Pangai/Lifuka, Ha’apai Group, 4.11.2011
Äußerst zufrieden kommen wir gerade aus dem Dorf zurück – schließlich sind wir, vorgestern wieder in der Ha’apai-Gruppe angekommen, im Einzugsbereich von Magdas Mariner’s Café, und da gab es heute ein Festmahl. Magda macht besonders leckere Tagliatelle und bietet dazu Pesto, Tomatengemüse oder „Hühnchen und Pilze“… Heute sollte es aber etwas Besonderes sein. Schwer zu entscheiden, „Fish Satay“ oder Hummer? Es wurden zwei Hummer-Nudeln. Und ein Schokoeis zum Nachtisch. Völlerei?! Nein, völlig verdient.
Wir waren nämlich fleißig. Den ganzen Tag, eigentlich seit gestern abend – denn erstmalig auf unserer Reise war das Klo verstopft. Wir sind ja höchst konsequente „nix Festes ins Klo schmeißen“-Verfechter und außerdem notorische Klopfleger, mit Pflanzenöl und ab und zu einer Portion Natronlauge und Zitronensäure. Aber gestern war einfach schlagartig „Sense“. Keine Schwergängigkeit im Vorfeld, nein, zu, einfach so. Erste Versuche, die Pumpe mit etwas Gewalt zum Abpumpen zu bewegen schlugen fehl, im Gegenteil, der Druck blieb einfach erhalten, also machten wir uns an die leckerste aller Bootsarbeiten: Das Auseinanderbauen der Bordtoilette, fast allen Seglern bekannt und von vielen geliebt…
Kloschüssel von der Pumpe trennen, Spülwasserpumpe abmontieren… Das ist bei uns – wie bei den meisten Yachten – alles recht praktisch=eng verbaut, und noch dazu heißen unsere „Baby Blake“-Toiletten vielleicht nicht von ungefähr „Victoria“: Ein Klassiker des Königlichen Yachtbaus aus England. Frühes 20. Jahrhundert, schätzungsweise. Umständlich, geradezu altertümlich, aber zuverlässig und robust…** Als gestern die Sonne unterging, lagen die guten Stücke, die wir seit 2005 nicht einzeln gesehen hatten, vor uns. Unnötig zu sagen, dass der angestaute Druck im Schlauch noch da gewesen war – Küchenpapier rollenweise verhinderte die gröbsten Kollateralschäden. Insgesamt sträubte sich das Teil mit allen Schrauben und Muttern gegen die Demontage, und wer meint, dass man einen Abwasserschlauch „einfach so“ von den Flanschen abziehen kann, irrt – ich erinnere mich an die Montage in Arnis und das Gefluche und Gestöhne; warum sollte das Abmontieren dann einfacher sein? Kurz: die Schläuche sitzen auch jetzt noch wie angegossen.
Mit spitzen Fingern wurden die Corpus delicti, Pumpengehäuse, verkrustete Ventile, schwergängige Dichtungen, dem heißen Zitronensäurebad zugeführt – mechanisch ging da gar nichts mehr. Allerdings: so schön es sein wird, demnächst wieder eine saubere Pumpe zu haben, der Fehler musste woanders liegen, denn ablaufen tat noch immer nichts. Höchstens der Schlauchinhalt ins Bad… Die Frage war eigentlich nur, ob nun nur der Schlauch sich über die Jahre mit diesen köstlichen Ablagerungen zugesetzt hat oder das Absperrventil. Oder beides. Das Seeventil war es immerhin nicht, das hatten wir schon in einem ersten Tauchgang geprüft.
Also erst mal DUSCHEN, Schlafen, Nachdenken.
Während des Säuberns der Pumpenteile war heute reichlich Zeit zum Theoretisieren – die Varianten reichten von “ im Zweifelsfall Schläuche abschneiden und mal gucken, ob es einen entsprechenden Schlauch in Nuku’alofa gibt“ (wohl kaum…) über „hatten wir nicht mal eine Abflussspirale?!“ (ja, hatten wir, aber da die verrostete und nie zum Einsatz kam, ist sie irgendwann verschwunden) bis zu einer erneuten Tauchaktion mit Pümpel; man kann es ja mal von außen probieren. Pümpeln funktioniert, jedenfalls bei meiner Probestelle am Waschbecken, ich höre den Eigner drinnen trommeln: aufhören, das Seewasser spritzt an die Decke. Beim Klo? Nix. Stundenlange Zitronensäure-Wechselbäder, Einsatz von Sonden aus Schweißdraht: alles erfolglos. Zur Mittagszeit dann die letzte aller Ideen – könnte man unsere Deckwaschanlage ins Seeventil stecken und von außen spülen? Gesagt, getaucht – ohne viel Hoffnung, nach all diesen Fehlversuchen. Das vereinbarte Signal war „vielfaches Klopfen = sofort aufhören!“ und „zweimal klopfen = weitermachen“, Vorgabe „…stoßweise, erst mal nur 2 Sekunden“… Der Schlauchstutzen steckt. Andreas bewaffnet sich drinnen mit Eimern und … Klopf-klopf. Kann losgehen! Ein-und-zwanzig, zwei-und-zwan… Was ich nicht wusste, war, dass dieses Klopfen von irgendetwas gekommen war, das Andreas noch zur Seite rückte, um sich dann konzentriert dem offen in den Raum zielenden Schlauch zuzuwenden. Was ich allerdings sofort wahrnahm, war dieser Trommelwirbel von innen und ich konnte sogar den der Schrei verstehen: „… die ganze Kacke im Gesicht!“. Kurze Zeit später konnten wir drüber lachen – der Eigner ist frisch gebadet und seine Idee mit der Spülaktion von außen war ein voller Erfolg. Im allerersten Versuch.
Wollte das jemand wissen?! Nein? Dann hier die Kurzfassung zum Sonntagsfrühstück:
Bei uns stand eine Leitung unter Druck, heute abend gab es Lobster-Tagliatelle und danach Schokoeis, und morgen bauen wir eine Bordtoilette zusammen!
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** PS: Teuer sind unsere Toiletten übrigens auch, wie wir damals beim Refit erfahren mussten: Nur der Dichtungssatz für unsere museumsreifen Klos kostete etwa das Doppelte dessen, was wir für eine moderne Toiletteneinheit bezahlen müssten, und dennoch werden die Blakes noch heute gebaut und für an die 2.000 Euro pro Schüssel an den traditionsbewussten Segler gebracht.