinken versorgt, in kleinen Bars sitzen die Leute und schlürfen Kaffee, Hunderudel auf der Straße – alles ziemlich entspannt. Irgendwie gemahnt es uns an Griechenland – nur dass die Kaffeetrinker nicht ausschlielich Männer sind.

Die Fahrt nach Aveiro eine weitere Überraschung – die Stadt ist vielleicht keine Reise, aber jeden Ausflug wert. Kanäle durchziehen die Altstadt, kleine Gassen (mit einem Haufen estnischer Touristen von einem Kreuzfahrer!), aus einem übermäßig verlockend sortierten Plattenladen tönt es portugiesisch (ja, ja, ich habe was gekauft ), auf dem Fischmarkt sitzen unter Sonnenschirmen Portugiesen und verspeisen lecker duftende und verlockend aussehende Gerichte. Schade, dass wir uns am Abend vorher in Sao Jacinto ein bisschen übernommen haben mit Camaroes grelhadas, dourada und robalinho… Der Hit ist allerdings, dass wir an 3 Kiosken Zeitungen kaufen können: jeweils einen aktuellen Spiegel, einen von der Vorwoche und eine FAZ „von gestern“. Morgengesichter hinter Zeitungen versteckt. Die nächsten Frühstücke sind
gerettet!

Was Langfahrtsegeln wirklich ausmacht

Standort: Povoa de Varzim
Sonntagabend, der zweite unseres Aufenthaltes in Povoa.
Am Wochenende ruhen sie definitiv nicht, die AKKAnauten, und auch die ganze letzte Woche fiel uns regelmäßig was zum Basteln ein. Am letzten Sonnabendmorgen erlitt die Druckwasserpumpe ihren finalen Defekt. Geahnt hatte man es ja schon: Der Wasserfluß vor allem an den entfernteren Abnahmestellen war schon lange ein bisschen pieselig, so dass frau beim Haareausspülen in der Dusche gern mal in die Hocke ging: man lasse über die Schwerkraft ein bisschen Wasser ablaufen, dann springt die Pumpe auch irgendwann wieder an. Im dünnen Strahl, aber immerhin. Aber nun war Ende der Fahnenstange, und die „neue“ hatten wir ja in weiser Voraussicht schon im Winter erworben und eingelagert. Andreas weint noch ein bisschen – die alte Pumpe soll doch so gut gewesen sein! …sagt Bussi Bussmann jedenfalls… – aber das hilft nun nix, und so verschwindet der Cheftechniker für die nächsten Stündchen im Motorraum. Jede Montage bedeutet ja auch gleich ein bisschen Optimierung der Aggregateanordnung im Allgemeinen. Ich begebe mich mit dem Rechner und allerbester Absicht ins Cockpit und büffele mal ein bisschen Spanisch. Ja, ja, wir sind in Portugal, aber das Spanische wird uns noch öfter über den Weg laufen. Und da schon die Fischverkäuferinnen freundlich, aber bestimmt mein Portugiesisch-Radebrechen korrigieren („… nao dois douradas – DUAS DOURADAS!“) verlege ich mich doch lieber auf das Spanische; die beugen wenigstens die Zahlwörter nicht…
Und dann – sie läuft! Die Wasserpumpe. Und wie! Haarespülen leicht gemacht, und ohne Verrenkungen! Ab sofort ist aktives Wassersparen angesagt – mit diesem Durchfluss ist unser Wassertank fix leer.
Aber der Sonnabend ist dahin – wir machen noch einen kleinen Radausflug zum MODELO-Supermarkt und decken uns mit all dem ein, was man vor 20 Jahren definitiv nicht erwerben konnte. Prospekthüllen. Eine Mappe für einen repräsentativen Bootspapierordner für die Hafenautoritäten, der unsere Loseblattsammlung abgegrabbelter Fotokopien ersetzen soll. Tesa-Film in Topqualität. Und vieles mehr, egal ob Food oder Non-Food. Den Rückweg, den machen wir auf unseren Dahons dann so, wie früher die LKWs in Portugal waren: schwer beladen und unbeleuchtet.
Aus dem samstäglichen „… und morgen fahren wir nach Porto…“ wird allerdings auch am Sonntag nichts. Wo wir gerade so schön beim Basteln sind – das zwar selten genutzte Landstromladegerät (Solarpaneele und Windgenerator machen uns wirklich weitgehend autark!) machte schon in La Coruna nicht mehr mit. Warum bloß? Diese Suche zieht sich bis zum Nachmittag hin, die Skipperin hat derweilen die Vorräte an Kuchen im Glas wieder aufgefüllt (Zitronenkuchen „AKKA“ 😉 ) und nebenbei noch 20 Schnacks mit den Nachbarliegern gehalten. Der arme Eigner hat für das defekte Aggregat eine knappe (und treulich befolgte) Installationsanleitung, nicht jedoch eine Bedienungsanleitung, und so endet die Fehlersuche schließlich in einem verzweifelten Anruf bei Michael Bartels. www.bootstechnik.de – Micheal ruft zurück, staubbedeckt, denn er schleift sein SChiff. Kurz gefragt, und schon haben wir eine „reset“-Anweisung für das Gerät. Die Liste dessen, was wir an Elektro-Rat und Hilfe von Michael „so nebenbei“ und häufig fernmündlich erhalten haben, ist lang, eine unbezahlbare Unterstützung. Nächstes Jahr wird es allerdings schlecht damit – TRAMP III wird gerade für eine mehrmonatige Segelreise vorbereitet. Mal gucken, dass wir uns bis dahin aller Elektrikwürmer entledigt haben.
Aber morgen – da fahren wir dann wirklich nach Porto! Stimmt – bastelfreier Montag, Anreise mit der Metro. Aber schon auf der Rückfahrt („… bisschen wenig Wind zum Segeln, oder?“) denken wir uns aus, dass wir nun endlich mal den Wassertank reinigen könnten, Undichtigkeit am Wassereinlass mit Epoxy behandeln. Und mal wieder die Peeke unter den Bodenbretter beseitigen. Und so fort.
Ach, es fällt einem immer was ein, und wenn einem mal nichts einfällt, dann spinnt das so hoch gelobte wie geschätzte Kühlaggregat mal kurz, was wieder ausgedehnte Fehlersuche und Mailverkehr mit Italien nach sich zieht, und plötzlich ist Freitag und man muss – nomen est omen – wenigstens doch noch EINEN freien Tag einlegen; ab in die Berge. Aber das Wochenende, das war wieder den Tanks vorbehalten. Nun sind wir fertig damit, vier Tage ohne Bodenbretter im Salon, mit offenen Mannlöchern und Wasser aus dem Gardenaschlauch sind vorüber. Und daher brechen wir auf nach Lissabon. Langfahrers Reisemotto: „Rumbasteln können Sie auch woanders…“

