oder:
€¦. wie auf dem Campingplatz isses hier, sagt der Eigner.
Stimmt. Ein bisschen wenigstens, und das ist gewöhnungsbedürftig. Zum ersten Mal seit ein paar Monaten liegen wir wieder an einem Steg, sozusagen mitten zwischen die Leut€™, aber eigentlich gibt es wenig Unterschiede zwischen hier und der guten alten Paulsen-Brücke in Arnis. Wesentlich vielleicht, dass hier zwar Stromsteckdosen liegen, aber kein Strom fließt. Immerhin gibt es Wasser (mit mächtig viel Chlor), und damit kann ich endlich die Wäsche selber waschen – die Marina-Wäscherin, so nett sie ist, war extrem teuer und das Ergebnis lausig. Dreck noch drin, nur die Seifenpulverreste, die sind neu. Es wird ein paar Tage dauern, bis mein Maschinchen sich da durchgefressen hat und hoffentlich kriege ich keine Sehnenscheidenentzündung vom Wringen, aber das hatten wir in diesem Blog ja schon mehrfach. Vor Anker war das Waschen einfach nicht möglich – für so viel Wasser aus dem Wassermacher reichen unsere Solarpaneele einfach nicht, und die Waschmschine verbraucht ja auch ein bisschen. Also bin ich es zufrieden mit dem neuen Liegeplatz, der auch nicht so exorbitant viel kostet.
Es war nicht einfach hierher zu gelangen, die paar hundert Meter Richtung Ufer, nachdem wir ja drei volle Wochen im Fluss rumgedümpelt waren; mir wird gerade bewusst, dass dieser Zeitraum schon einen fetten europäischen Urlaubszeitrahmen abgibt – was für ein Privileg, über so viel Zeit verfügen zu können.
Vorgestern hatten wir uns auf ein Anlegemanöver geeinigt – am Steg MIT Strom, mit der Nase gegen Wind und Strom, sehr bequem, die meisten Vorbereitungen waren getroffen, der Heckanker angeschlagen etc., und wir wollten in die Lücke neben „Bluesong€ schlüpfen – die kleine Steganlage füllt sich nämlich zunehmend; wir würden ganz außen liegen, Bluesong ist ohnehin nicht besetzt, also ist es ruhig, alles sehr passend. Das Wetter war saumäßig, und so saßen wir statt zu verholen mit Len und Janna im Cockpit, schlürften Sonntagskaffee und test-aßen selbstgebackene Hafermehlkekse (€€¦not worth repeating!€), gingen gegen Sonnenuntergang und bei einsetzenden Böen zu Wein und Kofta über, schmiedeten Traum-Pläne von der Magellanstraße und argentinischen Steakorgien und wetterten auf diese Weise wolkenbruchartige Regenfälle ab. Len guckte ein bisschen verwirrt ins Dunkle, seine Present hatte er noch nicht so aus der Ferne tanzen sehen, dafür dachte er immer, dass WIR wie die Wilden am Anker reißen€¦ Das Wetter wird nicht besser, also gab es abschließend noch eine aus dem Ärmel geschüttelte (sollte heißen: aus dem Weckglas geschüttete!) Hühner-Curry-Reissuppe mit zuviel Ingwer, bis denn überhaupt dasWetter ein Übersetzen der beiden Presenter auf ihr Schiff erlaubte. Das war also nix mit dem Verholen, aber es war ein feiner Sonntagnachmittag. Kaum waren wir am gestrigen Montag fertig mit den endgültigen Vorbereitungen, bemerkt mein Schiffer trocken: „€¦ das war€™s dann!€ und meint die kleine amerikanische Ketch, die gerade mit Schwung in die von uns angepeilte Lücke fuhr. Hmh. Philippe, der Besitzer dieser Anlage überführt gerade ein Schiff nach La Rochelle – wir vermuten ihn auf den Azoren, keine Chance, Vorrechte zu klären, die es ohnehin nicht gibt: Wer zuerst kommt, murt zuerst. Also auf ein Neues – ein ähnlicher Platz ist am zweiten Steg, eben dem ohne Strom, verfügbar. Tja, und da halten wir heute drauf zu, als wir von frenetischen Winkern empfangen werden – besetzt, reserviert, was weiß ich€¦
Wir ankern neu – leichte Missstimmung – und genehmigen uns erst einmal ein schickes Auswärtsessen in der Dorfstraße; 10 Reais für zweimal Reis und Bohnen und Tapioka und geschmortes Rindfleisch und Hähnchen, da kann man nicht meckern, zumal es auch noch gut schmeckt. Die Dorffrauen freut es eh€™, wenn wir kommen.
Auf dem Rückweg stehen wir eine Weile vor der diagonal liegenden Yacht gleich neben Alberts Riesenkatamaran Imagine, und nach zwei beherzten Handgriffen für ein bisschen Leinenführungskosmetik tut sich plötzlich eine Lücke für uns auf. Zwar ein bisschen blöd anzusteuern, rückwarts im Strom mit Seitenwind, eine obskure Mooringboje muss gefischt werden, aber irgendwie muss es gehen. Der Chef war ein bisschen angespannt, aber: www.manoevertraing.de €¦
Nachbarn aus der Welsch-Schweiz und dem Frankenland gingen ein bisschen zur Hand und – es ging. Hilmar, Du wärest stolz auf uns, auf Andreas, gewesen! Und so gibt es denn in nächster Zeit Nachrichten vom Campingplatz. Mit Würzburg, werden noch eine Flasche Roten leeren, das ist schon abgemacht, dem britischen Einhänder im fortgeschrittenen Rentenalter hätten wir den Platz heute früh ungern streitig gemacht und ansonsten scheinen wir mal wieder in Frankreich gelandet zu sein, mit ein bisschen Argentinien und Uruguay durchmischt. Alors! Vive la internationale des voiliers!