Vom Spaßhaben in Sada

Sada. Die Blogs der anderen klangen ungefähr so: „… wenn man was am Boot zu machen hat, dann ist Sada erste Wahl…“ oder andersherum: „… La Coruna! Da brodelt das Leben in den Gassen …“ Fazit: Sada?! Naja…
Nun sind wir ja Seepomeranzen gehobenen Alters. Vielleicht liegt es daran, dass wir Spaß hatten…
Nach einem Tag mit viel Krimskrams – von Rumpfentsalzen bis „abgearbeitete Seekarten aussortieren“ – wurde von Hippo und Aphrodite das Abendprogramm ausgerufen: „Strandparty, da gibt es bestimmt auch was zu essen“. Und das uns älteren Mitbürgern… Wir trotten über einen Volksfestplatz mit Karussells, Kinderbespaßung, Waffelbuden und zu lauter Musik – um es kurz zu machen: die Kinder werden auch noch bespaßt, als wir um 1 Uhr wieder dran vorbeikommen, das wird uns dann spanisch vorkommen. Strandparty? Hmh. Nö. In den Straßen rundum tröpfelt das Geschäftsleben dem Wochenende entgegen, es ist so um die 21 Uhr. An Marktständen gibt es eine
Mischung aus Gemüse, Polyester-Chic, Brot und Kuchen, Plastikspielzeug und Würsten. Das klingt jetzt vielleicht wenig verlockend, aber: es ist doch lebendig und – eben spanisch. Vor allem die charcuterias mit diesem „Himmel voller Schinken“… Ob so einer sich wohl auch gut im AKKA-Salon macht?
Mit Mühe kriegen wir vor einer Kneipe im Fußgängergewühl Platz für sechs an einem Vierertisch – nebenan sitzt die spanische Familie mit dem „aufgeweckten Kind“ (akustisch sehr wach!) an einem ebensolchen Tisch, zu neunt – da haben wir ja vergleichsweise Glück, auch mit den versammelten Sprachkenntnissen, namentlich schöpfen wir aus Evas fundierter Reisevorbereitung, zu der auch Spanischunterricht gehörte. Nach dem reihenweisen Narkotisieren von Patienten, so zwischen Facharzt- und Funkamateurprüfung, noch zum Einzelunterricht zu eilen: Chapeau! Und so
kommt es dann zum Hamburger-TO-Stammtisch-Kampfessen: Die Tischgröße bedingt mehrere Fuhren Calamares, Pulpo, Jamón, Queso de País, Raxo (irgendwas Schweinisches auf Kartoffeln), Miesmuscheln (zu denen die Meinung geteilt war). Gambas in Knoblauch… Noch mehr, ich weiß es nicht mehr. Jeder pickt so viel – bei den Gambas so schnell  – er kann. Klasse.
Mein Hit folgt aber auf dem Rückweg, mittlerweile naht die Mitternacht. Von einer Live-Bühne am Volksfestplatz wabern Nebelschwaden und tönt – was ist das denn? Irisch? Eine Weile bleiben wir stehen, ich bin fasziniert. Wo sind wir hier? Galizien. Das ist: gälisch! Eine spanische Folkband mit dem vollen Programm gälischer Instrumente. Drehleier, Dudelsäcke, Bodhran, gälische Bouzouki- modern, musikalisch zwischen Irland und dem Morgenland, mit einer guten Percussion, Violinen, Sopran-Saxophon, Akkordeon, Laute… Zum Schluss -das junge TO-Gemüse hat sich verzogen – beginnen die Spanier rundum dann doch die Beine zu heben, auf so eine gälisch-sparsame Bewegungsart; eigentlich kommt die Sache erst zur Zugabe so recht in Fahrt.
BERROGÜETTO, so viel kann ich in Erfahrung bringen, ich trau mich mit rudimentärem Spanisch an die Nachbarn ran. Und kriege ein schweizerisch angehauchtes Gastarbeiter-Deutsch zurück: „… galizisch. Beste in Galicia! Keltisch!“ Eva N. – es hätte Dir gefallen. Eine neue CD gibt es. Die Erinnerung an ein Spaßhighlight in Sada. Und die Hoffnung auf
noch mehr solcher Überraschungen auf unserer Reise. Als Nächstes: Mísia in Lissabon?