Eher gemächlich zuckeln wir gerade auf der Biscaya dahin. Der zweite Tag neigt sich dem Ende entgegen, die dritte Nacht kommt. Laut Wetterbericht soll es noch etwas mehr werden mit dem Wind vor der spanischen Küste – wir sind jetzt noch gute 90 Meilen von La Coruna entfernt, und da beginnt man dann mit den jeweiligen Geschwindigkeiten ETA hochzurechnen (nein, nicht DIE ETA, die hier gleich um die Ecke haust, sondern die Estimated Time of Arrival). Wenn es bei dem derzeitigen Wind bleibt, dann schaffen
wir es genau bis morgen zum Sonnenuntergang in Sada. Laufen wir schneller, umso besser. Gestern nacht verließ uns der Wind doch weitgehend, und wir haben den Motor zum Schieben angeworfen – die Welle war eklig, wie eigentlich schon die ganze erste Nacht, in der wir allerdings doch noch ganz gut Fahrt gemacht haben. Bis gestern Nacht fuhren wir völlig platt vor dem Wind, mit ausgebaumter Genua – eine Premiere. Und ein Riesengegeige. Musikalisch ist die AKKA – geigen kann sie ganz hervorragend …
Und im Schiff rollt doch alles Mögliche hin und her, insgesamt ein bisschen mühsam. Pantryverrichtungen werden echt schwierig, ich habe schon ein paar Stellen zum Nachrüsten aufgetan, Abstellflächen für Töpfe zum Beispiel. Stellt man nur kurz den kleinen Topf mit dem Reis unter den Herd, kommt unweigerlich nach der dritten Welle der Suppentopf von oben: Der Herd schwingt, hakt am Reis ein und schon hat sich’s mit der Kardanik…
Ich denke viel an unsere Atlantikreise, und ob ich das damals auch als so kräftezehrend empfunden habe. Was es hier besonders anstrengend macht, ist wohl die Schwierigkeit auf Kommando zu schlafen – Schlafmangel ist einfach unvermeidlich. Das macht die kleine Crew – mit einem weiteren Wachgänger hätte man doch die etwas längeren Pausen auf langen Strecken. Und so richten sich denn die Gedanken nicht nur auf die baldige Ankuft in Spanien – die Spanier sind ja schon auf dem Funk – sondern auch auf
die langen Schläge, die noch kommen sollen. Die ganz ruhige Zeit heute im Laufe des Tages haben wir genutzt, um alle möglichen Klapper- und Rums-Stellen zu orten und mit Kissen, Decken, Zeitungen zu stopfen. Witzig, was alles Krach macht: Der Feuerlöscher in der Cockpit-Backskiste zum Beispiel. Der Griff hat vielleicht 1 cm Spiel zur Wand. Und diesen Zentimeter nutzt der Löscher, um im Seegang ein vernehmliches Rumsen zu verursachen. Der Bolzenschneider. Der Staubsauger- auf Rollen! Rollt wunderbar
gegen die Schranktür. Konserverdosen, die sich „losgerissen“ haben, knallen gegen die Schapptüren und rollen wieder zurück. Peng- rappel-rappel-RAPPEL-PENG. Das hochkant stehende PE-Schneidbrett. Schwer genug um bei Steuerbordlage zum Fenster zu rutschen und dann mit Schwung gegen die Kante der Pantryablage zu knallen. Dong. Leider ist bei der Stopfmaterialsuche der ungelesene Rest meiner ZEIT draufgegangen, Kissenvorräte sind erschöpft. Wir lernen für den Atlantik.
Jetzt wird gekocht – nach dem Motto: Koch, wenn Du kannst. Auch eine Fingerübung für Ozeanstrecken.