€¦. gibt es hier nicht, in Quinta do Lorde. Wir brauchen keines von dreien so ganz dringend. Oder, doch, das Steak wäre manchmal ganz nett.
Heiner stellte fest, dass wir hier ja ganz schön ab vom Schuss sind und fragt, wo wir denn frisches Brot herkriegen. Stimmt, ganz schön ab, hier unter unserer beeindruckenden Wand aus vulkanischem Gestein. Direkt an unserem Liegeplatz – es ist 21 Uhr, und wir bedauernswerten Langfahrtsegler müssen bei Zikadengesang im Cockpit sitzen! – zeigt mitten im Tuffgestein eine erkaltete Lavasäule senkrecht in die Höhe, ein Vulkanschlot. Ich beiße mir täglich in den Hintern, dass ich den Stanley, „Historische Geologie€, in Deutschland gelassen habe. Aber zurück zum Brot – ja, daran hapert es tatsächlich etwas. Regeln lässt sich das zum Beispiel, indem man ein eigenes Brot backt, was ich derzeit nicht tue; ich habe leider keinen Roggen mehr und auch kaum noch Backmischungen. Gran Canaria, wir kommen! Mal gucken, was der Corte Ingles da so zu bieten hat, und die Bäckerei
Zipf€¦
Aber an Brot kommt man ja auch anders: Von der Marina – wo wir einen 20%igen TransOcean-Rabatt genießen – geht es entweder auf Wunsch zweimal täglich mit dem Auto kostenfrei in die Stadt, oder man klettert in 5 Minuten sehr steil bergauf, bis man auf dem Asphalt der Hauptstraße zwei gelbe Striche sieht: Die Bushaltestelle! Funchal-Canical via Baia d€™Abra. 10:20, 12:40 €¦ Man muss ein
bisschen aufpassen mit dem Timing – wer zu spät duscht und zum Bus rennt, steht 1. schon wieder im eigenen Schweiß und läuft 2. Gefahr, beim Stechschritt bergauf einen Kollaps zu erleiden; weiß ich natürlich nur vom Hören-Sagen
. Der Bus nimmt einen dann für 90 Cent mit nach Machico. Festhalten ist die Devise – die Fahrer neigen zu einem sehr hurtigen Fahrstil! Und in Machico gibt
es dann einen Pingo Doce-Supermarkt, den wir regelmäßig plündern, so eine Art portugiesischen Lidl-Edeka-Verschnitt, mit Fleisch- und Fischtheke, Bacalhau inclusive. Und außerdem gibt es mal wieder WiFi sem Fios.
In Canical, das man zwischendurch passiert, gibt es zwar auch Einkaufsmöglichkeit, aber da sind wir noch nicht ausgestiegen. Obwohl es dort ein Whaling Museum gibt, das wir unbedingt noch anschauen wollen: Bis 1981 die Portugiesen dem Internationalen Walfangabkommen beigetreten sind, haben nämlich in Canical die Männer auf dem Pico do Facho gesessen und nach Walfontänen
Ausschau gehalten. Und wenn denn eine zu sehen war, dann ging es los, noch ziemlich altmodisch mit kleinen Walfangbooten und Harpune, und ziemlich blutig, auf beiden Seiten. Angeblich haben Petra Diemers Bemühungen um die Meeressäuger hier ihren Ursprung genommen. Manchen Einwohnern von Canical mag man wohl noch den Walfänger ansehen, und den alten, in große Wolltücher gehüllten Frauen wohl auch, dass sie sich mal um das Leben ihrer Männer gefürchtet haben; der Friedhof
ist jedenfalls voller jung gestorbener Männer. Für die vielen Wale gibt es kein Grabmal€¦
Und was wir hier sonst so treiben? Dinghyboden reparieren. Niedergang mit der xten Schicht „Le Tonkinois€ streichen. Und: Ausfl?ge. Neulich wollten uns Daniel und Eva eigentlich mit dem Auto mitnehmen. Die beiden Jungs von der HUNK aus Schweden hatte eines für zwei Tage, und gaben es daher weiter. Nun hatten sich unsere beiden fitten Sportler darauf verlegt, einen „raschen Gang€ auf die hächsten Gipfel Madeiras zu machen, und das habe ich dann doch abgelehnt. Ich lasse mich weder gern abhängen, noch befragen, warum ich so schnaufe
