DHL oder: Zwischen Thriller und Slapstickfilm

Cartagena de Indias, 19.12.2009

Es muss ja auch mal was nicht so dolle klappen, oder? Wie der Titel schon sagt, wir sind derzeit im falschen Film: wenn wir lachen wollen, wird’s gerade spannend, und wenn uns die Haare zu Berge stehen, muss man lachen. Wir versuchen nämlich, einen Brief mit der angesammelten Post aus Deutschland zu kriegen. Agent Manfred steuert die Empfangsadresse in Cartagena bei, Heiner packt den Poststapel in einen Umschlag, Adresse drauf und weg damit. Ganz einfach. DHL-Sendungen beauftragt man ja heutzutage online, auch ganz einfach. So geschehen am Mittwochabend hiesiger Zeit, es dauert zwar ein Weilchen bis frau sich in diesen servicearmen Zeiten durch die virtuelle Prozedur gewurschtelt und dann auch noch die VISA-Karte belastet hat, aber Ende gut, alles da: man kriegt eine Sendungsnummer, den Frachtbrief zum Ausdruck, die Quittung, die Übergabequittung für den Fahrer, alles völlig easy. Mail mit den entsprechenden Anhängen an Heiner:  wird morgen abgeholt, zwischen 15:30 und 17:00, bitte den Brief und die Ausdrucke bereithalten. Donnerstag, 10:30 kolumbianischer Zeit – die deutsche Empfängerin in den fernen Tropen ist ja neugierg und will schon mal gucken, ob sich bereits was getan hat, wir sind im Internetcafé und Sendungstracking ist unser Liebstes. Einloggen, Sendungsübersicht (sehr übersichtlich, es gibt ja nur eine!) und –  Tiefschlag: please contact DHL! Erstes Skypegespräch mit der Hotline: „… hm ja, die Datensätze sind verloren gegangen…Am besten ruft der Absender die Hotline an und veranlasst die Abholung neu!“. Mir ist mulmig – „der Absender“ fertigt gerade die letzten Schweinegrippe-Patienten des Jahres ab, aber es hilft wohl nichts, und so führt er denn auf unsere Bitte ein anstrengendes Gespräch mit der Hotline: „… nein, ich will nicht wissen wie — ich möchte nur gern dass der vorhandene Brief hier abgeholt…“ O.K. – sie schicken einen Fahrer. 18:30. Feierabend, der Brief liegt immer noch und wir kriegen eine Mail: „… hoffentlich morgen dann, ab mittag ist die Praxis zu…“. Skypegespräch 2 mit der Hotline, um dies sicherzustellen, vom Schiff aus (das ist dann auch immer schön anstrengend für beide Seiten!),  gleicher Mitarbeiter. Der findet nun GAR NICHTS mehr zu dem Vorgang. Konnte er vor ein paar Stunden noch Abhol- und Empfangsadresse zitieren, scheinen die Datensätze nun vollends in die Weihnachtsferien gefahren zu sein. Wir verabreden eine gänzlich neue Abholung am nächsten Morgen, vor Ort bar zu zahlen zum fast doppelten Preis als die online-Buchung es vorgegeben hatte, aber immerhin, und die geschieht auch. Fantastisch – Heiner schreibt: „… der DHL-Onkel hatte es ziemlich eilig, wusste nicht, was die Sendung kosten soll, ich habe mal voll bezahlt, er hat aber eine Versandantragsnummer  hinterlassen!“ Es läuft also. Am Abend bricht bei uns wieder die Neugier durch, vorsichtiges Sendungstracking: Tataaa! Sendung unbekannt. Es folgen am Morgen die DHL-Hotline-Gespräche 3 bis 6 – von „… das können wir Ihnen nicht sagen, Sie sind nicht der Versender…“ (wie nett! Aber der Empfänger…) über „… da müssen Sie schon die lokale DHL-Station anrufen…“ (gibt es aber nicht, das macht die Hotline…) bis ich endlich, nun wieder im Internetcafé, jemand finde, der auf meinen Vorbemerkung, dass wir BEIDE jetzt sehr geduldig sein müssen, nicht durch die Decke geht, sondern mal guckt, ob gestern im Ostfriesischen eine entsprechende Sendung abgeholt wurde. Schlichte Antwort: „… leider nein!“ Was bei der Online-Buchung schief gegangen ist, auch mit dem erfreulich niedrigen Preis, lässt sich nicht feststellen, der höhere scheint in jedem Fall der realistischere zu sein, nur dass das Online(Ohnmachts-!?)-Buchungssystem sich wohl selbständig etwas ausdenkt und die Daten dann in die Hölle schickt, aber das ist nun nur noch Nebenschauplatz. Wir beschließen das Gespräch in freundschaftlicher Stimmung, nicht ohne einen Suchantrag vereinbart  zu haben. Nun warten wir auf’s Christkind. In Form einer Mail von DHL Bremen, was denn wohl der Fahrer mit der Post und den sage und schreibe 130 Euro gemacht hat. Spannend?  Oder doch eher lustig?! Wir sind für „Slapstickfilm“.

A propos Film:  Um mal zu zeigen, wie es (nicht nur bei uns!) auf See zugeht, verlinke ich mal zu einer schönen Dokumention auf Hippopotamus. Viel Spaß!