oder: Afrikanischer Rhythmus.
Ist ja alles nicht immer so einfach von Bord aus. Das letzte Stück Brot verschimmelt, es ist brütend heiß und da will noch wer backen? Fleisch gab es aus eher hygienischen Gründen schon seit Tagen nicht mehr, und einkaufen, tjaaa, es ist doch ziemlich heiß… Die Fische, die wollen trotz gleichmäßiger Wassertemperatur zumindest bei uns nicht beißen. PETITE FLEUR hat heute eine Languste gefangen, aufgespießt mit einem normalen Grundhaken. Das hätten wir auch gern, wir würden auch einen Grouper nehmen, so einen wie Len ihn hat(te), wenn er denn bei uns vorbeikäme. Der Grouper, nicht Len. Eine Gasbuddel ist leer. Ein echtes Projekt – mit Adaptern und viel hin und her. Aber wir tragen es mit Fassung, denn es ist wie gesagt heiß, und dagegen hilft nur reduzierte Geschwindigkeit, wir lernen jetzt afrikanischen Rhythmus. Das Lernprogramm beinhaltet zum Beispiel die Contenance zu bewahren , wenn das Gegenüber manchmal gedanklich etwas abschweift und nur still vor sich hin schaut; es ist halt heiß, aber da wiederhole ich mich wohl. Dinge dauern einfach. So war ich mir mit Ceesay und der Gasflaschen-Füllaktion nicht ganz so sicher – wohl, DASS es klappen würde, aber WANN? Gambian time ist nämlich irgendwann – gern auch als GMT bezeichnet, Gambian Maybe Time. Meine Wäsche ist schließlich auch noch nicht zurück, das prägt die Erwartungen. Zur Intensität all der Geduldsspiele trägt bei, dass auch die Wege, die jeweils nach Rom führen, sich uns immer noch hektisch-pragmatisch agierenden Europäern nicht immer selbst erklären. Ich nehme also all meine Geduld und die Gasflaschen und bringe beides hinüber zum Steg und palavere ein bisschen mit Ibrahim, wie das nun vor sich gehen soll. Ein paar leere Gedankenblasen beiderseits eingeschlossen, es ist schließlich heiß, und meine nächste Flasche ist ja erst in 3 Monaten leer – Gelegenheit, sich mit Geduld zu wappnen. Na, dann. Einen ungefähren Preis kann Ceesay nicht nennen, will auch keine Vorschusszahlung, nein, er trägt eine holländische und eine deutsche Flasche zur Befüllstation, off the beaten track. Nach einer Weile kommt Len mit der ersten „Ceesay says“-Nachricht, dass 1100 Dalasi zu entrichten seien, für 2 Flaschen. Also fahre ich hinüber, gebe Ibrahim das Geld und mache auf Afrikanischen Rhythmus – jetzt ist er wieder dran, zurück zum Befüller, zahlen, befüllen. Und noch einmal das gleiche Spiel, Flaschen abholen … Es ist kompliziert, aber es ist eben auch heiß und Dinge dauern, oder hatte ich das schon mal gesagt? Die Hitze zeigt übrigens nicht nur in Gambia ihre Wirkung – die Dakar-Variante des Problems war: „I have 3 bottles and 2 arms only“ – Urs‘ Blick auf diese Reaktion werde ich nicht vergessen. Wir richten uns auf 1, 2 Tage Wartezeit ein.
Wie auch immer: gestern, noch am gleichen Nachmittag, kommt ein Bötchen vorbei, wir greifen schon zur Geldbörse um Geld für einen schönen, frisch geangelten Fisch locker zu machen, den man uns gleich anbieten wird, da tönt es: „Ceesay say: You come!“ Ha, die Flaschen sind da? Das ging ja fixer als gedacht…
Und eben kommt Roy, der Langfahrer vom Nachbarkatamaran gefahren: “ Ceesay say…“ Nein. Roy ist Brite. „Mr. Ceesay says he’s got something for you and asks you to come over…“ Der Benzinkanister ist voll. Es geht Schlag auf Schlag. Man kann sich hier auf nichts verlassen – nicht einmal darauf, dass gut Ding Weile haben will. Afrikanischer Rhythmus. Es haut einen um.