Frisch in Gambia angekommen noch schnell ein Rückblick auf die Woche in Saly: Wir haben es genossen!
Schwimmen ohne Choleragefahr, tauchen um den Rumpf (und schrubben). Jus de Bissap in der Strandbar des Hotels Espadon. Nicht mal die Jetskifahrer haben uns wirklich langfristig gestört – wenn es gar zu doll kam, schwamm Janna eben nicht das „magische Dreieck“ zwischen Petite Fleur, Present und AKKA, sondern verlegte sich aufs Aquajogging. Ich auch.
Ansonsten: Gemütliche Abende mit Len und Janna, mit Caroline und Urs, Internet (zeitweise) von Bord. Und beim letzten Sundowner im Strandrestaurant dann ein Prototyp für mich: Caroline, die Tüftler- und Bastlerin hat mir eine Decksdusche gebaut! Genial… Aus einer Wasserflasche mit zwei Schraubverschlüssen – einer davon vielfach durchstochen, ein Brausedeckel. Ein Liter Süßwasser reicht! Danke, Caroline! Bild folgt.
So schlimm wie erwartet war es in Saly mit dem Tourismus nicht – es gab in der Tat das eine oder andere schwarz-weiße Pärchen, aber augenfällig war das nicht, ebensowenig die Bemerkung, dass Afrika verjagt worden sei. Die Hotelanlagen waren so afrikanisch oder europäisch wie das Interconti in Nairobi oder anderswo, klar. Afrika lag zwar nicht direkt am Strand, da grillten die Franzosen und Belgier, und nicht einmal das in Massen, aber gleich dahinter begann es, ein fast normales Afrika-Dorf mit Fischerbehausungen, Pirogen am Strand, mit Hochzeitstamtam und muridischen Gottesdiensten. Die Gemüsefrauen freuen sich, wenn man täglich wiederkommt, Brot gibt es in der großen Krimskramsbude gegenüber. Zugegeben, dass wir die Wäsche in einer französisch geleiteten Wäscherei abgeben und gegen kleines Geld waschen lassen konnten, ist sicher dem Tourismus und den vielen Hotels geschuldet. Selbst mein voll gestopfter Seesack wirkte zierlich neben den riesigen Palmblattkörben mit der Hotelwäsche, aber die Gelegenheit war günstig. Finanziell und topografisch.
Die Wäscherin hatte angedeutet, dass es außer dem Supermarché Oasis Midi, downtown Saly, auch in Mbour Supermärkte gebe. Das könnte man ja mal probieren, dachten wir und arrangierten schnell einen Sammelausflug. Taxiverhandlung „on the go“, das kennt der geneigte Leser ja nun schon. Wir nähern uns Mbour, zweitgrößter Fischerhafen des Landes. Auffällig viele Pferdekarren – Caroline tippt auf Araberpferdchen, ich finde, sie sehen ganz schön „maulig“ aus, aber es fehlen die langen Eselsohren.
Und dann trifft uns der schwarzafrikanische Schlag: Riesengewühle auf dem Markt am Fischerhafen. Im Wasser Pirogen jedweder Größe, Pferde ziehen ihre Karren mühselig bis an die Bordwände und lassen sie beladen. Sehr tapfer, die kleinen… Es stinkt streckenweise bestialisch, und so habe ich keine rechte Lust, mir auch noch die Fischräucherei zeigen zu lassen. Wir drängen uns zurück durch die Massen – Menschenmassen, Abfallmassen, Warenmassen. Gemüse wird in Qualitäten verkauft, die ich unbesehen dem Kompost überantworten würde. Hüfthoch liegt der Müll auf einem Haufen, die ortsansässigen Ziegen suchen sich noch die schönsten Leckerbissen heraus. Frauen waschen Salat in undefinierbarer brauner Brühe. In den Seitengassen wird es dank der nahenden Siesta etwas ruhiger, zumal auch das Freitagsgebet die Straßen fegt. Wir horchen eine Weile an einer katholischen Kirche einem Gottesdienst – die ehemals animistischen Sérére dieser Gegend sind christianisiert, im Gegensatz zu den anderen Volksgruppen, die fast ausschließlich islamisch sind. In den staubigen Gassen sitzen nur noch wenige Händlerinnen, wir begucken selbst gebundene Palmstrohbesen, probieren Baobabfrüchte, begucken mysteriös ausschauendes grünes „Couscous“ und kaufen einen kleinen Bissap-Vorrat. Und sind froh, als wir dann durch die Bullenhitze wieder zu unseren Schiffen gekarrt werden. Home sweet home, oder besser: boat sweet boat…