Was Langfahrtsegeln wirklich ausmacht

Standort: Povoa de Varzim
Sonntagabend, der zweite unseres Aufenthaltes in Povoa.
Am Wochenende ruhen sie definitiv nicht, die AKKAnauten, und auch die ganze letzte Woche fiel uns regelmäßig was zum Basteln ein. Am letzten Sonnabendmorgen erlitt die Druckwasserpumpe ihren finalen Defekt. Geahnt hatte man es ja schon: Der Wasserfluß vor allem an den entfernteren Abnahmestellen war schon lange ein bisschen pieselig, so dass frau beim Haareausspülen in der Dusche gern mal in die Hocke ging: man lasse über die Schwerkraft ein bisschen Wasser ablaufen, dann springt die Pumpe auch irgendwann wieder an. Im dünnen Strahl, aber immerhin. Aber nun war Ende der Fahnenstange, und die „neue“ hatten wir ja in weiser Voraussicht schon im Winter erworben und eingelagert. Andreas weint noch ein bisschen – die alte Pumpe soll doch so gut gewesen sein! …sagt Bussi Bussmann jedenfalls… – aber das hilft nun nix, und so verschwindet der Cheftechniker für die nächsten Stündchen im Motorraum. Jede Montage bedeutet ja auch gleich ein bisschen Optimierung der Aggregateanordnung im Allgemeinen. Ich begebe mich mit dem Rechner und allerbester Absicht ins Cockpit und büffele mal ein bisschen Spanisch. Ja, ja, wir sind in Portugal, aber das Spanische wird uns noch öfter über den Weg laufen. Und da schon die Fischverkäuferinnen freundlich, aber bestimmt mein Portugiesisch-Radebrechen korrigieren („… nao dois douradas – DUAS DOURADAS!“) verlege ich mich doch lieber auf das Spanische; die beugen wenigstens die Zahlwörter nicht…
Und dann – sie läuft! Die Wasserpumpe. Und wie! Haarespülen leicht gemacht, und ohne Verrenkungen! Ab sofort ist aktives Wassersparen angesagt – mit diesem Durchfluss ist unser Wassertank fix leer.
Aber der Sonnabend ist dahin – wir machen noch einen kleinen Radausflug zum MODELO-Supermarkt und decken uns mit all dem ein, was man vor 20 Jahren definitiv nicht erwerben konnte. Prospekthüllen. Eine Mappe für einen repräsentativen Bootspapierordner für die Hafenautoritäten, der unsere Loseblattsammlung abgegrabbelter Fotokopien ersetzen soll. Tesa-Film in Topqualität. Und vieles mehr, egal ob Food oder Non-Food. Den Rückweg, den machen wir auf unseren Dahons dann so, wie früher die LKWs in Portugal waren: schwer beladen und unbeleuchtet.
Aus dem samstäglichen „… und morgen fahren wir nach Porto…“ wird allerdings auch am Sonntag nichts. Wo wir gerade so schön beim Basteln sind – das zwar selten genutzte Landstromladegerät (Solarpaneele und Windgenerator machen uns wirklich weitgehend autark!) machte schon in La Coruna nicht mehr mit. Warum bloß? Diese Suche zieht sich bis zum Nachmittag hin, die Skipperin hat derweilen die Vorräte an Kuchen im Glas wieder aufgefüllt (Zitronenkuchen „AKKA“ 😉 ) und nebenbei noch 20 Schnacks mit den Nachbarliegern gehalten. Der arme Eigner hat für das defekte Aggregat eine knappe (und treulich befolgte) Installationsanleitung, nicht jedoch eine Bedienungsanleitung, und so endet die Fehlersuche schließlich in einem verzweifelten Anruf bei Michael Bartels. www.bootstechnik.de – Micheal ruft zurück, staubbedeckt, denn er schleift sein SChiff. Kurz gefragt, und schon haben wir eine „reset“-Anweisung für das Gerät. Die Liste dessen, was wir an Elektro-Rat und Hilfe von Michael „so nebenbei“ und häufig fernmündlich erhalten haben, ist lang, eine unbezahlbare Unterstützung. Nächstes Jahr wird es allerdings schlecht damit – TRAMP III wird gerade für eine mehrmonatige Segelreise vorbereitet. Mal gucken, dass wir uns bis dahin aller Elektrikwürmer entledigt haben.
Aber morgen – da fahren wir dann wirklich nach Porto! Stimmt – bastelfreier Montag, Anreise mit der Metro. Aber schon auf der Rückfahrt („… bisschen wenig Wind zum Segeln, oder?“) denken wir uns aus, dass wir nun endlich mal den Wassertank reinigen könnten, Undichtigkeit am Wassereinlass mit Epoxy behandeln. Und mal wieder die Peeke unter den Bodenbretter beseitigen. Und so fort.
Ach, es fällt einem immer was ein, und wenn einem mal nichts einfällt, dann spinnt das so hoch gelobte wie geschätzte Kühlaggregat mal kurz, was wieder ausgedehnte Fehlersuche und Mailverkehr mit Italien nach sich zieht, und plötzlich ist Freitag und man muss – nomen est omen – wenigstens doch noch EINEN freien Tag einlegen; ab in die Berge. Aber das Wochenende, das war wieder den Tanks vorbehalten. Nun sind wir fertig damit, vier Tage ohne Bodenbretter im Salon, mit offenen Mannlöchern und Wasser aus dem Gardenaschlauch sind vorüber. Und daher brechen wir auf nach Lissabon. Langfahrers Reisemotto: „Rumbasteln können Sie auch woanders…“

2 Gedanken zu „Was Langfahrtsegeln wirklich ausmacht

  1. Ja, ja, Langfahrtsegeln heißt, an den schönsten Plätzen der Welt an seinem Schiff „basteln“ zu dürfen ;-).

    Bin mal gespannt, wie viel Bastelei auf uns zukommen wird, wenn wir erstmal unterwegs sind.

    Toll, dass es jetzt auch einen Positionsreport von Euch gibt. Habt Ihr den selber zusammengebastelt oder hat Euch jemand dabei geholfen? Ich schätze mal, dass es dafür doch schon vertiefter html-Kenntnisse bedurft hat. Oder liege ich da falsch?

    Weiterhin gute Fahrt wünschen Euch
    Bettina + Kurt

    P.S.: Eventuell wird Kurt im Notfall mal Ersatz für Michael einspringen können, falls Ihr Probleme mit Eurer Elektrik habt.

  2. Hi Bettina
    wann fahrt Ihr nach Finike zur Vigo – wir wünschen EUch eine wunderbare erste Reise auf eigenem Kiel!
    Positionsreport ist nur für Internet Dummies wie mich ein Problem – es brauchte ein Weilchen ist aber über Intermar ganz einfach. Ich hatte nur nicht kapiert, dass ich nicht einen Custom Report über Winlink, sondern einen Standard Report AN Winlink schicken musste, die das dann an Intermar weiterleiten.
    Das Programmieren auf der Seite nimmt einem ja NOF ab 😉
    Lieben Gruß, heute aus Aveiro
    Andrea

Schreibe einen Kommentar