Storebay/Tobago, 7.2.2009
Langsam geht unsere Zeit auf Tobago ihrem Ende entgegen – zum Ende der Woche müssen wir erstmalig unsere Aufenthaltsgenehmigung verlängern lassen, die auf 30 Tage begrenzt ist, und das nehmen wir gleich zum Anlass, aus Tobago auszuchecken und in die ungleich schmutzigeren Gewässer von Chaguaramas auf Trinidad hinüberzuschippern.
Wir hatten eine wirklich nette Woche – die beiden deutschen Boote, die am letzten Wochenende nach Storebay gekommen waren, sorgten nicht nur für Bücher- und DVD-Tauschgelegenheiten, sondern auch für kurzweilige Abende, mal in der Eckkneipe direkt unter dem Reggaelautsprecher, mal bei uns, oder auf der SOLEIL, einer kleinen 10 m Reinke aus Alu; 2 Nordlichter, 2 Franken, 2 Thüringer. Und erstmalig bot sich auch die Gelegenheit für DEN Yachtie-Gesprächsstoff berhaupt – Einkochen, Brotbacken, Motoren-
oder Riggkram, das ist ja sowieso meist dabei, aber nun: ein längerer Austausch über die Klos, muffelnde Abwasserschläuche, verstopfte Leitungen, überlaufende Fäkalientanks und andere appetitliche Dinge. Was für ein schönes Thema zum Carib-Bier! Alle drei Parteien – LIV, SOLEIL und AKKA – konnten ihren Teil beisteuern, und wir mussten lachen, dass wir uns an diesem Langfahrtklassiker so spontan und reichhaltig beteiligen konnten.
Da sowohl LIV – 40 Jahre alter Stahlbau mit klassischen Linien, eine „Fränkin“, aber gebaut in Lübeck – als auch die SOLEIL gerade erst von den Kapverden angekommen waren, hatten sie auch noch „AKKAs delight“ an Bord und reichten es uns weiter: SPIEGEL, GEO und Co. Sensationeller Genuss. Wir versuchten im Gegenzug die vier davon zu überzeugen, dass über die Erinnerung an eine allzu miserable Atlantikpassage, nämlich 3 Wochen „Waschmaschine“, mit Damage aller Art samt Platzwunde…,(See-)Gras wachsen
wird und nach einiger Zeit auch wieder ausreichend Mut für die Weiterfahrt in den Pazifik vorhanden sein wird. Zur Zeit war der Tenor noch mehr auf „…wenn Atlantik für Anfänger ist, dann brauche ich den Teil für Fortgeschrittene nicht mehr!“. Die Armen. Wir haben halt auf beiden Reisen und bisher überhaupt Glück mit dem Wetter gehabt.
Heute sind die beiden losgefahren, um sich langsam in den Nordosten der Insel vorzuarbeiten. Ich muss mir neue Ziele suchen für meine Schwimmauasflüge, die in den letzten Tagen gern mit einer aufgeblasenen ZipLoc-Tüte mit Büchern, DVDs o.ä. stattfanden. MAYFLOWER bietet sich an – 2 ältere Schweden auf einer Hallberg Rassy 46, die uns bestimmt einiges zum Pazifik zu erzählen haben; die waren nämlich schon da. So etwas erfährt man im vorbeikraulen. Schön in so einem bunt gemischten Ankerfeld zu liegen
– wir hatten es zwar zuerst genossen, auf dem einzig bewohnten Schiff (von insgesmat vieren!) zu sein, aber der Kontakt zu den anderen (mittlerweile 14!) macht auch Spaß. Norwegen, Dänemark, Südafrika, Kanada – alles vertreten. Wir werden uns wahrscheinlich richtig losreissen müssen…