Neujahr in Las Palmas…

Nicht nur der Canario scheint zum Neuen Jahr in epischer Breite mit Kumpels und Familie zu telefonieren, hier hatten alle, ob französisch, britisch oder polnisch, rote Mobiltelefon-Ohren, und da können wir ja nicht nachstehen€¦ Und wenn denn schon die Telefonverbindungen nach Deutschland so schlecht sind:
Schön, mit Euch allen zu sprechen, insbesondere aber mit denen, die wir selten hören, mit Euch also, PEGASUS! Wir wollen nicht behaupten, dass wir jetzt gern im Yachtzentrum in Harburg lägen, aber Elke samt Börteboot BARBARA, das glückliche Hund/Katzenpaar Zerberus und Paulchen und natürlich PEGASUS, der alte Flussboot-Renner und seine Crew, das wäre schon ein Spaß hier am „Pantalan 17€³ in Las Palmas.
Am Telefon hört man, dass das im vorherigen Posting erwähnte Schiff wohl die QUEEN MARY gewesen sei (- nein, war sie nicht, es war die QV, die die Nachfolge der MARY angetreten hat). Dass die QV in Hamburg keinen solchen Auflauf erzeugt wie ihre Vorgängerin. Dass in Harburg neulich der Hafen eingefroren war. Und mehr. Mücke fragt besorgt, was wir eigentlich alles so reparieren müssen – und so ist jetzt eine Neujahrsansprache fällig: Ja, natürlich machen wir / macht vor allem Andreas viel, aber selten doch wirklich ernste Reparaturen. „Ernst€ ist zwar alles, was irgendwie die Sicherheit tangiert, aber meist sind es eben mehr oder weniger aufwändige Instandhaltungs- und Verbesserungsarbeiten. So hat der Eigner in den letzten Tagen unter ziemlichen Mühen eine Doppelfilteranlage für die Kraftstoffversorgung gebaut, umschaltbar, damit man im Falle eines verstopften Dieselfilters aktionsfähig bleibt, siehe unsere Reise von Leixoes nach Aveiro€¦ Eigentlich wollten wir auch den Tank noch professionell reinigen lassen, aber den Gedanken haben wir nun aufgegeben – es ist zwar ein bisschen Bakterienbefall zu sehen, bzw. dessen Reste, diese merkwürdige Gelatine am Boden des Reservetanks kündet zumindest davon, aber wir vertrauen jetzt auf unser Glück und die Erfahrung der letzten Monate, tanken mit Zusatz, filtern wie verrückt und technisch ausgeklügelt, haben noch dazu den alten Vorfilter zu einem Zirkulationskreislauf mit eigener Pumpe umfunktioniert, der aus dem Tanksumpf saugend überhaupt keine Spuren von Bakterienschlamm mehr zeigt. Damit ist das Thema erst einmal vom Tisch – der Profi würde nämlich auch nichts anderes machen als die Tanks leerpumpen und umwälzen. State of the art bei der Tankreinigung ist nämlich leider nur eine Methode – und die heißt: Tank öffnen und mechanisch reinigen. Und bei unserem Schiff hieße es: Motor ausbauen, Tank öffnen€¦ Motor ausbauen?? Nein, danke.
Anstrengend an all den Wartungs- und Bastel- und Verbesserungsarbeiten ist eigentlich nur, dass man eben für jeden Handgriff zusätzlich mindestens einen ordnenden oder wegebnenden tätigen muss. Im Bilgeschacht bleibt man schon mal stecken und muss sich vom Partner retten lassen – ich hatte das Vergnügen beinahe, als ich den Duschwassertank reinigen wollte. Das allerdings wäre schlecht gewesen – Andreas Rückflug war für diverse Tage später gebucht. Den Eigner hörte ich allerdings vorgestern leise fiepen, als er gerade eine neue Bilgepumpe einbaute, und konnte ihn aus misslicher Lage befreien.
