…. das war gestern.
Nichtsahnend liegt die Bordfrau noch in der Koje, der Eigner klappert schon ein bisschen mit der Kaffeekanne, als sich durch das geöffnete Luk ein sonorer Typhon hören lässt – für diesen Ton gibt es kein anderes Wort. Das war keine Hupe, keine Tröte oder Sirene. Irgendetwas Größeres musste da in der Annäherung sein, und dann hörte man auch noch andere Schiffe sirenen. Und Andreas, der stets undramatisch gestimmte, spricht: „… komm doch mal rauf…“.
In der Hafeneinfahrt ein Monster, das sich gerade seinen Weg durch Löschbootfontänen bahnt – elegant ist vielleicht etwas anderes, aber es glitzerte schön in den Morgensonne mit Hunderten von Glasfenstern auf dunklem Leib. Die „Queen Victoria“ auf ihrer Jungfernreise. Und es war doch tatsächlich auch ein paar Menschlein zu sehen. Zunächst hatten wir den Verdacht, es wären vielleicht die Filipinos aus der Bordwäscherei, aber einige Frühaufsteher ließen sich augenscheinlich ihrem exklusiven Balkon die Ansteuerung von Las Palmas auf nicht entgehen.
Am Abend läuft sie schon wieder aus. Spätestens dann hätten die Hamburger wohl die Elbufer zu Tausenden bevölkert – hier waren es ein paar Aufrechte, die tapfer gegen das prächtige Feuerwerk am Anleger anböllerten. Ein paar von unseren Kollegen haben dann auch ihre Tröten in Aktion gesetzt. Und dann verschwand sie wieder in der Nacht – ein bisschen Karibik-Musik war noch zu hören, das Glitzern wurde kleiner. Eine klitzekleine Gänsehaut hinterließ sie aber schon…
Und dann war sie weg, die Vicky. Auf schicker, teurer Silvesterreise, denken wir.
Hier an Bord ist auch Silvester – wir haben zur Feier des Tages die Bodenbretter hochgestellt, ich muss gleich noch die Nähmaschine in die Vorkammer räumen, damit wir nach diversen Tagen wenigstens im Cockpit mal wieder unbeschränkt sitzen können. Und werden dann nochmals Feuerwerk schnorren. Es wird ein bisschen beim Corte Inglés zusammengekaufte Tapas geben – Wert: genauso viel wie die 10 kg Milchpulver, die ich heute für die Weiterreise gehamstert habe… Wir sind einfach m?de und schlapp vom Wühlen, und so wird sich das mit dem Silvester bald erledigt haben. Die polnischen Nachbarn werden wir pünktlich zur Silvesterfeier in die Stadt schicken – die Einladung zum Essen haben wir in Erwartung größerer Alkoholmengen (man hatte uns gewarnt! 😉 ) ausgeschlagen.
Ansonsten zieht es uns langsam fort von den Kanaren. „Petite Fleur“ ist vor drei Stunden ausgelaufen und macht schon mal den Anfang Richtung Dakar. Also rufen wir mal „Prosit Neujahr und glückliche Reise“ hinter Urs und Carolin her. Und nach Finike! „Prosit Neujahr, VIGO“. Wir sind froh, dass wir nicht die einzigen mit aufgestellten Bodenbrettern sind! Und last, but noch least: Ein glückliches Neues Jahr allen Blog-Guckern!