Hafentag. Einer wie jeder andere, zum Beispiel vorgestern. Es hatte heftig geregnet am Vorabend und so richtig kam das Wetter gestern nicht wieder in Schwung. Die Wetterlage insgesamt ist mal wieder merkwürdig: Wenn auf friedlich aussehenden GribFiles von einem Tag auf dem anderen Tiefs auftauchen, ist irgendetwas faul. Kurzweilig ist es dennoch, ungefähr so:
Nach dem Morgenkaffee kommen Ross und Wei mit ihrer GEMINI vom Ankerfeld wieder in die Marina – ungünstige Wetterlage, keine Abreise in den nächsten 2 Tagen. Und gleich danach biegt Bill um die Ecke, Ferrozementyacht SPANGLE, unser Nachbar und Unglücksrabe aus Figueira da Foz und Cascais und Porto Santo. Und nachdem wir ihn glücklich fest haben, heißt es von Ross‘ Seite „…coffee!“ weil: Bill ist einhändig unterwegs und müde von 24 schlaflosen Stunden auf See, und wenn man schon Kaffee kocht, kann man den ganzen Pantalan einladen, der sich dann ins GEMINI-Cockpit quetscht: Ross und Wei, natürlich, Bill, der amerikanisch-vietnamesische Suen und seine Frau, Jochen, Traudl, Chantal, Jean-Claude, Jean-Pierre, das Kleinzeug namens Danté, Emery und Izhbel nicht zu vergessen. Damit ist der Vormittag schon mal fast dahin. Während Andreas in Sachen Elektronik unterwegs ist (unsere neuen UKW-Handys werden noch mit Mikros für den Hemdkragen ausgerüstet), löchere ich Ross, der noch unser Pantalan-Guru für Amateurfunk ist und einen elektronischen Overkill pflegt, zu Kurzwellenfragen, und was dabei herauskommt, ist ein Ortstermin auf der AKKA mit Kalibriergerät. Bis dahin muss schnell noch das Moskitonetz fertiggestellt werden, und dazu ein weiterer Hechtsprung in die Stadt; nachdem mir tags zuvor schon das Bleiband ausgegangen war („…10 metros mà¡s de bajo en plomo!“) wundert sich der Mann in der Merceria nun endgültig, was ich mit 50 m Schrägband mache. Und da die Erklärung, dass die mosquetera nicht für la cama, sondern el barco ist, recht stockend verläuft, wird er nun wohl denken, dass ich das ganzen Schiff in Moskitonetz gehüllt habe. Was die Mengen an Schräg-und Bleiband erklären würde. Kurz danach ist mal wieder Geträte und Winken angesagt: Jochen + Traudl brechen Richtung Kapverden auf, wir verabreden uns mal locker für Brasilien, die Seglerwelt ist ja in der Tat klein. Dann ist es 17 Uhr, und wir kriegen von Ross unsere geballte Ladung an Ham-Radio-Wissen verpasst. Ganz so schlimm sieht es um unsere Anlage nicht aus, mein Elektroniker hat das alles ganz richtig gemacht, aber dennoch wollen wir noch ein paar Ferritperlen kaufen gehen. „Tomorrow morning, about 9!“ , und ich kriege nun doch noch ein Antennenbuch verschrieben. Mittlerweile ist es dunkel, Eilfahrt zum Corte Inglés, denn gleich kommen Urs und Caroline zum Fischfondue. Zurück am Pantalan ein Riesen-Hafenkino. Ein Traditionssegler liegt längsseits und ein fetter Bugspriet stökert Richtung AKKA. Der Eigner steht mit einem großen Kugelfender bewaffnet da und versucht im Verein mit anderen Seglern und der Hafenpolizei, beim Anlegen zu helfen. Ganz schön schwierig zu manövrieren das Teil, drum ist Stress allenthalben angesagt, der Bordhund gibt der angespannten Stimmung den Rest. Endlich mal wieder ein „richtiges Schiff“ als Nachbarn… Und was ist es? Stallgeruch von der Schlei – 12 Jahre alt: „Die Zwillinge von Kappeln“.
Das Fondue zieht sich dann bis Mitternacht hin, mit Kerzen und Wein und – na klar, PETITE FLEUR bringt Hibiskusblüten mit. Und da sich die Gespräche nicht nur um Trinidad („… unbedingt!“) und Senegal („… Malaria?!“) , schweres Wetter (kennen wir alle noch nicht) und Pantalan-Klatsch drehen, streifen wir auch den Amateurfunk, erfahren wir im Nebensatz von Urs, dass Caroline sich gerade eine Morsetaste gebastelt hat (waaahh!!), und sich natürlich unserer Expedition zum Funkladen anschließen wird.
Und die war heute früh war einigermaßen erfolgreich: der Eigner erwirbt Ferritkerne, Caroline auch, Ross kriegt endlich eine Koax-Abisolierzange, und ich scherze derweil mit Wei und Izhbel – ich gebe nämlich den DAU. Die Schein-Funkerin. Einfach keine Ahnung… Alle zusammen nehmen wir noch einen Kaffee in GEMINIs Lieblings-Frühstückslokal. Eine Pastelaria für die hiesigen – Churros, Schokolade und Kaffee für alle, nicht mal einen 5er kostet das. Nicht schlecht. Ross sagt dazu „2-speed economy“ – ein Gang für die Touristen und einer für die Canarios. Das lassen wir uns gefallen. 24 Stunden sind um. Ein Hafentag. Fast wie jeder andere.