Seelöwen

Chaguaramas, 7.3.2009

Wir liegen noch immer an der Mooringboje, und das liegt an den Seelöwen.
Wir beiden bellen uns die Seele aus dem Leib – irgendwie müssen wir uns in den Karnevalsmassen einen sehr ausdauernden Bronchialgast geholt haben, zunächst Andreas, der den Infekt mit einer geschickten Motorhilfsaktion bei Bernd „Orexis“ zu wecken wusste; schweissnasses Hemd und danach ein längerer Spionagespaziergang auf dem Schiffslagerplatz („… man muss ja gucken, was andere so machen!“) kommt schlecht. Ich ahnte schon, dass ich nicht ungeschoren davonkommen würde, auch unsere schwedischer Nachbar hat so was, und mir hat wohl die unterkühlte Shopping Mall den Rest gegeben. Also fassen wir uns in Geduld und gehen wohl erst Anfang der kommenden Woche aus dem Wasser. Gut Ding will Weile haben, die Ankerkette ist ja auch noch nicht in Sicht und die Pakete aus Deutschland schon gar nicht. Gestern – Christian schrieb, dass die Sendungsverfolgung die Ankunft der Pakete in T&T verzeichnet – war ich mal vorsichtig bei unserer Lageradresse, nämlich dem hiesigen Zöllner, aber da war noch nichts zu sehen oder zu hören. Geduld…
Die „freie“ Zeit bleibt natürlich nicht ungenutzt – vor ein paar Tagen haben wir ein neues Dinghy erworben, nachdem das sicher fein für Nordwesteuropa-geeignete PVC Bötchen von YAMAHA nach und nach den Halt verliert. Da hilft auch mein selbst genähtes Dinghykleid nichts – zum Beispiel drohen, hätten wir nicht mittels einer sehr hübsch anzuschauenden Hilfsleine vorgesorgt, die beiden Schlauchwülste auseinanderzuklappen, wodurch das Heckbrett samt Motor bei flotter Fahrt nach hinten wegkippt. Sehr vertrauenerweckend, wobei unser Motor ja bekanntlich nicht weiß, was „flott“ heißt… Man könnte das Ganze zwar kleben, aber die Langzeitprognose ist so ungünstig wie die Gelegenheit zum Kauf gut war.
Die Aktion trägt zu unseren Erfolgschancen beim Wettbewerb „Unser Schiff soll hässlicher werden“ bei, das neue Beiboot hat nämlich einen Alurumpf und wird daher auf dem Vorschiff liegen müssen, wenn wir auf See sind, wie bei so vielen anderen Schiffen auch, ich finde es trotzdem scheusslich und unpraktisch. Den Vogel für den o.a. Wettbewerb schießt aber die Konstruktion ab, die Andreas für das frisch erworbene,
zusätzliche Solarpanel erdacht hat. Wir haben seit Brasilien nachgedacht, „ob“ und „wohin“, nun ist es soweit – wir kriegen das, was die meisten auch haben, einen Träger am Heck. Pfui. Ich kann dankbar dafür sein, dass Andreas so ein findiger und sorgfältiger Konstrukteur ist, der auch die Optik nicht ausser Acht lässt – was sich andere Leute in dieser Hinsicht haben einfallen lassen, kann einem die Schuhe ausziehen und nahm mich immer gegen diese Lösung ein. Es wird sich zeigen. Im wahrsten Sinne des Wortes, aber dafür können wir dann Wasser machen, ohne den lärmigen Diesel anzuwerfen. Es reicht ja, wenn wir bellen wie die Seelöwen…

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