Starkwind, Tour d’Europe und schwimmende Boten

Standort: Cascais

Am Freitag gab es eine fette Wolkenwalze über den Bergen von Sintra, und der Starkwind ließ nicht lange auf sich warten. Ein Höllenspaß für die Surfer, aber dann war es doch so, dass gegen Abend allenthalben mit den (Anker-)Ketten gerasselt wurde – „€¦ ach, lass uns mal noch ein bisschen Kette stecken€¦€ Merkwürdiges Gefühl ist das – es waren ja doch nur 7 Windstärken in den Drückern, unterwegs sicher kein Thema, aber vor Anker merkt man doch auf, denn so €˜ne AKKA schwojt dann zur einen Seite, kriegt die nächste Böe von der anderen, legt sich weg und fährt hurtig in die Gegenrichtung. „Knaatsch€ sagt der Ruckdämpfer. Und dann auf ein Neues€¦ Beim Weglegen kommt – ein Schiff vor Anker ja doch nicht ganz so seefest gemacht wie eines auf See, das mal vorausgeschickt! – also, beim Weglegen kommt dann schon mal aus dem fahrlässig offen gelassenen Pantryschapp der stählerne Mixbecher von oben, und da dieser Mixbecher auch noch die Metalleinsätze für die Zitruspresse enthält und noch dazu quasi „über die Bande€ fliegt, nämlich über den Herd, kann man sich das Geschepper vorstellen. Aber das gibt nur Abzüge in der B-Note. Der neue Bügelanker macht sich wirklich gut, unsere Peilungen stehen wie die berühmte „1€³. Und die Aphrodite-Crew guckt lässig aus ihrem Luk, peilt unseren Ankerball und schließt haarscharf, dass entweder AKKA und Aphrodite stets in gleicher Geschwindigkeit auf die Reise gehen oder eben wie angenagelt in der Bucht sitzen. Letzeres, natürlich. Im Gegensatz zu unserem Hintermann, kleines Holzboot aus dem Unterfränkischen. Da hatten wir schon am Nachmittag den Eindruck, dass der sich unmerklich von uns entfernt. Aber immerhin steht hier Tidenstrom, die Boote ändern ständig die Konstellation zueinander, mal hintereinander, mal nebeneinander, schwierig zu sagen€¦ Nächtens war es dann wohl so weit, da muss dann Kettenrasseln der etwas dringenderen Sorte angesagt gewesen sein – als der Wind sich um 1 Uhr in der Nacht legte, sah ich in der Richtung kein Ankerlicht mehr, und am frühen Morgen lag der kleine Franke ein paar Kabellängen weiter nach innen. Macht sich beim Rudern auch besser – schönes Dinghy hat er nämlich! Ferryman, klappbar, ein Ruderboot wie aus dem Bilderbuch. Das weckt diesen „haben-wollen€-Reflex, wenn wir mit unserem Schlauchboot vorbeigeeiert kommen€¦ Immerhin befleißigen wir uns auch des Riemenschwingens, das hält fit. Wie auch die Schwimmerei, mein tägliches Vergnügen – atlantisch kühl ist es ja, und noch dazu gibt es verdächtig viele Schwebstoffe hier€¦ Aber man muss die Bucht ja nicht austrinken. Praktisch ist, dass man sich mit den Eignern an Bord der umrundeten Schiffe unterhalten kann, und wenn das länger dauert, verfällt man einfach ins Aquajogging. Hatten wir gestern noch in Begleitung von Eva eine kleine Tour d€™Europe veranstaltet – Wetterabfrage bei den Norwegern (es schneit schon auf den Lofoten!), Schwedenschnack (kennen wir schon aus Povoa), Dänengeplauder (woher? wohin?) und kurzes Bon jour in Frankreich, (die Niederlande und Großbritannien waren leider schon ankerauf) gegangen, so wurde ich heute als schwimmende Botin eingesetzt€¦ „wenn Du bei Goyave vorbeikommst, kannst Du ihn zum Kaffee einladen€¦€. Which he gladly accepted. Und ich hatte ein Ziel mehr zum Abklappern – hier gibt es einfach keine Kacheln zu zählen, man muss sich seine Schwimmstrecken schon anders zusammenfrickeln. Hatte ich schon gesagt, dass über allem die Sonne strahlt?! Tut sie! Es geht uns gut €¦

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