€¦ Also haben wir eine altengerechte Wanderung für uns herausgesucht: eine Stunde Asphalttreten bis Canical, und dann hieß es „hinter der Post den steilen Weg bergauf€. Haben wir gemacht (Uff. Siehe oben; das ist vielleicht bergig hier!), und dann sind wir satte 5 Stunden die Levada de Canical entlang gelaufen, gegen die Fließrichtung, also „bergauf€. Levadas sind Bewässerungskanäle, die man hier in die Berghänge gehauen hat, echte Baukunstwerke. 50 m Steigung haben wir in den 5 Stunden geschafft. Naja, eigentlich nur 4 Stunden, weil wir auch mal die Füße in die Levada halten mussten und die letzte Stunde mit dem Abstieg zum Bus in Machico verbracht haben. Das sind echte Komiker hier, die Madeirenser – wo die überall ihre Häuser hinkleben€¦ Und dann möglicherweise auch noch Straßen
dorthin bauen. Zwei Fahrspuren aus Beton, ein bisschen gekerbt, wegen des besseren Grips (es lebe der zweite Gang, in beide Richtungen!), in der Mitte Stufen für die Fußgänger. Geht ganz schön in die Beine.
Und „Beine€, das war dann auch heute Programm: Levada, die zweite. Verlief die erste rund um eher städtische Bereiche, mit vielen Gärten, vielen Hunden, vielen Häuschen, Christophines, Zucchini, Kürbis und Co., so waren heute der Caldeirao Verde und Caldeirao do Inferno dran, der grüne und der Höllenkessel. Mit Tunnel-Kriechen und Dusche von oben, mit himmelhohen, dünnen Wasserfällen und höllisch tiefen Abhängen, inklusive einer beim begeisterten Gestkulieren in den Abgrund geschleuderten Lieblings-Stirnlampe (ich) und einer blutenden Mini-Platzwunde an der Stirn (Eva, im Tunnel€¦). HIER, lieber Herr Goldstein, kommen die Erfinder des bergabfließenden Wassers her! Ganz bestimmt! Die Bergvegetation kämmt da oben das Wasser aus den Passatwolken und irgendein durchgeknallter Madeirenser fängt an, eine zig Kilometer lange Levada in die senkrechten Granitwände zu hauen. Dazu hängt man von oben Körbe in die Wand. Ging angeblich nicht immer gut€¦ Und dann fließt das Wasser brav und gemäßigt bergab und versorgt Dörfer und Felder. Das Prinzip hatten wir ja schon auf dem ersten Ausflug verstanden, aber die Hochachtung vor der wirklich kühnen, baulichen Leistung ist mit dem heutigen noch gewachsen. Es ist ja auch nicht mit dem Bau getan – gepflegt
werden muss diese künstliche Wasserquelle ja auch. Toll! Und, wäre da nicht dieser ekelhaft steile Abstieg nach Santana, es wäre eine wirklich alten- und kniegerechte Wanderung
. Eva und Daniel hat es trotzdem gefallen. Wir wollen mehr! Klassifiziert wie die Skipisten sind die Levadawanderungen -eine blaue und eine rote haben wir schon „gemacht€. Vielleicht die Levada da Rocha Vermelha?
Eine schwarze, und die längste von allen und „nur für Trittsichere und Schwindelfreie€€¦ Wir werden es sehen.
Jetzt wird gefunkt und dann noch ein bisschen in den Geburtstagsbüchern (Der Taucher! Sehr schön! Danke nochmals nach Aurich!) gelesen. Die Beine verlangen nach Hochlagerung.
Das Steak heute abend jedenfalls hatten wir uns verdient. Pasta, Steak und KEINE Zigaretten. Puste brauchen wir hier mehr als genug. Für die nächsten Levadas.