Lachen mit Dalila

Recife, 8.8.2008

Fast haben wir Recife schon hinter uns. Schoen war s… Schon morgens frueh war es schoen: ab halb sieben pfiff jemand etwas atonal und abwesend vor sich hin, so wie jemand, der sich die Zeit vertreibt. So ungefaehr ab sieben wurde dann schon mal `bom dia´gekraeht, zuerst leise, dann fordernder. Dalila. Wohnt hier im Hof, hier, das ist die Pousada Casuarinas im feinen Stadtteil Boa Viagem. Wir haben die Reise ein bisschen `posh`angefangen – die Zeit in Jacaré reichte nur noch fuer eine Taxifahrt nach Recife, statt Bus , und das Hotel hatten wir am Morgen erst im Internet ausfindig gemacht, und da die Jugendherberge sich nicht gemeldet hat… Ein bisschen ueber unserem angepeilten Preislevel (nur ein bisschen!), aber es gefaellt uns so gut, dass wir statt 2 gleich 4 Naechte hier geblieben sind.
Mitten im Stadtteil, Bushaltestelle, Supermarkt, Restaurants in Laufentfernung – auch nachts, sehr angenehm. Und noch viel angenehmer ist: Ruhe im Verkehrsgewuehl, dicht begruenter Innenhof mit eben Casuarinen, wir baumeln auf dem Balkon in der Haengematte und gucken auf Schildkroeten, die Haushund-Mama, Schlingpflanzen und besagte Dalila hinab, die 15-jaehrige Blaustirnamazone. Und wenn es der zu langweilig wird. bellt sie mal ’ne Runde. Und wenn sie gebellt hat, dann lacht alles. Und wenn alles lacht, dann lacht sie mit. Ein Selbstlaeufer… Wir koennten uns wegschmeissen ; es ist derartig komisch. Leider wird und wird der langjaehrige Antrag auf einen Blaustirnamazonenmann aus der Beschlagnahmen der Naturschutzbehoerde nicht bewilligt. Das waere bestimmt nett…

Wir haben natuerlich nicht nur in der Haengematte gebaumelt, aber die Flugbuchung nach Manaus nahm ein schoenes Stueck Zeit in Anspruch, zwischendurch kackte auch der Geldautomat ab, dem wir gern 2400 Reais entlockt haetten, und dazu regnete es in Stroemen. Dafuer war der heutige Tag in Olinda allen Erwartungen zum Trotz wunderbar – wenn uns auch der tiefere Sinn hinter dieser Kirchenanhaeufung nicht ganz eingeht, es ist rein optisch sehenswert und geschichtlich auch und dann wurde der Besuch gekroent von einem i-Tuepfelchen namens Mamulengo. Eine Puppenmuseum. Theaterpuppen, Marionetten. Grausige Szenen von der Ankunft der Raeuberbande beim ‚Coronel‘. Huh! Das muesste man mal in Aktion sehen. Ich war zufrieden. Und zurueck in Recife kriegte der Chef auch noch seinen Teil: Lokomotiven gucken, vor dem Bahnhof Recife. Besonders schoen ein Henschel&Sohn-Monster von 1952, so eine Art 2-in-1-Lokomotive. Wir haben lange geraetselt, wie die um die Kurve faehrt. Abschliessend ein Kaffee an der Praça de Independença, und das war dann wieder mehr fuer mich, weil der Tischnachbar mich in einen portugiesischen Wortschwall huellte – Deutsche in Recife, Zeppelin-Station 1930, Deutsche U-Boote, detusche Einwanderer vor und nach dem Krieg, US-Agenten, brasilianische Politik… kam alles vor. Ich konnte kaum was sagen, aber es war ohnehin kaum eine Gespraechspause… Schade, solche Unterhaltungen muesste man richtig fuehren koennen.

Wie Recife sonst so ist, dazu vielleicht spaeter mehr. Jetzt geht es in die Falle – morgen um 5 holt uns das Taxi zum Flug nach Manaus via Brasilia. Kleiner Umweg…

Demnaechst also was vom Amazonas. Ich werde gleich Dalila noch was davon erzaehlen – vielleicht lacht sie ja nochmal…