Herbsttoene

Standort: Povoa de Varzim

Hmh. Eine Woche um, man mag es kaum glauben… Wenn wir so nach Deutschland gucken, das kommt ja vor, dann lesen wir immer öfter: „… Grüße aus dem herbstlichen …“. Oder hören Klagen über Nieselwetter und Kälte. Allerdings: Herbst, das können wir auch, zumindest „gefühlten Herbst“. Denn hier hebt sich gerade, was uns gestern morgen innerhalb 10 Minuten überfiel – ein fetter, klebriger, feuchter Seenebel, der zunächst mal die Nebelhuule auf dem Molenkopf stundenlang sirenen ließ und uns nun mehr als 24 Stunden beglückt hat. Sichtweite kaum von einem Steg zum anderen. Und schon beschleichen einen herbstliche Gedanken, und es fällt einem auf, wie viele Boote doch jetzt auch hier schon aus dem Wasser genommen werden. Nicht unbedingt von den Portugiesen, aber doch von Leuten, die ihr Schiff hier überwintern lassen und dann im kommenden Jahr – meist – ins Mittelmeer weitergehen. Oder, wie unsere Nachbarn vom vergangenen Wochenende, ihre Atlantikrunde für ein paar schöne Wintermonate (!) in Kanada unterbrechen. Die genießen schon den Indian Summer daheim in Chicoutimi, ganz im Norden von Québec. Und dann kommt der Winter. Zitat: „… wenn ich mein Ski-Doo durch die Hintertür schiebe, ist da 2000 km nichts. Außer einer Tankstelle. Nur für Ski-Doo…“ 7 Monate Schnee-Spaß, und dann wird wieder gesegelt. Rentnerleben. Während einerseits eine Überführungscrew nach der anderen in den kühlen Norden fliegt, stoppen hier gleichzeitig die, die auf dem Weg zu den Kanaren sind, nach Madeira oder an die Algarve. ARGO NAVIS, 20 Tonnen dänischer Stahl, Vater, Mutter, Schulkind, Kleinkind. TABASCO, eine große neue Najad mit einer Schwedenfamilie, 5 wasserstoffblonde Köpfe. Schule an Bord – sehr zum Leidwesen der Eltern, so zeitraubend hatten sie sich das nicht vorgestellt! RUNDDANS, Norwegen – na, Mücke, woher genau?! Na klar, Runddans kommt aus RUNDE! Und alle, alle Kids, egal, ob schulpflichtig oder nicht, kurven hier mit ihren Dinghies und aufblasbaren Kajaks (ich bin schon völlig neidisch!) durch die Gegend, so dass es manche der militanten Mütter aus unserem Heimatumfeld an den Rand der Herzattacke triebe. Zwischendrin tauscht man sich dann mal mit Susanne von der Argo Navis über Seebedingungen (sie fand die Anreise auch so anstrengend wie ich…), Downwind-Taktik (2 ausgebaumte Vorsegel) oder Fahrradanhänger und platte Reifen aus. Wenn nicht gerade eine Windel zu wechseln ist. Oder Pfannkuchen für 12 Mini-Wikinger zu backen sind. Hier kommt die Sonne raus – der Herbst ist vorbei! Wir schwenken um auf sommerlichen Pfirsichpfannkuchen… Unser nächstes Ziel ist Lissabon, und dann: Madeira. Der ewige Frühling…

