Griechischer Wein?!

Bonaire, 13.11.2009

Bonaire - Deutscher Kaffee

Um es gleich vorweg zunehmen:  griechischen Wein – den gibt es auf dem Bild nicht.
Es ist: Deutscher Kaffee! Und nicht mal gekaufter – nein, wir waren eingeladen.

Zunächst mal finden wir Bonaire „geht so“, verwöhnte Biester, die wir sind, nach so langen Tagen in den venezolanischen Inseln können wir uns gar nicht mehr an Zivilisation gewöhnen. „Timmendorfer Strand“ schießt es mir durch den Kopf – Andenkenladen, Kneipe, Andenkenladen. Nur dass an der Ostsee nicht so viele Tauchbasen zu finden sind. Wir liegen vor Kralendijk, an einer Mooring; geankert werden darf hier nicht, hier ist alles Schutzgebiet.

Igel

Was gewisse Vorteile hat – den Hammerhai, der vor einigen Tagen direkt hier an den Yachten entlangglitt, haben wir zwar nicht persönlich gesehen, aber unter der AKKA ist doch einiges los. In Schwimmentfernung fällt das Riff steil ab, man sieht die schon auf Blanquilla erwähnten „Seeschlangen“, die sich dank bonairianischer Bestimmungsliteratur nun als getüpfelte Aale herausgestellt haben, ebenso wie große Makrelen und andere Vertreter aus dem Tunfischclan, natürlich knurpsen die Papageienfische an den Korallen herum, Doktorfische weiden an den Mooringblöcken. Schildkröten, Kofferfische, Kugelfische.

Aber wir sind natürlich nicht nur im Wasser unterwegs – unser Paket mit dem Series Drogue ist ja im Anflug, das muss besorgt werden, wir brauchen frischen Proviant – und sind damit hier in „Europa“ völlig richtig. Es gibt Dr. Oetkers Griess und Almhofs „Room Yoghurt“ mit Orange oder auch in der griechischen Variante, mit Walnuss und Honig. Käse bis hin zum „Oud Amsterdam“ – und endlich wieder frisches Gemüse. Mhmmm. Nach einem längeren Gang durch Kralendijk steuern wir Karels Bar entgegen, wo sich zum Sonnenuntergang halb Bonaire versammelt, man könnte ja einen „green flash“ erspähen; uns ist nach dem Pflastertreten zwar mehr nach Kaffee, aber was tut’s. Diverse Tische sind schon besetzt, da erspähe ich aus dem Augenwinkel etwas anderes: „… das ist doch Frau Mordhorst von der Stadtsparkasse!?“ – und die auch gleich: “ … Sie sind doch die Kundin, die mal eine Scheckkarte mit dem Schiff versenkt hat?!“ Richtig. Unsere alten Bankberater sitzen in Bonaire, schlürfen Cola und Sodawasser und genießen den Ruhestand – schon halbe Bonairianer, die beiden, nach vielen, vielen Tauchaufenthalten, und nun monatelang, mal hier und ab und zu mal wieder in Hannover. Das macht Rosi und Bernd zu idealen Reiseführern.

Bonaire - Red huts

Tags drauf schon entern wir das Mini-Auto und werden von Tauchstelle zu Tauchstelle geführt (davon gibt es VIELE…), von Flamingo zu Flamingo – davon gibt es noch mehr als Tauchstellen, und fast so viele wie Kakteen.

Bonaire - Slave hut

Salzberge, Sklavenhütten, die ehemalige „Hauptstadt“ Rincon – und nun gibt es auch mal richtiges Bonaire-Leben zu betrachten.  Karstige Blicke, grüne Blicke. Wir genießen kutschiert zu werden, machen Picknick an mehr oder weniger schattigen Plätzchen oder schauen dann wieder fassungslos in die „Unterkünfte“ der Salinenarbeiter. Sklavenhütten. Und dann wieder: Felszeichnungen der Arawaks. Türkisfarbene Lagunen und tosende Brandung.

Bonaire - The rough side

Derweilen ist in Kralendijk ein Monstrum eingelaufen und entlässt seine Ladung: 3000 Touristen auf einen Schlag, aber selbst dafür ist Bonaire, das kleine, nun wieder holländische Inselchen, groß genug. Nur der Sonntagsstrand der Bonairianer ist ein bisschen übervölkert – Wohlstandsbauch reiht sich an Wohlstandsbauch, es sind überwiegend US-Bäuche; da kriegt man dann doch die „Krise“…

Zurück ins Städtchen – schließlich wartet vor Mordhorsts Sommer/Winter/Tropenhäuschen was ganz Besonderes: Deutscher Kaffee, und wir revanchieren uns mit selbst gebackenem Roggenbrot. Ziemlich deutsch, das alles, wäre denn nicht der holländische Zitronenkuchen gewesen – wie sagte neulich jemand: „The Germans – that’s 3 B : Bier, Bratwurst and Bread…“ Genau. Da fehlt noch was, ganz ohne B: Deutscher Filterkaffee!

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