Zwei Achsen und ne Hochzeit

Der Südatlantik ist doch immer für eine Überraschung gut, oder grollt uns Neptun nun doch, weil wir für ihn eben kein Gedeck aufgelegt, geschweige denn Festtagsgewänder angelegt hatten, als wir neulichst den Äquator überschritten?! Dass die ITCZ mit uns nach Süden durchsackt, dessen waren wir uns ja bewusst, aber der vermaledeite Südostpassat will und will sich nicht einstellen, obwohl wir zwischenzeitlich an die 20 Stunden segeln konnten, mit merkwürdigem Nordostwind, aber das ist auch schon wieder Geschichte. Ich starre auf die Gribfiles und rätsele daran herum – und so richtig reimt sich das alles nicht. Die Windrichtungen stimmen mit der Wirklichkeit nicht überein, wenn man denn überhaupt eine feststellen kann, Petite Fleur berichtet über Funk über neue Wolkenfelder im Süden. Mich lässt das Gef?hl nicht los, dass wir immer noch mitten drin stecken, in der Konvergenzzone, und drum hole ich mir heute noch einmal die „discussion“ für den Tropischen Atlantik… Helfen tut es ja nix, aber nun wissen wir es: Schlau getimet, unsere Überquerung! Wir haben uns just die Stelle ausgesucht, wo Neptun eine zweite Achse der Konvergenzzone hingeschoben hat. Doppelte Achse, doppelter Genuss. Andreas freut sich schon auf den nächsten Ölwechsel, seit dem letzten ist schon lange Zeit vergangen. 16 Tage, genauer gesagt.

Überraschende Begegnungen gibt es hier auch. Nicht so sehr dass wir überrascht wären, dass sich uns Berufsverkehr in den Weg schiebt, aber manchmal ist es auch spannend. Das AIS sagt: 0,3 Meilen Passierabstand. Bisschen knapp denkt sich die Steuerfrau und fängt mal an zu funken. Per DSC – und kriegt unter der MMSI-Nummer auch gleich eine Rufbestätigung, nur dass auf dem gewünschten Kanal „niemand zu Hause“ zu sein scheint. Nächster Versuch, anderer Kanal, gleiches Spiel. Kanal 16 – da muss doch jemand sein?! Ich rufe Len an, der 1,5 Meilen neben uns liegt: „…probier Du doch mal!“ Nichts. Wir entscheiden uns für den Notausgang und mein CPA (der „closest point of approach“) wächst auch gleich auf 2 Meilen an, prima. Nur der von der Present nicht – der rutscht auf Anklopfnähe. Motor an und Fluchtweg gesucht. Und dann: ah! Das Funkgerät piept, Rückruf auf Kanal 6. Gebrochenes Englisch, das Gähnen schwach unterdrückt – eine kratzige Stimme fragt nach unserem Begehr und was er zur Klärung der Situation beitragen kann. Zu spät, wir haben uns schon verpisst – der Present-Eigner ist ein bisschen ungnädig. Bleibt die Frage, was das war: Ein Penner am Steuer? Kleines Päuschen in der Messe, „mol ’n lüttjen kreegen“? Oder vielleicht beides?? Ohne Wache geht es einfach nicht, zumindest nicht auf unserem Schiff. Dem anderen würde es ja nichts ausmachen, wenn wir dagegen rummeln…

Und dann noch eine Überraschung, die der Südatlantik für uns bereit hatte, eine sehr erfreuliche. Eine Mail von den „Müllers von der Ostsee“, zu buchen unter Familiennachrichten.
Liebe Eva, lieber Daniel – viele herzliche Grüße aus tropischer Nacht an die Lübecker Bucht. Wir zweigen ein paar Grad Temperatur ab und schicken Euch die allerwärmsten Wünsche für’s Eheleben! Um beim Stil der kitschigen Seestücke zu bleiben: Allzeit gute Fahrt durch den gemeinsamen Alltag. Wir wünschen Euch stets ruhigen Seegang bei frischem Wind und ausreichend Schaumkrönchen für anhaltenden Spaß, wie auch immer Ihr das gebacken kriegt. Und nicht zu vergessen: immer eine Handbreit Verständnis und Geduld unter dem Kiel! Kurz: wir wünschen Euch ALLES Gute. Wir hätten Euch gern hier zwischen uns, die PRESENT und die AKKA!

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