Essen in Krefeld – oder: „Beim Deutschen“

Ausflug nach Düsseldorf zur „BOOT“… Da wir den Zeitbedarf unserer Besuche auf den Bootsausstellungen ja mittlwerweile kennen, haben wir vorsorglich ein Hotelzimmer gebucht und spazieren – mittlerweile doch sehr entspannt, da am Ende der Ausrüstungsphase – über die Messe. Wir finden eine geniale Lösung für unser Problem, wie man AIS und Kartenplotter unter Umgehung eines Multiplexers mit Daten versorgt (yeah!), und am Abend fahren wir nach Krefeld.
Die Hoteliersfrau empfiehlt uns „urig, deftig“ im „Brauhaus“. Ich stutze, als wir auf das beschriebene Haus zusteuern. Da steht nichts von „Brauhaus“ dran, und beim Blick durch die Bouillonglasscheiben auf die älteren Herrschaften an Eichenholztischen kommen mir Zweifel, dass es wirklich DIESE Gaststätte sein soll. Das sieht mir nun deutlich zu „deutsch“ aus. Ich denke an Heinrich Spoerl und seinen Maulkorb – rheinische Kleinstadtatmosphäre der Kaiserzeit. Aber wir einigen uns drauf – das muss es sein. Brauereiausschank Wienges. Hinein.

Es ist belebt, um nicht zu sagen voll, und es sind eben nicht nur ältere Leute da. Eine Familie mit Kindern spielt Karten, Fußballfans mit Uerdingen-Schals, Stammtischgäste unterschiedlichster Couleur. Wir kriegen einen kleinen Ecktisch. Es gibt ein Hausbier, ein Alt, natürlich. Die Speisenkarte – handgeschriebene DinA4 -Kopie – bringt es dann an den Tag: Dies ist eine Esskneipe, an der offensichtlich jeglicher Globalisierungswahn spurlos vorübergegangen ist. Keine Pasta. Kein Chefsalat und kein Latte Macchiato. Kein Cordon Bleu, oder was man andereneorts für „gutbürgerlich“ halten mag. Aber auch nicht mein persönlicher Horror: Zigeunerschnitzel, Jägerschnitzel und Co. – alles Fehlanzeige.  Wir haben die Qual der Wahl – Heringsstipp, Sauerbraten? Es gibt eine Menge Sachen, an die wir schon lange nicht mehr gedacht haben.
Die Haxe und die Leber Berliner Art sind einsame Spitze. Nur dass wir zum Abdrehen des Altbierstromes den Deckel auf das leere Glas legen müssen, daran erinnern wir uns erst nach dem dritten Glas. Schön, mal wieder „beim Deutschen“ gegessen zu haben – vielleicht keine unbedingt figurfreundliche Dauerernährung, aber wir hätten durchaus Ideen für weitere Besuche im Brauereiausschank Wienges gehabt… Die gebratene Blutwurst, zum Beispiel.

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