Das mit dem Bacalhau, das war so ein Ding, das ich nun schon Jahrzehnte vor mir hergeschoben habe. Wo immer man in einen portugiesischen Supermarkt kommt – wenn nicht der ganze Laden, so riecht doch zumindest eine Ecke deutlich nach Stockfisch, und meist hört man eine Bandsäge laufen, gern von einer Angolanerin oder Mosambicanerin bedient, die die brettharten, salzstarrenden Stinker in handliche Stücke schneidet. Handlich wohl – aber appetitlich?! Nun rief zu meinem Geburtstag Sigrid Feldhoff an, meine ehemalige Kollegin, und weil sie ja Qualitätssicherung macht, muss sie ja wissen was „gut“ ist … Pasteis kamen in ihrer Liste vor, siehe letzter Eintrag, „so ein Fischtopf“ in der Fischkneipe – und Bacalhau. Und so war es dann gestern so weit – wir schleichen uns am „Grillen auf dem Steg“ vorbei, hinein in die Altstadtgässchen von Cascais. Schon wieder war ein Tag mit bastel-bastel dahingegangen (Holzlackieren kann ansteckend sein! siehe unten…) und wir hatten uns ein feines Abendessen verdient, dachten wir. Keine Ahnung, wohin. An einer besonders engen Ecke – baulich, es war eher ruhig… – sitzen unter einer mageren Bougainvillea 3 junge Frauen an einem Tischchen, das macht uns aufmerksam. Restaurant? Stimmt! Um’s Eck geht es die Treppe rauf – Hinterhof… Wir kriegen einen Zweiertisch auf dem Treppenabsatz vor der Eingangstür, drinnen sitzen erfreulicherweise Portugiesen im Maurerdress und erfreuen sich des Nationalfeiertages. Wir werden gleich mit Rat überhäuft: aus den geplanten zwei Salaten wurde gleich mal nur einer, aber dazu ein Weichkäse aus dem Ofen, mit Gewürzen. Der Robalinho wurde von der Chefin in Gambas-Curry umgewidmet, nur meiner Wahl konnte sie kritiklos zustimmen: Bacalhau. Und das war: LECKER!! Mit viel Knoblauch und noch mehr Olivenöl, etwas Tomate und Pellkartoffeln. Eines von, wie man sagt, 365 Rezepten, wie mal Bacalhau zubereiten kann. Wundervoll. Das Mangomousse zum Schluss war ebenso köstlich. Wir wankten wohl gefüllt zurück und konnten den Abend, mit einer klitzekleinen Knoblauchfahne, doch noch mit den anderen – Kanada, England, Schweiz, Dänemark, Westfalen, Sachsen-Anhalt, Bremen, Lübeck… – you name it, they were there – beschließen. Auf den Stegplanken unterm Sternenhimmel.
Und worüber hatten wir bei Bacalhau und Gambas gesprochen? Natürlich über unsere Nachbarn seit einer Woche. Hallberg-Rassy 46, 11 Jahre alt, Neuseeland. Da wird gerade „mal schnell“ der Schandeckel lackiert (siehe oben, meinen Eigner hielt da nichts mehr, unser Niedergangsluk strahlt in frischem Glanze!) ) Nach der typisch anglophon-offenen Ouvertüre war der Kontakt zunächst ein bisschen reserviert. Mittlerweile sind „wir“ aber etwas aufgetaut: frisch aus Spitsbergen eingetroffen ist sie, die MAHINA TIARE III. Was soll man dazu sagen – guckt es Euch an: www.mahina.com … Schade, dass wir die nicht früher getroffen haben – so ein Training hätte uns wohl gut zu Gesicht gestanden. Zumal die Mahina Tiare „zwo“ eine mit AKKA identische 42er war, identisch bis hinunter zum Bleikiel. Nur unseren Reckmannmast, den hatte sie nicht. Jedenfalls wissen wir auf diese Weise, dass unser Schiff easy in der Anarktis zurechtkäme. Oder auf den Aleuten. Aber diesen und ähnlich extreme Pläne haben wir gestern beim Abendessen in der Weißweinflasche versenkt – vielleicht haben wir doch ein bisschen spät angefangen… Oder wir müssten doch noch einmal bei John und Amanda anheuern. Amanda ist übrigens Segelmacherin und Wachführerin auf „Maiden“ gewesen, dem ersten Frauenboot auf dem Whitbread round the world-Race. Wenn sich irgendjemand „Salzbuckel“ schimpft, dann diese beiden: heute sprach ich mit John über unseren Ruderlagerschaden… “ oh, we had that on the 42 as well, and we had it made twice on this boat, after 50000 miles each. Now we have 110.000 miles…“ Der armen AKKA wurde ganz schwindelig bei diesen Meilenzahlen ;).
Was es sonst noch gibt?! Wer nach Lissabon kommt, MUSS unseren Freund, den Sonnenfisch, im Oceanario besuchen. Und seine Kumpels, die Seeotter. Die Pinguine. Die Stachelrochen, die Bonito- und Makrelenschwärme. Da war die Frau im Frauenparadies. Das Männerparadies hatten wir am Nachmittag schon in der „Handwerker“-Straße abgehakt – ein Laden vollen Keilriemen, O-Ringe, EPDM-Moosgummis und anderen Kunststoffwundern.
Ach ja, es gibt noch was: Morgen fahren wir los. Nach Madeira. Bis Freitag soll das Wetter erträglich sein und 4 Tage werden wir brauchen. Und da soll es auch Bacalhau geben…
Wir werden ihn grüßen, Deinen Freund, den Sonnenfisch. Morgen geht es nach Lissabon. Schade, dass Ihr nun doch schon unterwegs seid…