Bei Hans-Karl im Krankenhaus…

€¦. oder: verschlungene Wege.
Das war ja eine schöne Tour heute morgen. Ich gebe zu, ich liebe es seit vielen Jahren: fremde Städte mit Rad (siehe Brötchenholen in Kopenhagen) oder, wie dieses Mal, als Übrigbleibsel vom Eignerabholen und Gasflaschentauschen, mit dem Leihauto zu bereisen. Heute fühlte es sich an wie eine Mischung aus Athen (Berufsverkehr, also: Ellbogen raus!) im Frühling (Sonnenschein!) und Nairobi frühmorgens (exotische Gerüche, merkwürdige Bebauung€¦).
Also, ich musste zu Hans-Karl. Weil ich in der letzten Woche bei Dr. Luis Dominguez xxx war, bei der Sanidad Estranjera, einer Art Auslandsabteilung des Gesundheitsamtes. Im Gebäude der Bombeiros, der Feuerwehr. Schon die zu finden war ein Abenteuer – stadtplanerischer Irrwitz, Dein Name ist Las Palmas. Nachdem ich – verschwitzt vom Radeln im doch heißen Dezember – vorgesprochen und mein Anliegen geschildert hatte, durfte ich gleich kehrt machen und zur Bank radeln, wo ich die Arztgebühr überweisen musste, 16,84 für eine Gelbfieberimpfung. Mit der Quittung in der Hand zurück, kriegte ich dann von Dr. Juan yyy zzz meine Spritze €¦. Ein Job für Heiner und Barbara! 100%ig keine Schlangen von nöligen Ostfriesenpatienten mehr, sondern ab und an mal der vorbeibummelnde Seemann, eine nette Skipperin oder vielleicht auch mal ein Neuankömmling aus Westafrika. Denke ich so. Der Andrang würde mit Sicherheit erlauben, eine Reihe schöner Bücher in der Schublade zu haben. Bei Patientenalarm einfach die Schublade zumachen€¦ Einer könnte den Empfangsarzt machen, der andere die Spritze schwingen, umschichtig vielleicht?! Reichlich weiteres Personal zum Umschichten der Papiere und zur Kontrolle der Geldeingänge vorhanden! Sunshine guaranteed€¦
Egal. Dr. Luis hatte ich auch nach dem state of the art der Malariaprophylaxe für Westafrika befragt, und er kullerte sehr schön mit den Augen: „Andrea, es muy importante €¦€ Er saß zwar unter einer Malarone-Karte, verwies aber darauf, dass man hier ja schon fast in der dritten Welt sei und somit Lariam allein schon aus Kostengründen den Vorzug gäbe. Und bei uns sowieso, da wir ja länger als 3 Wochen auf die Prophylaxe angewiesen seien. Meine Information war zwar, dass Lariam auf den Kanaren nicht verfügbar ist, aber nein, es gibt eine Quelle mit Betonung auf „eine€ – man geht, ganz logisch, schnell mit dem Rezept zur Post (nicht etwa zur Bank!), bezahlt auf ein Konto der Deutschen Bank einen Betrag von n mal 22,98 je Packung Lariam und wendet sich mit Quittung und Rezept bewaffnet vertrauensvoll an die Apotheke des Militärkrankenhauses Juan Carlos I. Hans-Karl, sozusagen, und der sitzt mit seinem Hospital oben auf einer Bergkuppe und schaut über die Stadt. Und ich schaute erst einmal ziemlich entgeistert auf den Stadtplan. Bis an den Fuß des Berges hatte ich mich ja schon herangetastet und hatte – außer einer Odyssee an den Postschaltern, wo ich mich fälschlicherweise unter „dinero€, Geldangelegenheiten, eingereiht hatte – auch schon schöne Fußgängerzonen im Stadtteil Triana besichtigt, in Einbahnstraßen gewendet etc.pp. Die Canarios, tja, die spinnen, was die Verkehrsführung betrifft, ich glaube, ich erwähnte es schon. Es gibt reihenweise Einbahnstraßen, aber alle in die gleiche Richtung. Nach vielen Kilometern und nicht zu selten im nächsten Tal erst gibt es eine Möglichkeit umzukehren oder endlich zielgerichtet abzubiegen. Da kann es dann mal sein, dass man statt des Hiper-Dino-Supermarktes „gleich um die Ecke€ lieber den aus dem nächsten Stadtteil aufsucht€¦ So ähnlich heute auf dem Weg zu Hans-Karl, aber ich war gewarnt und entsprechend wachsam – Ute, die „FREYA€-Bordfrau hatte vor ein paar Tagen die Expedition mit dem Rad bereits entnervt abgebrochen und einen Taxifahrer bemüht. Es war wirklich ein sehr weiter, sehr verschlungener Weg hinauf auf den Berg, den man die ganze Zeit über sich sah, die unglaublich langen Ampelphasen zerren an den Nerven, im Stadtplan verzeichnete Kreisel sind keine€¦ – aber nach einer Weile drückte mir dann eine schon weihnachtlich gestimmte Dame in einem Krankenzimmer-Büro im 5. Stock des Krankenhauses Lariam für 229,80 in der Hand, vier Päckchen für die „Petit Fleur€, sechs für uns. Uff. Und nun geschwind das Leihauto zurückgeben. Noch 20 Minuten bis in die Innenstadt. Aber wie bereits erwähnt, die spinnnen, die Canarios, und dank der genialen Verkehrsführung war ich auf steilem Pfad bergab innerhalb 3 Minuten wieder an dem Punkt, an dem der lange Umweg seinen Ausgang genommen hatte. Und nach 15 Minuten am Corte Inglés. Absolut pünktlich konnte ich das Auto warnblinkend auf dem Bürgersteig abstellen, dem Verleiher den Schlüssel zuwerfen und mich zum Boot aufmachen. Elegant und effektiv€¦
Nun weiß ich, wer da oben aus dem alten Kastell auf die AKKA herabschaut: Juan Carlos I und sein Krankenhaus!

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