AKKA ALEMAN

Cartagena de Indias, 16.12.2009

Die „AKKA ALEMAN“… Wir hörten es schon von Weitem, als wir noch Meilen draußen waren: Manfred, unser Agent, versuchte uns zu rufen, und wir kriegten eine Funkgesprächsverwirrung mit, zu der wir mangels guter Verbindung tüchtig beitrugen. Wir hatten ja keine Ahnung: Andi („Andrea“) und Rob und ihre AKKA aus den USA liegen in Cartagena, und die wieder haben vor ein paar Tagen die „Washington-AKKA“ in die San Blas-Inseln verabschiedet. Wir waren kaum fest, als wir hörten: „AKKA, AKKA for the other AKKA“. Das ist die Sprachregelung für 2 AKKAs im Funkbereich; wie das dann wird, wenn wir demnächst zu dritt auf den Inseln zusammentreffen, scheint zumindest für uns geregelt, denn wir sind fortan „AKKA ALEMAN“. Unsere alte Dame trägt’s mit Würde, und mit Andi lässt sich trefflich über Selma Lagerlöf schwadronieren. Überhaupt sind die beiden („the true AKKA“, wie wir auch schon hörten) nette Leute und das Loch, das sie schon morgen im (amerikanischen) Feld hinterlassen werden, können wir nicht stopfen. Wie das halt in US-lastigen Ankerfeldern so ist; alles ist organisiert, Mexican Train Dominoes, Bridge, X-Mas Ball. Potluck, Happy Hour, Flohmarkt. Chiva-Bus-Tour, New years Eve, Zahnarzttipps… Sie sind einfach anders, unsere amerikanischen Kollegen, und da die Liebe zu Hugo C (und umgekehrt) nicht sonderlich groß ist, knubbeln sie sich nun alle in Kolumbien. So richtig nerven tut es nur zur Funknetzzeit am Morgen, wenn Mrs. „Cabaret“ ihr „Ca-haaa-aaaa-baaa-rrrr-eeeeei“ loslässt. Was für ein Trubel. Wenn man von See kommt und als erstes ein quietschiges „… there is a kite surfer in the field and HE IS CHECKING OUT THE BOAAATS!“ hört – DAS ist Kulturschock. Die lustige Variante.

Mehr Kultur, weniger Schock ist die Annäherung an die Stadt Cartagena de Indias: Spanische Kolonialgeschichte in Kieferklemmen-Qualität. Schon mit der Anreise fängt es an: Man steuert einen Wegpunkt an, damit man die beiden (hoffentlich gerade mal dort liegenden) Einfahrtbojen sehen kann. Das tut not, denn während die großen Pötte sich zwischen Inselchen durch die Boca Chica quetschen, fahren die Segler in der so genannten „Boca Grande“ über eine Mauer, von den Spaniern zwischen zwei Inseln zur Abwehr fremder Schiffe errichtet; 17 m breit, mit einer ganz kleinen Lücke für die Kleinschiffahrt. Navigatorische Sorgfalt tut not, im besten Fall hat man in der Lücke 3 m Wassertiefe. THE ROAD hat es in der Nacht probiert und nicht ganz getroffen, Papagei Rubbish übt jetzt das Geräusch eines brechenden Ruderblattes, aber wir kamen gut durch’s Loch. Admiral Vernon war 1741 auch ziemlich erfolgreich, obwohl der durch die Boca Chica eindrang, vorbei an vielen kleinen Forts, ein echtes Kunststück, im zweiten Versuch mit 187 Schiffen, 30.000 Engländern (dreißigtausend! Wo er die wohl aufgesammelt hat?!) und viel Artillerie. „Ziemlich“ erfolgreich, bis auf die Tatsache, dass er sich nach 56 Tagen Belagerung des Forts San Felipe dann doch dessen Befaehlshaber geschlagen geben musste, einem Mann, den ich mir zu meinem persönlichen Cartagena-Helden erkoren habe. Blas de Lezo, der Mann mit der 18-Pfünder-Kanone, und auch sonst nicht viel zu verlieren. Zu Beginn der Belagerung hatte er sowieso nur noch ein Auge. Und ein Bein. Naja, und einen Arm…
Gestern waren wir zum zweiten Mal auf den Spuren der alten Kolonialzeiten unterwegs, womit wir hier noch viele Tage verbringen können. Bis an die letzte Küstenecke befestigt – so massiv wie wir es noch nie gesehen haben! – und bis an den letzten Zahn bewaffnet gab sich Cartagena zu den Hochzeiten der kriegerischen Auseinandersetzungen. Die Engländer und Franzosen hätten so gern teilgehabt am Reichtum der Spanier, die von hier aus die Schätze der Anden nach Hause verschifften, und England ließ sich darum zunächst mal den Trick mit der Piraterie einfallen: Sie nahmen, nachdem sie mit der Marine nicht erfolgreich waren, den Piraten um den späteren „Sir“ Francis Drake in die Pflicht und  legalisierten ihre Unternehmungen, aber auch die konnten nichts daran ändern, dass Cartagena der größte Hafen der spanischen Kolonien war und blieb; so massiv war die Befestigung, dass Admiral Vernon schlicht aufgab, nachdem seine Offiziere nach dem dritten Anlauf die Anlage besuchen und die Kampfbereitschaft der Spanier bewundern durften. Gegen die Spanier wandte sich das Blatt erst mit dem Herrn Bolivar, der hat es dann endgültig geschafft, aber das ist eine andere Geschichte. Demnächst zu hören von der „anderen“ AKKA…  AKKA ALEMAN.