Was macht einen noch müde? Besorgungen werden mit dem Rad gemacht, und so gehen dann schon mal ein paar Stunden dahin mit der Suche nach der passenden Banjoschraube. Hydraulico Basilio oben auf der Isleta?? No. Oder weiter unten – Eiser Hydraulico ? No, no€¦ Volvo? Salazar?? Also wieder rauf auf den Berg. Aaah! In der Hydraulico Basilio-Filiale unten in der Calle Naval werden wir fündig. Und müssen gleich am nächsten Tag noch einmal hin (ist aber auch ein zu und zu schönes Männerparadies!), der Eigner immer mit seiner persönlichen Übersetzerin, deren Bemühungen eher unter „peinlich, peinlich€ laufen, aber manchmal ist es auch ungemein lustig€¦ Beim Volvohändler verabschieden wir uns am Freitagabend mit einem „Feliz Ano€, man ist froh, endlich den Jahresabschluss weiterführen zu können, aber nach 30 Minuten stehen wir schon wieder auf der Matte. Kein passende Banjoschraube für 8 mm bei den Hydraulikhändlern, also change of plans, Konstruktionsänderung, neue Ersatzteilbedürfnisse. Feliz Ano Viejo€¦ Zwischendrin wasche ich Wäsche und wringe und wringe. Und beiße mir in den Hintern, dass ich beim Antiquitätenhöker in Kappeln nicht diese geniale kleine Wring-Apparatur aus den 30ern gekauft habe. Zwei gummibesetzte Rollen auf einem Holzgestell€¦ Was man für Wünsche entwickelt! Dann stand noch Reparatur und Verstärkung der ausgerissenen Augen im Relingskleid an – wir hatten zwischen Lanzarote und Las Palmas dann doch ein bisschen viel grünes Wasser an Deck; man hatte mich schon in Wedel gewarnt, und nun war es so weit. Ich war zuvor zu träge, die mühsam eingschlagenen Ösen wieder aufzubördeln und zu entfernen, um eine Doppellage Stoff zusätzlich einzufügen€¦ Aber jetzt – rund geschnittene Doppelungen, mit Verstärkungsnähten in Zugrichtung! Mal gucken, ob die Bemühungen fruchten.
Traurig sind wir über den langsamen Rhythmus nicht wirklich. Bei vielen anderen Schiffen sieht es genauso aus – da stehen lecke Warmwasserboiler auf dem Steg, Len und Janna, noch in Gomera, warten auf einen Autopilotenantrieb, der wahrscheinlich hier um die Ecke lagert. Petite Fleur hatte Wochen Verspätung, weil die Anlasserbatterie nicht an Land kam. Fahrräder werden repariert, Jean-Claude von der benachbarten CHAMICHA treffen wir bei Volvo beim Ersatzteil-Großeinkauf. Und sehen ihn dann auf Tage hinaus nicht mehr, höchstens mal auf dem Rad, Richtung Volvo, Ferreteria o.ä.. Chantal, dito CHAMICHA, hat zumindest den Concours d€™Elégance um die Dinghy-Covers gewonnen. Fertig sind wir beide, aber unseres ist mangels vernünftiger Befestigungsmöglichkeiten doch ein ziemlicher Faltenbalg. Aber gegen die Sonne nützt es, und je hässlicher, umso geringer ist der Klauimpuls.
Irgendwann geht es auch bei uns weiter. Vorwärts denken – unsere Devise für€™s Neue Jahr. Die geben wir weiter!

Nachtrag. Nach 2 x 104 sm, Richtung Dakar und zurück, ist Petite Fleur wieder in Las Palmas. Elektrik und Wassermacher-Probleme, und die sollten verständlicherweise nicht im Senegal behoben werden, von dem der Segelführer sagt: „€¦ no electronics whatsoever€¦€. Siehe oben! Und das tut uns wirklich leid – aber vielleicht gibt es ja nun doch noch einen Konvoy €¦

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