…. Segler in Frankreich.
Es gibt zwar im hiesigen Supermarkt keine Chilies, den Vorrat muss ich dringend mal auffüllen, aber das können wir ja morgen in Brest mal probieren. Aber was es sonst alles so gibt… Diese Charcuterien… Auch die Gemüse- und Obstabteilungen oder gar die kleinen Gemüseläden… Die haben es mir ja angetan, und hier gibt es eben Aprikosen, die doch ein bisschen näher am Ursprungsort geliefert werden als bei uns. Und einiges mehr.
Zum Beispiel habe ich mir eine Dose „Beurre blanc“ besorgt, die köstliche Sauce zu weißem Fisch etc. In genannten Format vielleicht mehr basse als haute cuisine, aber ich werde es mal probieren, und ich habe mir dann, „netabord“ sei dank, auch noch ein Rezept (Claude Monet war der Verursacher!) und ein paar andere aus dem Netz geladen, damit ich es auch ohne Dose, zu Fuß versuchen kann. Am Sonnabend stand ich dann so sinnend wie staunend vor dem Fischstand im Supermarkt, klein, aber extrem fein – die erwähnten Langoustines, gigantische Crabes, kleine Crevettes, Palourds und wie die Muscheleien alle heißen. Und dann weiter zu den Fischen – Thun und Co. in allen Größen und Varianten. Und, mittendrin, einer, dem man leider den Schnabel verbinden musste – ein Espadon, ein Schwertfisch. Leider war nur noch das vordere Viertel vorhanden, aber ich schätze mal, 2 m lang war der Rest noch. Mit Schnabel, natürlich. Ein Franzose, dito Segler, erkennbar an einem T-Shirt, das auch ich in hohen Ehren halte – Tobago Cays -Sail more, work less! -, der fragt mich also, was er denn mit den eben erworbenen Schwertfischscheiben tun müsse, „mariner…?“ Ich stottere was von „le plus simple possible“ und „griller“ und lasse es dabei bewenden. Irgendwie verläuft die Qualität meiner
Französisch-Unterhaltungen in ziemlichen Sinuskurven. Für uns gibt es Thun, auch sehr nett, dazu wird es knoblauchisierte Zucchini-Tomatengemüse und Bratkartoffeln aus dem Ofen geben. Der Eigner mag den Thun dann übrigens nicht so, also wird der Rest eingekocht und in dieser Form eine prima Grundlage für das nächste Chowder geben. Egal, wichtig ist der Tagesabschluss – ich treffe auf der Mole den Franzosen aus dem
Supermarkt, und der küsst mir die Füße für meine weise Empfehlung, den Fisch nicht zu marinieren, sondern le plus simple possible zuzubereiten. Na also – er hat mich sogar verstanden.
Übrigens – eine Nachricht an alle, die mehr oder weniger aktiv an der aktuellen Diskussion über Milchpreise in D teilnehmen. Woher ich das weiß? Ich surfe ja doch immer noch bei den Pfundsweibern, die sich über sowas immer herrlich erregen können, und außerdem hatten wir zum Sonnabendfrühstück einen wahren Zeitungsregen, köstlich nach so langer Abstinenz. Es ist ja doch was wert, wenn Deutsche Keltenfans im Sommer zuhauf die Bretagne auf- oder heimsuchen – auch wenn man am Vorabend dann schon mal einen nicht angeforderten Hinweis auf die Essbarkeit von Langusten-Mandibelinhalt bekommt (Lehrer?? mit Frau und ungezogenem Hund…). Immerhin schlägt sich deren Anwesenheit im „Tabac“ in Bevorratung von SPIEGEL, SÜDDEUTSCHE (vom Freitag, was im unumgänglichen Axel-Hacke-Vorlesen mündet) und der ZEIT nieder! Die Nachricht also: Milchprodukte sind hier VIEL teurer als in D. Aber Käsetheken, die werden wir demnächst sicher vermissen. Drum bleiben wir noch ein paar Tage hier, bis sich unser Wetterfenster öffnet. Und wir uns durch die Muscheln gefressen haben. Und das
ist mehr als angenehm: hier lebt es sich nämlich wie „Segler in Frankreich“.
So, nun bin ich auch offiziell Mitreisende in Sachen Kommentare… Denn da Ihr ja nun mein Traumland verlasst, wird es Zeit. Ich wünsche Euch einen guten Sprung über die Biscaya – und denkt an die Armada!
Eva
Hallo Ihr 2,
ich erinnere einen Eiweiß Zwischenfall in Estoril.
Gibt es diese Allergie nicht mehr, oder bezog sich das nur auf Austern?
Kay
Stimmt – wir meinen allerdings, dass es zwei gab, den einen in Monte Carlo, den anderen in Argentinien. Eine genaschte Auster von Klaus-Peters Teller. Scheint sich um eine „rohes Muscheleiweiß“-Allergie zu handeln, gekochte haben bisher einwandfrei funktioniert. Ohne Erstickungsanfälle oder Durchfall-Tiraden. Um all dem aus dem Wege zu gehen, werden wir in Alcabideche demnächst aber nur in Gambas mit Knoblauch baden. Du erinnerst Dich – Serviceplatz am Frauengefängnis?!
Ich bin mir sicher, dass es einen solchen Zwischenfall auch in Portugal gegeben hat.
Egal, Hauptsache es geht euch gut.
Frauengefängnisse haben ja Grundsätzlich zu wenig Insassen und ich erinnere mich gut. Wie lange wollt Ihr in Portugal bleiben und steht die Einladung zum Osterfrühstück?
Ich wünsche euch eine schönes Wochenende
Kay