Landfall – das klingt so gewichtig. Und das war es zumindest früher auch – bezeichnet das Wort doch das Erreichen eines bestimmten Punktes nach tage- oder gar wochenlanger Passage. In Zeiten „vor GPS“ war ein geglückter Landfall immer auch eine Bestätigung, navigatorisch alles richtig gemacht zu haben, oder auch nicht – aber zumindest hatte man Land erreicht, vielleicht nur nicht immer da, wo man eigentlich ankommen wollte. Heutzutage, mit GPS, ist das sehr viel leichter geworden; wenn die militärischen Großköpfe das System nicht mal abstellen. Dann grabbeln wir alle wieder nach dem Sextanten …
Trotzdem ist ein Landfall auch jetzt immer noch etwas besonderes, das ging mir auf, als wir vor ein paar Tagen Porto Santo verließen, wo wir ja noch im Dunkeln angekommen waren. MEIN Landfall auf den atlantischen Inseln war nämlich an dem Tag, an dem wir Madeira erreichten.
Es ist phantastisch zu sehen, wie zunächst in der Ferne eine dicke Wolke sitzt, unter der man die anzusteuernde Insel vermutet. Trotzdem schaut man erst einmal auf die Seekarte, um überhaupt die Peilungen von Madeira und den ebenfalls sichtbaren Ilhas Desertas zu unterscheiden. Dann schälen sich Konturen von Land aus dem Dunst, zuerst die Huks, und in unserem speziellen Fall ein Stückchen Berggipfel über den Wolken. All das dauert natürlich – die AKKA macht bei wenig, aber zumindest halbem Wind unter Gennaker richtig „Speed“, 6, 7 Knoten – nur, das sind 13 Kilometer pro Stunde und damit sind wir langsamer als ein Radler auf Sonntagstour. Aber irgendwann kommt der Punkt, an dem die Landmasse Struktur und Tiefe kriegt, man beginnt, kahle Felsen von bewaldeten Höhen zu unterscheiden. Björn sagte dazu, wenn man früher über den Oslofjord schaute: „… es blaut sich!“ Stimmt. Madeira blaute sich, wunderschön – in verschiedenen Blau- und Grautönen staffeln sich Bergrücken und Täler. Zuletzt kann man Gebäude ausmachen – und nächtens wegen der Lichter zu allererst! – und Gärten, Felder. Und dann RIECHT man das Land in allen möglichen Varianten – trocken und staubig, anderenorts riecht es erdig-feucht oder es gibt Blütenduft oder Waldgeruch. Winzig kleine Autos fahren umher und werden langsam größer.
Die ersten Menschen, die man sieht, sind meist die Angler auf dem Molenkopf. Dann ist man da. Landfall.