Land unter

Es regnet, und es hört nicht auf. Was hatten wir auch anderes erwartet – nichts, wir wollten ja eigentlich ein bisschen später, nämlich nach dem Besuch der Kapverden hier ankommen, aber nun genießen wir, dass die gewaschene Bettwäsche tagelang nachgespült wird. Petite Fleur, die am Wochenende aus Natal angeschippert kamen (nur 26 Stunden, gegen den Strom! Chapeau!) konnte innerhalb weniger Minuten 130 Liter Regenwasser in den Tank füllen, dank eines neuen, genialen Sonnen-Regenauffangsegels. Eine neue Version des AKKA-Segels ist schon projektiert ;). Es ist gewiss so, dass Regenwasser im Tank eher umschl?gt als selbst gemachtes oder chloriertes Leitungswasser, aber bei ausreichendem Durchsatz ist es DIE Alternative – es spart nämlich Strom, und der ist in Wolkenbruchzeiten eher rar. Allein der Windgenerator kann uns versorgen, und der kriegt auch nur in dicken Böen ausreichend „Drehzahl“…

Vorgestern gab es die erste Landpartie, nach Recife. Das waren 2 mal 2 Stunden „portagnol“ oder „espagues“ mit Jorge, dem Taxifahrer. Eine trübe Fahrt, durch den Regen, vorbei an Erdrutschen, aufgelassenen Zucker- und mülmenden Papierfabriken – in ersteren wird der Alkohol für Leib und Auto gebrannt, in letzteren der Regenwald verfeuert. Und so sieht die Landschaft auch aus; Magdeburger Börde, ganz in Zuckerrohr. Naja, streckenweise jedenfalls. Große Bäume und Rest-Urwaldflecken lassen ahnen, wie es hier mal aussah. Lianen hängen von den Bäumen, ich meine sogar einen Panther zu erspähen, aber das war wohl Halluzination. Die ersten Kilometer in Pernambuco – was für Namen! Recife, Pernambuco… davon habe ich als Kind von geträumt, und nun bin ich hier! – sind wirklich schlechte Wegstrecke, in Goiana sehen wir die ersten Lehmhäuser. Vielleicht verhilft der graue Himmel ja zum wahren Blick auf das, was man vielleicht im Sonnenschein noch als Idylle wahrnehmen würde. Es gibt massive Erosionsfelder zu sehen und da, wo oben auf den Hügeln Favela-Hütten dicht an dicht stehen, wird der rutschende Abhang mit Plastikplane vor dem Regen geschützt – sonst gäbe es eine ungebremste, kollektive Talfahrt. In Recife steht das Wasser knietief, „muito agua, muito problema“ sagt Jorge.

Der Zweck der Reise war ebenso trübe wie das Wetter: Andreas zum Flughafen in Recife schaffen. Mutter geht es nicht so gut, und so ist ein Deutschlandurlaub angesagt. Das ist nun die Situation, die kein
Langfahrtsegler will, aber alle fürchten, zumindest die mit Familie in der Heimat.
Muito agua, muito problema, auch stimmungsmäßig, aber wir lassen uns nicht „landunter“ kriegen…