…. sagte Caroline gestern abend, indonesisch für „süße Träume“. Wir wünschen uns immer sehr zivilisiert eine gute Nacht, meist über Funk, und ich habe mich schon gut an diese Rituale gewöhnt, so richtig mit „over and out“, aber manchmal habe ich den etwas ungebührlichen Impuls, mir einen Jux daraus zu machen, und es rutscht mir ein „Gute Nacht, Mary-Ellen“…“ – „Gute Nacht, John-Boy“ heraus. Gemein, die AKKA ist eine wirklich unwirtliche kleine Insel ;).
„Mimpi manis“, das war, als wir nach dem Abendessen die Lamin Lodge verließen – Caroline und Urs hatten die ganze kleine Flotille zur Feier der Rückkunft an der Gambiamündung eingeladen, wir hatten Schlammaustern in Zitrone, scharfe afrikanische Gemüsesuppe und Fisch und Hähnchen und Filetsteaks auftischen lassen, sehr lecker und sehr bequem. Endlich musste man mal nicht schweren Gedanken nachhängen, wie man aus den Trockenvorräten und Konserven etwas Appetitliches zubereiten könnte. Zumindest kulinarisch hat unsere Langfahrt jetzt richtig begonnen: wir haben Kartoffelbrei aus der Tüte gegessen und Gerichte mit Corned Beef zubereitet, letzteres sogar als Wurstersatz eingesetzt. Mit sauren Gurken. Wenn das kein Zeichen ist, dass wir wirklich unterwegs sind.
In der Lamin Lodge sind wir jetzt nicht mehr ganz so weit vom Schuss – sprich: von der Pipeline Avenue mit den beiden Supermärkten und dem Serakunda-Markt – weg, aber doch weit genug, dass es ringsum noch sehr still ist, auch wenn man ganz in der Ferne schon Zivilationsgeräusche wummern hört, wenn man nur genau genug lauscht. Das gab es nun wochenlang nicht. Die Lodge selbst ist sehenswert schlicht und grob aus Holz gezimmert, mit nach allen Seiten offenen Luken, durch die der Wind streicht (kühl für unser upriver-Gefühl!). Mangroven, wohin das Auge blickt. Und dennoch: nach 3 Wochen fast ohne andere Yachtbegegnungen – bis auf 2 Katamarane und einen Einrumpfer!- empfinden wir es hier mit 10, meist unbelebten Booten als voll. Wir werden heute mal testen, was Lamin zu bieten hat, ich würde nämlich gern einen hübschen Vorrat Mangos einmachen und frisches Obst und Gemüse wären sehr gut. Die jeweils 25 Mangos, die wir auf Kiia Island einem (illegalen?!) Malinesen in seinem Mangogärtchen abgekauft haben, wurden zwar auf den anderen Schiffen zu schönen Sachen verabreitet, nämlich Konfitüre (Caroline, extrem lecker, mit Bissap-Saft!) und Mango-Chutney (Janna, muss auch lecker gewesen sein, denn sie haben den Vorrat gleich vernichtet), die AKKAnauten haben sich eine Woche an den rohen Früchten gütlich getan oder Mango-Zwiebelsalat serviert. Noch drei Früchte, da lohnt sich eine Einkochorgie nicht mehr. Inzwischen ist die Liste der Wunschartikel vom Supermarkt lang geworden – Fleisch zum
Einkochen, Obstkonserven (!!), mehr Kichererbsen und Tahin für selbst gemachtes Hummus, Vollkornmehl und Weizenkörner für’s Brot, und Butter, damit die Shortbreadvorräte immer aufgestockt werden können; außerdem die Testergebnisse korrigieren – das Müsli vom Araber war nämlich im Gegensatz zu dem vom Inder muffig, dfür gibt es dort gutes Rindfleisch und Kaffee, der den Langfahrttest bestanden hat – liebe Leser, Ihr wisst gar nicht, wie gut Ihr es in Euren SPAR-EDEKA-REAL-Paradiesen habt. Ich träume vom PLUS-Markt, vom „KAISERS“ oder LIDL in Harburg, wer hätte das gedacht. Das sind meine süßen Träume, und dazu kommen noch ein paar unerfüllbare. Ein Buchladen, ein Zeitungskiosk. MARE-Hefte, eine aktuelle ZEIT oder ein frischer SPIEGEL. VIELLEICHT ja in Salvador… Weiter träumen…