Funkloch

Playa El Yaque / Blanquilla, 17.10.2009

Haarscharf sind wir einer längeren Funkstille entkommen, wenn da nicht die freundliche Seglergemeinschaft an der Playa El Yaque wäre. Gestern früh hatte Hans von der KAMIROS gebeten, doch in seinem Namen ein Mail zu verschicken, klar, machen wir doch gern – auf KAMIROS ist es noch ein bisschen hin, bis die Funkanlage richtig läuft und die kurze Mail ist schnell weg. Aber während ich die Wetternachrichten hochlade, war plötzlich „Schicht“ beim Pactormodem – alle LEDs aus, keinen Mucks gibt das Gerät von sich. Einfach so. Und ein bisschen „elektrisch“ hat es auch gestunken, aber ob das nun immer so war!? Wir halten ja nicht unbedingt dauernd die Nase an die Rückseite unserer Elektronik… Auch der herbeigerufene Bordingenieur steht etwas ratlos vor dem Komapatienten.
Während ich mir so meine Gedanken mache, woher nun Ersatz kommt (Curacao?!), schlimmer noch: woher ganz akut das Wetter kommen wird (Hugos Funkwetternetz, Intermar und dann noch schöne, unleserliche Wetterfaxe die nächtens aus New Orleans kommen, *gähn*!), wer eine „Nix-geht-mehr“-Nachricht in den Blog stellen könnte (Benjamin!) bereite ich schon mal eine Mail auf USB-Stick nach Aurich vor (die „wie sag ich’s meiner Familie“-Nachricht könnte nun die SOLEIL verschicken…) Aber es ist wie überall, der Alltag geht weiter, auch mit kleinen Ärgernissen wie diesem, ich knete einen Hefeteig (für Nussschnecken) und während der ruht, schnorcheln wir ausdauernd (dem Hefeteig wird mittlerweile ein bisschen zu warm!), aber wir machen schöne Bilder und finden gleich um die Ecke DIE sensationelle Korallenlandschaft.
So besänftigt, wird dann der für 16 Uhr anberaumte Strand-Kaffee und -tee bereitet, mühsam zum Ufer geschafft (hatten wir ja schon, weißer Sand, Palmen, glasklares Wasser!). Das Leben nimmt eben so seinen Lauf – die SOLEILs haben ein Bierbüchsen-Wurfspiel für die Kinder vorbereitet und der Sieger kriegt Rote Grütze, zu meinen Nussschnecken gesellt sich ein sensationeller Hefekranz und zur Abrundung bringt einer der Franzosen noch „Thé belge“ in Umlauf. Belgischen Tee – zu deutsch: Gerstenkaltschale. Bier!
Was soll die Aufzählung?! Na, weil man in dieser deutsch-französischen Runde unweigerlich auf das tote Pactormodem kommt und siehe da, der Hans (genau der!) sagt schlicht: „… ich habe zwei! Wollt Ihr eines haben?!“ Tatsächlich – mit seinem neuen Schiff hat er eines gekauft, und in seinen Umzugskisten, die aus Neukaledonien nach Guadeloupe reisen, kommt ein weiteres.

Nach einigen aufregenden Minuten kriegen wir das alte Schätzchen zum Laufen, voilà, hier kommt ein Blogbeitrag. Funkstille? Das hättet Ihr wohl gern…

Wir fahren bald weiter – der Ankerplatz wird sich am Montag schlagartig leeren: SOLEIL und AKKA zu den Roques, die Franzosen Richtung Festland. Tschüss, KAMIROS, macht Euch ein paar schöne, einsame Tage! Und vielen Dank für Rettung aus dem drohenden Funkloch!

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