Schluck …

Noch vor ablaufendem Wasser heute früh wollten wir raus aus Wedel und sind es auch. Um halb acht war es so weit: Leinen los. Wedel ist zwar Europas größter Yachthafen, aber ich habe kaum jemals einen ruhigeren
gesehen – mehr ein Schlafplatz für Hamburger Segelboote als ein Yachthafen. Dennoch kommen wir nicht ganz unverabschiedet davon – wir gleiten an unserem Steg entlang, als die Eigner von Sellebrunn an Deck springen und uns frenetisch zuwinken.  Zwei segelbegeisterte Leute mit kleiner Tochter, die zumindest verstehen können, was wir da für einen Traum haben. Und auch unsere Freude teilen. Wir biegen schon am Stegende um die Ecke, da winken sie immer noch.  Schluck…
Nach einer Weile zuerst gegen die Tide, dann im Stillwasser merken wir, dass das Wasser anfängt mitzulaufen und binnen kurzem loggt AKKA 8, 9, 10 Knoten. Ui! Wir nehmen die Parade der AKWs ab – Stade, Brokdorf, Brunsbüttel. Wieder mal habe ich den Eindruck, noch nicht in unserer neuen Realität angekommen zu sein: wir lachen über die Ledertasche, die man sich in den 50ern bei atomarem Fallout über den Kopf halten sollte, mir fällt die Lach- und Schießgesellschaft ein, die aus diesem Grund damals das schöne Lied von den „Lederwar’n aus Offenbach“ sang – und ich denke für Sekunden, dass ich bei Gelegenheit mal die alten Schallplatten herausholen könnte. Diese Gelegenheit wird es definitiv auf absehbare Zeit nicht geben, die Gegenwart an Bord hat mich wieder.

Kaum haben wir die Ostemündung querab, fängt es an richtig zu blasen, und es steht Wind gegen Tide – das macht eine fette See, und es wird doch noch nass, so kurz vor dem Ziel. Schluck – diesmal richtiges brackiges Elbwasser, eins ums andere Mal und nicht zu knapp. Der Regen läuft dazu in den Kragen. Na Klasse. Dann bricht unser wohl doch betagter Motorkegel und der Plastikrest wickelt sich samt Spifall, an dem ich den Kegel geheißt hatte, fröhlich um die Wanten. Anfängerpech, buchen wir’s darunter.

Wir sehen schon die Kugelbake, da es gibt noch einmal richtigen Grund zu schlucken: uns kommen drei Teilnehmer des HSH-Nordbank-Bluerace entgegen, die Bank von Bremen, die Norddeutsche Vermögen und die amerikanische Snow Lion. Direkt aus Amerika. Ich hatte schon immer eine Schwäche für  Winner und Loser, für Heimkommer – und Langstreckensegler. Schluck…

Ein Gedanke zu „Schluck …

  1. Herzlichen Glückwunsch zum Start Eurer Großen Reise!
    Kurt und ich wünschen Euch „Mast und Schotbruch“ und stets eine Handbreit Wasser unter dem Kiel.

    Bettina

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