Herbsttoene

Standort: Povoa de Varzim

Hmh. Eine Woche um, man mag es kaum glauben… Wenn wir so nach Deutschland gucken, das kommt ja vor, dann lesen wir immer öfter: „… Grüße aus dem herbstlichen …“. Oder hören Klagen über Nieselwetter und Kälte. Allerdings: Herbst, das können wir auch, zumindest „gefühlten Herbst“. Denn hier hebt sich gerade, was uns gestern morgen innerhalb 10 Minuten überfiel – ein fetter, klebriger, feuchter Seenebel, der zunächst mal die Nebelhuule auf dem Molenkopf stundenlang sirenen ließ und uns nun mehr als 24 Stunden beglückt hat. Sichtweite kaum von einem Steg zum anderen. Und schon beschleichen einen herbstliche Gedanken, und es fällt einem auf, wie viele Boote doch jetzt auch hier schon aus dem Wasser genommen werden. Nicht unbedingt von den Portugiesen, aber doch von Leuten, die ihr Schiff hier überwintern lassen und dann im kommenden Jahr – meist – ins Mittelmeer weitergehen. Oder, wie unsere Nachbarn vom vergangenen Wochenende, ihre Atlantikrunde für ein paar schöne Wintermonate (!) in Kanada unterbrechen. Die genießen schon den Indian Summer daheim in Chicoutimi, ganz im Norden von Québec. Und dann kommt der Winter. Zitat: „… wenn ich mein Ski-Doo durch die Hintertür schiebe, ist da 2000 km nichts. Außer einer Tankstelle. Nur für Ski-Doo…“ 7 Monate Schnee-Spaß, und dann wird wieder gesegelt. Rentnerleben. Während einerseits eine Überführungscrew nach der anderen in den kühlen Norden fliegt, stoppen hier gleichzeitig die, die auf dem Weg zu den Kanaren sind, nach Madeira oder an die Algarve. ARGO NAVIS, 20 Tonnen dänischer Stahl, Vater, Mutter, Schulkind, Kleinkind. TABASCO, eine große neue Najad mit einer Schwedenfamilie, 5 wasserstoffblonde Köpfe. Schule an Bord – sehr zum Leidwesen der Eltern, so zeitraubend hatten sie sich das nicht vorgestellt! RUNDDANS, Norwegen – na, Mücke, woher genau?! Na klar, Runddans kommt aus RUNDE! Und alle, alle Kids, egal, ob schulpflichtig oder nicht, kurven hier mit ihren Dinghies und aufblasbaren Kajaks (ich bin schon völlig neidisch!) durch die Gegend, so dass es manche der militanten Mütter aus unserem Heimatumfeld an den Rand der Herzattacke triebe. Zwischendrin tauscht man sich dann mal mit Susanne von der Argo Navis über Seebedingungen (sie fand die Anreise auch so anstrengend wie ich…), Downwind-Taktik (2 ausgebaumte Vorsegel) oder Fahrradanhänger und platte Reifen aus. Wenn nicht gerade eine Windel zu wechseln ist. Oder Pfannkuchen für 12 Mini-Wikinger zu backen sind. Hier kommt die Sonne raus – der Herbst ist vorbei! Wir schwenken um auf sommerlichen Pfirsichpfannkuchen… Unser nächstes Ziel ist Lissabon, und dann: Madeira. Der ewige Frühling…