Liebe Schwäschdr

3. September. Das ist…? Martina Karoffs Geburtstag! Grüße und Glückwünsche nach Italien, nehme ich mal an! Das ist einen Tag nach Dackel Zappels Geburtstag! …ach, ja – das ist ja auch DEIN Geburtstag, liebe Schwäschdr! Dass ich da nicht gleich drauf gekommen bin…

Wir wünschen Dir alles Gute, und, weil Du Dich nicht wehren kannst, suche ich jetzt mal die Geburtstagsvioline raus und fiedele ein bisschen durchs Internet, denn die geneigten Leser (keine Angst! Es sind nicht viele!) sollen doch wissen, dass da im griesen Norden Deutschlands eine tolle Frau wohnt. Eine, die alles hat, was mir so abgeht: Sanftmütig ist sie, und geduldig. Hilfsbereit (das kann ich auch!) und ausdauernd (das nicht…). Aufopferungsbereit. Kreativ! Die macht vielleicht schöne Sachen aus Papier! Zwei Sammelmappen haben wir an Bord, und mein Notizblöcklein. Und wenn mir schon meine rot-rote Keksdose aus Chinapapier fehlt, so fülle ich doch regelmäßig Nüsse und Kuchen in handbemalte, taubenblaue Blechdosen mit Nachtlandschaft oder Wolkendekor.
Aus alten Zeiten – made by Mücke. Weiter im Takt: die Frau ist eine Lehrerin, die ihre alten Schüler noch heute besuchen (das sollte mir mal passieren, in der einen wie der anderen Richtung). Eine, die ihre Nachbarn adoptiert. Koreanischen Kindern auf die schulischen und sonstige Sprünge hilft und ihnen nachts noch Pizza bäckt. Und dann ist sie auch noch mit einem grünen Daumen und einer Riesenkochmütze auf dem Kopf geboren…
Ich höre jetzt auf zu fiedeln, sonst hört man noch dieses eklige, neidvolle Kratzen von meinem Geigenbogen…

Wir werden Deinen Geburtstags-Apfel- und Pflaumenkuchen vermissen (gut, dass ich von der traditionellen Lagentorte Sodbrennen kriege, jedenfalls von den Mengen, die ich zu verschlingen pflegte…), aber vielleicht werde ich das Bordöfchen dazu bringen, zu Deinen Ehren einen kleinen Obstkuchen zu backen. Die Pflaumen hier sind ja diese handgranatengroßen Eierpflaumen, aber ich werde es mal probieren.

Liebe Leser, das war jetzt mal ein ziemlich spezieller Blogbeitrag. Aber gut zu wissen:
Meine Schwester hat Geburtstag, und sie hat all das Gute verdient, was wir – und sicherlich Ihr auch!- ihr wünschen.

Alles Liebe, Mücke, einen wunderschönen Geburtstag im sonnenbeschienenen Garten, viele nette Besucher und ein glückliches neues Lebensjahr mit viel Freude. Nicht zu viele, aber umso erfolgreichere Ausstellungen, viele Bewunderer, noch mehr gute Ideen und schöne Papierprodukte! Und herzliche Grüße aus dem sonnigen Portugal von der AKKA mit den beiden Akkanauten