Wieso bloß habe ich die „Birds of East Africa“ nicht an Bord? Und alle die anderen Bestimmungsbücher??
Als wir uns nämlich von Dakar kommend der Küste wieder annäherten, hatten wir die ersten Besucher. Eine Wegwespe, Schmetterlinge, Fliegen… Meine Begeisterung nahm zwar schlagartig ab, als sich auch eine Schabe an Deck einfand, aber im Endeffekt freut es mich ja doch. Was mich nicht so freut, ist, dass ich eigentlich jegliche Art von Artenkenntnis in allertiefsten Schubladen vergraben habe. Wenn ich früher froh war, mal eine Insekten-oder Pflanzenfamilie zu erkennen, muss ich mich heute schon mit Ordnungen begnügen … So saß ich dann wie der letzte Tourist auf dem Pick-Up, der unsere Seglergemeinde vorgestern in ein kleines Reservat karrte, 15 km von hier. „Visit Bandia“ hieß es, und wir nutzten den Ausflug als Appetizer für die afrikanische Wildnis. Len meinte, sicher noch unter Dakar-Eindruck stehend, dass er „now understands that people fall in love with Africa…“ . Nicht wirklich umwerfend, dieses kleine Stück Savanne, aber doch schön anzuschauen. Leider hatte das dort wirkende Nashornpaar gerade seinen freien Tag – es hatte uns zwar ein paar dufte Kugeln auf dem Weg hinterlassen, aber auch längeres Umherrumpeln zwischen den Bäumen konnte sie nicht hervorlocken. Andere Kollegen waren aber „on duty“: Kap-Elands, Pferdeantilopen, Impalas, alles Gastarbeiter aus Südafrika, wie einiges andere, das sich hier unter Hunderte von großen, kleinen und einigen riesigen Affenbrotbäumen versammelt. Giraffen fummelten mit spitzen Lippen die Akazienblättchen zwischen den Dornen heraus. Riesenschildkröten hatten sich schattensuchend in Löcher verkrochen. Krokodile plierten auf die Touristen am anderen Ufer – ob da nicht doch ein appetitlicher Brocken zum Lunch dabei wäre? Vielleicht eine hirnlose ex-Biologin, die sich angesichts der Vogelwelt gerade mal der Hornbills entsann, der kurz- und langschwänzigen Glanzstare und nach minutenlanger Bedenkzeit beim Afrikanischen Perlhuhn auf „Guinea Fowl“ kam… Zum Insektengucken konnte es glücklicherweise nicht kommen, weil wir ja auf dem Pickup eingesperrt waren. Sehr gut, es hätte mich nur weiter desillusioniert.
Aber schön war es doch, mal wieder Viecher in halbwegs freier Wildbahn anzuschauen, und nun werde ich in Banjul mal zu „TimBookToo“ gehen. Soll ein guter Buchladen sein. Hoffentlich hat er Bestimmungsbücher vorrätig.