Mit der Elektronik haben wir’s ja – irgendwie ist die Zuhilfenahme all dieser
elektronischen Krücken ein ewiges Stochern im Dunkeln. Vielleicht war es doch
falsch, anno 86 mit Macintosh in die Computerei eingestiegen zu sein – verwöhnt
von einer anwenderfreundlichen Benutzerführung bin ich nie durch die Tiefen der
schlauen DOS-User gegangen. Schwarze Ringe um eckige Augen, aber schlau. Bei
uns dagegen erfuhr „never touch a running system“ gestern mal wieder eine
Aktualisierung. Unser Kartenplotter hatte im Englischen Kanal gemuckt –
sekundenlange Systemausfälle (gern in Flachwasserzonen). Nach einer Reset-Kur
war Ruhe bis Povoa, danach Mucken bis Figueira, seitdem wieder Frieden. Und nun
hatten wir uns entschlossen, doch mal das Betriebssystem zu aktualisieren.
Laptop in den Rucksack, Dinghyfahrt, Fußmarsch. Wir suchen den Dorfplatz mit der
„WiFi sem Fies“-Zone auf und ein schattiges Plätzchen unter den Palmen – die
neue Rundstrahlantenne an Bord „sieht“ nämlich den Sender nur bei Hochwasser
über die Kaimauer hinweg, und wackeln darf das Schiff dabei auch nicht.
Einloggen, Raymarine aufsuchen, Zip-Files downloaden und entpacken, die Daten
auf eine Flashcard laden (die will vorher formatiert werden und funktioniert
dann doch nicht, nebenbei bemerkt). Zurück an Bord den Plotter mit den Daten
füttern, alles plangem?? und wie in den Anleitungen beschrieben. Neustart. Ja,
sauber – ein leerer Bildschirm lacht uns an. Der Plotter erkennt keinen seiner
alten Freunde, kein AIS, kein Radar, keine GPS-Antenne, ja, nicht mal die
Funktion der eigenen Knöpfe. Wir holen etwas weiter aus – Betriebssystem neu
aufspielen, Werksreset fahren, „ach tu doch mal eine Navionics-Karte rein“.
Draufgehauen haben wir nicht, aber man ist nahe dran. Nix. Lange Mienen und
dieses altbekannte Gefühl der Hilflosigkeit. WOLFGANG – wo bist Du?!? Man hätte
einen Computerkurs für Dummies besuchen müssen, denn das alles betrifft ja die
diversen Betriebssysteme auf den beiden Rechnern (richtig, diverse!), die
Funkerei, das Kartenplotterbackup, die WebDesign-Software, die digitalen Bilder
und, und und…
Zum Sonnenuntergang eine neue Dinghyfahrt ins Städtchen. Fischer in Unterhemden
mischen sich unter den Palmen mit sonntäglich gekleideten Leuten, die auf den
Bänken die laue Abendluft genießen und ein Schwätzchen halten; einige haben
blass-blaue Gesichter: sie starren auf die mitgebrachten Laptops; wer es sich
leisten kann, sitzt vor der Cafeteria und schlürft einen späten Espresso, hier
„Cafezinho“ genannt, oder auch anderes. WiFi sem fies eben, Internet ohne Draht,
kostenfrei dazu. Ich lade mir das alte Betriebssystem auf die Flashkarte, und
dann halten wir eine längere Internetsitzung, schließlich haben wir beide
Rechner mitgeschleppt. Während Andreas eMails an Raymarine formuliert, wende
mich mal den nicht-elektronischen Dingen zu, suche zur Entspannung nach einem
Skipperinnen-Kayak oder bedenke meine Pfundsweiber mit einem Forumsbeitrag. Und
da Sonntag ist, gibt es später ein unfeierliches Abendessen im Cockpit,
schließlich, Ihr lieben Nordeuropäer, ist hier immer noch gefühlter Sommer. Beim
Frühstück drückt aber schon wieder der Gedanke an den vermaledeiten Plotter.
Also, Mut gefasst und hinein mit der FlashCard mit dem alten System… YEAAAAAH!
Das war’s, es geht wieder!
Die Besatzung strahlt! Jetzt fahren wir gleich auf Inselrundfahrt,
Columbusmuseum angucken und so. Farben besorgen – wir müssen ja noch eine AKKA
auf die Mauer bringen. Der Entwurf steht schon, und wenn die Umsetzung schön
wird, gibt es auch ein Bild.
Wir fahren aber nicht, ohne unsere Rechner einzupacken – der Forschergeist ist
erwacht. Vielleicht tut es ja eine der Betriebssystemversionen ZWISCHEN 3.xx und
4.xx? Nicht, dass wir nun übermütig würden – Len von der PRESENT hat mir ein
Wetterbuch verschrieben. Und das werde ich mir bei Amazon suchen, ein ganz
handfestes Hardcover. „The Mariner’s Weather Handbook“. Mit echten Dollars zu
bezahlen. 69, genauer gesagt.
Hmh, ganz schön viel Geld, ob es das nicht bei eMule…??? Einen Vorschuss auf
diese Lösung hat mir Len eben per Funk-Email versprochen – einige wichtige
Details hat er als pdf-Datei auf USB Stick.
Schon wieder Elektronik. Ja, geht’s noch? Vor allem: geht’s noch ohne?? Ts, ts,
ts…
Elektronik. Ts, ts, ts
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