Gambia River, 26.3.2008
…. tja, so ist das nun. Wenn schon in Banjul das Internet nicht ausreichte, um die Website upzudaten, dann ist es hier mitten auf dem Gambia River endgültig vorbei mit Bildern. Und die wären nun endgültig notwendig, denn heute haben wir einen Landausflug gemacht. Wir liegen nördlich von Elephant Island vor dem Dorf Bombale und lassen uns außer von einigen gelegentlich wettstreitenden Moscheen sonst nur von Vögeln und Wasserplätschern beschallen. Alle 6 Stunden drehen die drei Yachten sich um 180° um die Ankerkette, wenn der Tidenstrom, der hier noch läuft, kentert, aber das Wasser ist schon so brackig, dass wir unser Trinkwasser nur noch mit ganz geringem Druck machen, und demnächst ist dann Schicht mit „Wassermachen“.
Vom Pirogenanleger – „… hello, what is your name?!“ – spazieren wir ins Dorf. Zunächst kommen uns drei freundliche junge Männer entgegen, man tauscht die üblichen Höflichkeitsformeln („…where are you from“ etc.) aus, Kabira stellt sich bald als der Hilfslehrer heraus. Und dann rollt die Lawine. Aus allen Ecken des Dorfes kommen sie, Mandinkakinder aller Altersklassen, und Caroline wird irgendwann fragen, ob ich vielleicht noch ein paar Finger für weitere klebrige, kleine Afrikanerhände frei hätte, aber meine zehn waren alle besetzt, mehrfach. Wir haben den Eindruck, dass jeder mal anfassen und testen will, ob wir abfärben oder nicht, zumindest macht es richtig was her, wenn man so einen weißen Finger erwischt hat und die anderen nicht, und je klebriger die Pfoten, umso anhänglicher sind deren Besitzer. Wie ein Karnevalsumzug ziehen wir durch’s Dorf, ein Riesen-Gequackel und -Gelache, vorbei an der Mühlstation (Rotary International), der nur monatlich mal besetzten Krankenstation (UNICEF), am gruseligen Dorfbrunnen
(Gambia River pur, grrr…); unter einem Zelt hat ein Schmied ein Feuer entfacht, das ein Gehilfe mit einem Ziegenleder-Blasebalg in Gang hält, und treibt das glühende Ende einer Grabaxt in den Axtstiel. Frauen stampfen Kassava, und der „Headmaster“ – heute ist keine Schule – liegt wie manch anderer Mann im Schatten und döst. Nein, es ist keine Afrikaausstellung in einem Museum, und die bestaunten Zootiere sind wir. Das ist das ganz normale Leben in Bombale. Unter viel Geschrei wird fotografiert, haufenweise Kinder, einzeln und gern auch gruppenweise, mit Faxenmachen oder ganz ernsthaft, und dann unter Gekicher und Gekreische das Ergebnis auf dem Display der Digitalkameras angeguckt – da muss man dann natürlich mit den Fingern (Zustand siehe oben) drauf tippen… Ah, je…
Natürlich gucken wir die Schule an, die Kinder schleifen uns durch die Gegend, jeder will uns einen Mangobaum, einen Silk-Cotton-Tree, einen Cashewbaum zeigen. Aus der bereits bekannten Gebraucht-T-Shirtsammlung – bei Mädchen sieht man das nicht so, weil sie meist ein Mini-Geschwister im Tuch auf dem Rücken tragen! – sind bei den Jungs die Fußballershirts besonders beliebt, es kommen auch zaghafte Wunschäußerungen nach vielleicht einem Fussball?!… Etoo gibt es gleich mehrfach und „Robinho“ und „Rooney“ (was für ein zarter Rooney ! ) schleppen mich vorab zum Schulgarten, wo ich schon mal über den Zaun gucken kann, während der Rest der Seglerfamiiie sich noch in das Besucherbuch einträgt. Im Schulzimmer der „grade3“, äußerst bescheiden, hängt ein großer Gießplan, morgens und abends wird reihum gegossen, und was gut gedeiht, geht in den Schulspeisungstopf bzw. wird im Dorf verkauft, so dass bare Münze wieder Schulmaterial ergeben kann. Das erklärt uns Kabira, als er mit dem Schlüssel – mehr eine psychologische Sperre! – das Gartentor für uns aufschließt. Kassava, Zwiebeln, Tomaten, Süßkartoffel, eine Kohlart in einer Abgrenzung ais Agaven – viel gibt es nicht, aber dass liebevoll gewässert wird, sieht man und es wird auch gleich noch vorgeführt. Das Wasser -natürlich aus dem Fluss – kommt aus einer Pumpe von Pumpen-Boese in Peine. Wir leeren lieber unsere mitgebrachte Flasche mit AKKA-Wasser und kriegen gleich einen Mandinka-Sprachkurs: Jio, Wasser! Sehr wichtig, für alle hier. Für
uns besonders, die wir das gerade hineingekippte Wasser gleich wieder durch die Poren nach drau?en schicken.
Auf dem Rückweg wieder vorbei an den Tischen unter großen Bäumen, wo Dorffrauen Tomaten, Zwiebeln und Erdn?sse aus eigener Produktion feilbieten. Die Zwiebeln sind mir hochwillkommen. Urs erwirbt noch ein großes Bündel Blattgemüse – in Serakunda wurde uns das als „Süßkartoffelblätter“ beschrieben, und nach einer Probesuppe auf der Petite Fleur werden die Restbestände brüderlich auf den anderen Schiffen verteilt. Und da der Fischer, den Len uns nachmittags mit einem Grouper vorbeischicken will, unser Schiff irgendwie verpasst, gibt es zum Abendbrot Rührei mit Blattgemüse mit Erdnuss, Chili, Zwiebeln und Knoblauch zubereitet – Süßkartoffelspinat „Bombale“.