oder: Guten Tag!
Das war Wolof€¦ Weiter sind wir allerdings mit der Landessprache noch nicht gekommen, obwohl wir schon ein bisschen hätten dazulernen können. Andere Leute hier sprechen Mandinga, und wenn ich einigen in die schmalen Sahara-Gesichter schaue, dann sind auch noch andere Sprachen im Spiel. Der kleinste gemeinsame Nenner ist das Französische, das geht auch ganz gut.
Dakar. Was soll ich sagen€¦ Soll ich vom Polizeioffizier auf der Passkontrolle erzählen? Schmunzeln und Scherzchen und scheele Seitenblicke auf die Tür, durch die ein Zeuge kommen könnte – unumwunden war es nicht, aber doch eindeutig, wie er da nach einer kleinen Geldzuwendung fragte. Oder von dem Polizisten, der uns auf dem Flur ansprach und gern in Deutschland arbeiten würde? Fußböden auf dem Airport putzen? Ich könnte auch vom Zöllner berichten, den ein Kollege in seinem Büro weckte, damit er unsere Schiffe einklarieren konnte. In nicht ganz korrekter Kleidung, dafür ohne Frage nach „cadeau€. Die Uniformjacke zog er an, als er der Unterschrift wegen zum Chef musste. Auch die Hosenbeine wurden dazu heruntergekrempelt – Ordnung muss sein. Wir nehmen an, dass, kaum hatten wir ihm den Rücken gedreht, die Schlafmatte wieder vom Aktenschrank gewurschtelt wurde €¦ Es sind ja auch nicht wirklich viele Segler abzufertigen. Ich kann von Mama L�gumes berichten, die vor dem Tor des CVD sitzt und geduldig auf Kunden für Auberginen und Erdnüsse, Kartoffeln und Avcados wartet, von ihrem eher schlitzohrigen Fruchtverkäufer-Pendant, der einem viel zu viel in die Tüte packt und noch mehr dafür verlangt, vom Gewusel am Port des Pecheurs, wo wir uns in der Mittagszeit an trocknenden Haifischflossen, geschälten Orangen, Erdnüssen und diversen undefinierbaren Snacks vorbei durch die Massen Richtung Zoll quetschen. Und immer wieder gibt es eine witzige Bemerkung, hin oder her. Wir lachen hier viel – mit den Senegalesen, über uns alle zusammen.
Ach,dann erzähle ich doch einfach vom Straßenverkehr. Das ist auch schön. Ein bisschen heimisch-afrikanisch fühlen wir uns schon.
Ampelanlagen benötige allerdings manchmal kleine Nachbesserungen€¦ In die Stadt kommt man von hier aus mit dem Taxi.
Schon rein automobiltechnisch taugen die Taxen zum Abenteuer, man freut sich, wenn die Türen schließen, man freut sich auch, wenn man die Radlager hört und die Stoßdämpfer durchschlagen – immerhin bedeutet das, dass beide Elemente vorhanden sind . Was den Fahrpreis betrifft, waren wir eingehend gebrieft und hatten moderate 2000 CFA, ca. 3 Euro, für die Fahrt zur Mole 2 ausgehandelt, aber das schließt ja nicht aus, dass so ein Fahrer einen plötzlichen Gedächtnisschwund erleidet, wenn er auf 5000 herausgeben soll. Eine andere Variante des Taxi-Abenteuers kann man dadurch umgehen, dass man dem Fahrer ins Gesicht schaut, wenn man mit ihm verhandelt – wenn dieser eher leer blickt, wenn man das Ziel nennt, besteht eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dass er den Weg nach Hann Plage oder den Port des Pecheurs nicht kennt€¦
Oder nicht verstanden hat. So landet man dann statt an Mole 10 an Mole 8, muss sich, weil nun wir ziemlich blöde schauen, da beim falschen Zoll angekommen, auf Rückfragen hin mit einem „€¦ vous n€™avez pas de la confiance!€ belehren lassen.Das ist dann mal weniger witzig gemeint und hat einen Touch von „Rassistin!€
Es gibt allerdings nicht nur die gelb-schwarzen Taxen, sondern auch die Minibusse
die einen gern irgendwohin mitschleppen möchten – „€¦ Kleinvieh macht auch Mist und darum nehmen wir die Toubabs mal dahin mit, wo sie eigentlich nicht hin möchten€¦€ Das allerdings kannten wir ja schon von den Matatus auf der anderen Seite des Kontinents – non, merci! Also geht man zu Fuß die löcherige, staubige Straße weiter, und unversehens hält ein „Clando€, ein illegales Taxi, ganz gleich, ob das jemand ist, der sich seinen Lebensunterhalt ständig damit verdient und bei dem der Technikstandard sich an dem der registrierten Taxen orientiert (oder darunter!) oder, wie in meinem Fall, ein junger Mann, der versucht, mit dem funkelnden Geschäftsfahrzeug schnell einen Franc nebenbei zu machen. Non, merci quand meme€¦
Die ganz offizielle Variante der Transportes in die Stadt war allerdings der Hammer des gestrigen Tages: eine reine Guck-Tour in die City. Busfahrt, mit DDD – Dakar Dem Dikk.
Statt 2000 nur 125 CFA pro Nase. Als ich einsteige – alter blauer Pariser ÖPNV-Bus, mittlere Tür – denke ich so, dass nach mir eigentlich niemand mehr einsteigt, aber es wird gequetscht und gequiekt, und schon passen unter anderem auch noch Len und Janna auf die Fuhre.sowie Caroline und Urs, dessen Bein dann später mal kurz in der Tür klemmen wird. Ich stehe breitseits vor dem Büdchen des Schaffners, händige ihm Geld aus, das von irgendwoher durchgereicht wird, und reiche die säuberlich und einzeln gestempelten Tickets wieder hinaus, die dann wieder von Hand zu Hand bis zum Addressaten gehen. Will jemand von hinten aussteigen, so beginnt er ein paar Stationen vorher den mühsamen Weg nach vorn. Ich stelle da vor dem Schaffnergitter ein besonderes Hindernis dar, also wende ich mich dem Kandidaten zu und wir drehen uns dann gemeinsam Richtung Tür. Plopp! Das nennt man Tuchfühlung! Ich will nicht behaupten, dass uns nun alle Insassen als besonderen Gewinn auf dieser Fahrt empfanden, aber es wurde mal wieder ordentlich gelacht. Und schon waren wir an der Place de l€™Independance und das nächste Abenteuer ging los. Das hieß „guide€ abwehren.
Nicht wirklich einfach und nur mit etwas Bestimmtheit zu schaffen. Aber das ist eine andere Geschichte.
Danach waren wir – geschafft. Und hatten uns eine Pause in unserer Clubbar im CVD verdient. Was machen Segler, wenn sie nicht segeln oder basteln?
Man sieht hier den Eigner, mit Janna, Len, Barbara und Reinhard. WiFi heißt das Zauberwort – Surfen im Internet. Und schnacken, über westafrikanische Flüsse. Und frittierte, mit Fisch gefüllte Teigtäschchen mit scharfer Soße essen, die uns „Mama Peche€, wie ich sie mal nennen will, im Plastikeimer vorbeibringt. Heute hat sie auch wieder Jannas Lieblings-Snacks dabei, das hat sie versprochen: Kandierte Erdnüsse. Es wird Zeit den Passeur herbeizurufen, um rechtzeitig für die kandierten Nüsse vor Ort zu sein. Und um diesen Blogbeitrag abzuschicken.
Na ga deff, allerseits!