Bird Island / Gambia River, 30.3.2008
Nicht mühsam, aber langsam bewegen wir uns den Gambia River hinauf. Hatten wir in Bombale auf einem engen Seitenarm des Gambia geankert, erweiterte sich der Fluss gleich hinter Elephant Island auf „friesische“ Weiten, es fehlten lediglich die Schwarzbunten. Nun gut, es waren auch keine Weiden hinter den etwas spärlicher werdenden Mangroven,, sondern Reisfelder, aber die Fliegen ähneln sich verblüffend: dort Bremsen, hier Tsetse… Das Wetter ist zunehmend windstill und diesig, das Licht entsprechend gebrochen, die großen Wasserflächen liegen spiegelglatt im heißen Dunst. In den Morgenstunden fahren wir jeweils ein Stückchen weiter, bis zum Kentern der Tide, und ankern dann. Dinghytour an den Mangroven entlang, Flussadler und Kingfisher bestaunen, und ab und zu mal in einen kleinen Seitencreek hineinsteuern. Es ist gespenstisch still, nicht nur in den heißen Stunden, sondern den ganzen Tag über. Und es ist leer – nur ab und zu quert mal eine Piroge mit einem Fischer unseren Weg und lässt ein Treibnetz stromabwärts driften. Schall trägt meilenweit – wenn es denn Schallquellen gibt. Die Stille ist ohrenbetäubend und man mag gar nicht seinen Außenborder anwerfen. So staken wir denn mit den Paddeln durchs knietiefe Wasser oder lassen uns mit der Strömung um Bird Island treiben. Auf dem Nordufer erheben sich schon den ganzen Tag Rauchschwaden hinter der Uferböschung – Bauern brennen den Unterwuchs ab, um ein neues Reisfeld anzulegen.
Zurück an Bord lassen wir uns ermattet im Cockpit nieder und üben „Schwitzen“… Sehr erfolgreich! Dann ein leiser Funkspruch, Urs: „PETITE FLEUR hat gerade ein Hippo gesichtet!“ Tatsächlich – alle paar Minuten taucht 200 m vor den Schweizern ein Kopf aus dem Wasser, ein Flusspferd auf dem Weg vom Südufer zur Insel. Das hätten wir nicht gedacht, dass die solche Strecken zurücklegen… Wenn wir hier baden, dann paddeln wir im Bereich der Heckplattform gegen den Strom. Richtiges Schwimmen fällt aus – man kühlt zwar ein bisschen ab im 30 Grad warmen Fluss, aber der Strom ist stark und jede Anstrengung lässt einen nachher umso mehr schwitzen. Also starren wir vom Vorschiff in den Dunst und schauen dem Hippo zu, dass auch zu „baden“ scheint: mal hin, mal her. Dann geht die Sonne unter, wir ziehen uns zurück und das Moskitonetz über das Cockpit. Ein paar Mücken sirren, in der Ferne ein paar Zikaden, und ab und zu plätschert es… Ein Fisch? Ein Hippo, das mit dem Schwanz wirbelt? Es schnauft. Ganz klar – ganz kurz füllt dieses laute, heisere abgehackte Hippogeräusch – so eine Art Schnarch-Bellen – die Luft. Gleich ist es wieder still, aber leer ist es gewiss nicht. Irgendwo da draußen im Dunkeln ist ein Flusspferd…